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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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meinen Hals und rieb ihn. »Was du sagst, ergibt nicht viel Sinn, Schwester.« Ich sah, dass sie wie Jericho sehr abgespannt und müde aussah. Sie hatte Ringe unter den Augen, ihr Gesicht wirkte sehr blass, und die Haut spannte sich über den Knochen. »Geht es dir gut? Was, zum Teufel, stimmt denn nicht?«
    »Um Gottes willen, Jonathan, du hast geschlafen?«
    Hatte dies etwas zu bedeuten? Offensichtlich ja. Etwas höchst Schreckliches, für sie beide.
    »Sie haben mehr als nur geschlafen, Sir«, warf Jericho ein. »Sie wissen, wie Sie während des Tages sind. So war es.«
    »Würdet ihr euch bitte klarer ausdrücken? Ihr sagt, dass ich geschlafen hätte, ja. Geht es darum, dass ich die ganze Nacht und den ganzen Tag durchgeschlafen habe?«
    »Mehr als nur eine einzige Nacht, Jonathan.«
    Plötzlich begriff ich, dass mir das, was Elizabeth sagen wollte, nicht gefallen würde. »Mehr?«, quiekte ich.
    »Du hast die gesamte Überfahrt hindurch geschlafen.«
    Oh, ich wollte darüber lachen. Aber ich konnte nicht. Weitere Laute entwichen mir, die zwar nicht als Rede erkennbar waren, aber nichtsdestotrotz ausdrucksvoll.
    »In der zweiten Nacht auf See gingst du unter Deck, um dich ein wenig auszuruhen«, sagte sie vorsichtig, als ob sie einem schlechten Gedächtnis nachhülfe.
    »Ja, das hast du mir gesagt.«
    »Du bist davon nicht mehr erwacht. Du wolltest einfach nicht aufwachen, und wenn du dich in diesem Zustand befindest, scheint es, als seiest du tot.«
    »Ich bin davon nicht mehr erwacht? Was, in Gottes Namen, meinst du damit?«
    »Du hast die gesamte Reise verschlafen! Du hast über zwei Monate geschlafen!«
    Ich schüttelte den Kopf. »O nein ... das ist unmöglich.«
    Ihre Mienen reichten aus, um mein schwaches Leugnen zu ersticken.
    »Unmöglich ...« Aber ich musste nur um mich blicken, um zu sehen, dass wir uns in einem Gebäude und nicht auf einem Schiff befanden. Mein eigener Körper hatte mir dies bereits bestätigt. Verschwunden waren die aufgestellten Nackenhaare, die Übelkeit, der ständige innerliche und äußerliche Druck. Mein Nachthemd schleifte hinter mir her, als ich aus dem Bett stieg und unsicher auf ein kleines Fenster zu ging.
    Das Glas war kalt und getrübt von Kondenswasser. Ich fingerte an der Verriegelung herum und stieß das Ding auf. Kalter Wind traf mich mitten ins Gesicht und brachte die Gerüche von Eisregen, Schlamm, Kohlenstaub und Stall mit sich. Ich befand mich im ersten Stock eines Hauses und warf einen Blick auf seinen Hof, Es schien ein Gasthaus zu sein und kam mir vage vertraut vor.
    Das ›The Three Brewers‹. Der Gasthof, in dem ich vor vier Jahren gewohnt hatte, als ich darauf gewartet hatte, Vetter Oliver zum ersten Male zu treffen.
    »Das kann nicht sein.« Aber der Beweis stand direkt vor meinen Augen und spottete meinem verzweifelten Leugnen.
    »Jonathan ...« Die Stimme meiner Schwester klang vorwurfsvoll. Sie konnte Verwirrung tolerieren, aber nicht vorsätzliche Dummheit.
    Ich starrte sprachlos auf die prosaische Szene unter mir. Jenseits des Gasthofes, hinter dem niedrigeren Dach seines gegenüberliegenden Flügels, waren Bäume, andere Dächer und Kirchtürme zu sehen, welche sich meilenweit in eine bewölkte Winternacht erstreckten.
    Wahr, wahr und wahr. Wir waren ganz bestimmt, vollkommen unbestreitbar in London, auch wenn dies völlig unmöglich schien.

KAPITEL 4

London, November 1777 »Es war einfach schrecklich, jawohl«, meinte Elizabeth mit etwas dünner Stimme.
    »Es tut mir Leid, das tut es wirklich. Wenn ich nur gewusst hätte, dass –«
    Sie winkte mir mit ihrem mittlerweile dritten durchnässten Taschentuch zu und sagte, ich solle nicht närrisch sein. »Natürlich hättest du etwas gesagt. Das wissen wir beide. Doch es war so eine schlimme Qual, und nun, da sie vorbei ist, weiß ich kaum, was ich denken oder tun soll.«
    »Tee«, bemerkte Jericho lapidar.
    »Mit einer Menge Brandy«, fügte ich hinzu, aber ich sah nur noch seinen entschwindenden Rücken. Ich wünschte, ich könnte auf diesen Schrecken etwas davon trinken. Zwei Monate? Wie konnten mir zwei Monate meines Lebens einfach entgangen sein?
    »Erinnerst du dich an überhaupt nichts?«, fragte sie.
    »Meine letzte Erinnerung handelt davon, wie ich an der Reling mit dir gesprochen habe, dann unter Deck ging und ins Bett fiel. Soweit es mich betrifft, geschah dies letzte Nacht.«
    Sie schüttelte den Kopf und hörte nicht damit auf.
    »Es ist nicht so, dass ich dir nicht glaube, Elizabeth,

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