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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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recht wusste, was geschah, hatte er meine Toilette abgeschlossen und assistierte mir bei meiner Garderobe für den Abend. Mehr als die halbe Nacht lag noch vor mir, und ich hatte meinem dringenden Bedürfnis nach frischer Luft jenseits der Gefahren der Stadt Ausdruck verliehen. Vielleicht war ich in meinem Bewusstsein nur zwei Nächte auf See gewesen, doch dies waren noch immer zwei Nächte zu viel. Selbst wenn ich mich nun wieder auf festem Boden befand, wollte ich ihn unbedingt auch unter meinen Füßen fühlen.
    »Aber dies ist mein schwerer Umhang«, wandte ich ein, als er ihn mir über die Schultern legte.
    »Es ist nun kalt, Mr. Jonathan, fast Dezember. Die Leute hier sagen, dass es bereits geschneit hat und dass immer die Möglichkeit besteht, dass es noch mehr schneit.«
    »Oh.«
    Er setzte mir den Hut auf und händigte mir meinen Stock aus. Die Situation ähnelte so sehr dem letzten Male auf dem Schiff, dass mir plötzlich der verrückte Gedanke in den Sinn kam, ihre gesamte Geschichte sei irgendeine Art hässlicher Trick. In der Tat war ›entsetzlich‹ das richtige Wort, dafür, dass ich auch nur annehmen konnte, sie seien zu einer solchen schlimmen Tat in der Lage. Schweigend bezwang ich meine unwürdigen Gedanken und wünschte ihm einen guten Abend.
    »Bitte, denken Sie an die Zeit«, meinte er. »Ihnen steht eine Stunde mehr an Dunkelheit bevor, aber es gibt keinen Grund, Risiken einzugehen.«
    Dies entsprach der Wahrheit. Wenn der Sonnenaufgang mich, der ich fast fremd in dieser riesigen und eiligen Stadt war, draußen überraschen würde ... Ich gab ihm mein ernsthaftes Versprechen, mich in Acht zu nehmen, und forderte dann im Gegenzug eines von ihm, sich auszuruhen und nicht auf mich zu warten.
    Dann eilte ich die Treppe hinab und durchquerte den schlammigen Hof des Gasthauses – nach den Beschränkungen des Schiffes – mit langen und eiligen Schritten. Es war noch eine recht frühe Stunde – zumindest für London – nicht später als elf Uhr. Da ich an die Stille des Landes gewöhnt war, welches fast eine halbe Welt entfernt lag, war der fortwährende Lärm und das geschäftige Treiben auf den Straßen voller neuer und überwältigender Eindrücke für mich. Doch meine Erinnerungen an vergangene Besuche hatten auch mit Erinnerungen an die Tage zu tun; es schien, als tauche bei Nacht eine andere, schlimmere Stadt aus einer verborgenen Erdspalte auf, um ihr Schindluder mit einer glücklosen Welt zu treiben.
    Ich hielt meinen Stock mit festem Griff und meinen Kopf aufrecht, auf der Hut vor Taschendieben und anderem Gelichter, welches auf meine Kosten Profit zu machen hoffte. Sie waren schlimm genug, aber fast gesittet, verglichen mit ihren wilderen Vettern, den Straßenräubern. Da diesen die Geschicklichkeit für unauffälligen Diebstahl fehlte, fanden es solche Schurken leichter, ihre Opfer einfach zu ermorden, um lautstarken Protest und Verfolgung zu vermeiden.
    Flotten Schrittes und mit offenen Augen war ich mir des halbmenschlichen Abschaums wohl bewusst, welcher in den schwarzen Schatten zwischen den Gebäuden herumlungerte. Ich vermied diese, indem ich nah an der Straße entlangging, selbst wenn mich dies dem Risiko aussetzte, durch vorbeifahrende Wagen und vorbeireitende Menschen mit Schlamm und Schlimmerem bespritzt zu werden. Die meisten der Durchgangsstraßen waren durch Hunderte weißer Pfähle markiert, welche den Verkehr von den Fußgängern trennte. Kein Fahr- zeug würde es wagen, diese Barriere zu durchdringen, so dass ich wenigstens davor geschützt war, überfahren zu werden.
    Ich hätte mich unsichtbar machen, in die Höhe steigen und problemlos über diese Gefahren hinwegschweben können, aber das hätte bedeutet, dem bunten Treiben der Menschen zu entsagen. Abgesehen von den Gefahren, hatte ich London doch sehr vermisst und wollte mit jedem Stein Wiedersehen feiern.
    Natürlich mit einigen Ausnahmen. Kein Mann, der nicht betrunken oder wahnsinnig war, würde sich in bestimmte Straßen vorwagen, doch es gab Myriaden von anderen, die diesen zweifelhaften Mangel ausglichen. Als ich mich von einer zur anderen bewegte, staunte ich erneut über die Reihen von Läden mit Glasfront und ihren besten Waren in der Auslage, mit denen sie versuchten, die Leute hineinzulocken. Sie waren jedoch alle geschlossen, außer den Schänken und den Cafés, aber ich hatte kein Interesse an dem, was sie zu verkaufen hatten.
    Ebenso wenig war ich begierig darauf, die Genüsse zu kosten, welche von den

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