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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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Sterne nach zu urteilen. Verdammnis, die Nächte waren zu kurz.
    Ich gönnte ihr noch einige Minuten Ruhe und schüttelte sie dann sanft. »Ich muss bald gehen, Molly.«
    Sie murmelte etwas, mehr als nur halb schlafend, aber protestierte nicht weiter, als ich aufstand. Ich half ihr mit ihrem Morgenrock und bot ihr meinen stützenden Arm, als sie ihre Schuhe überstreifte. Sie war munter genug um ein wenig zu lachen, als ich mit meiner Kniehose kämpfte. Ich strengte mich mehr an, als es für die Aufgabe erforderlich gewesen wäre, um sie weiterhin zum Lachen zu bringen, und spielte wieder den Hanswurst, als ich mein noch immer feuchtes Hemd anzog.
    »Ihr bekommt ganz sicher Fieber«, warnte sie mich.
    »Das werde ich riskieren.«
    Ich nahm ihren Arm und brachte sie zurück zum Haus. Leise. Einige der allerersten Frühaufsteher von Glenbriar könnten bereits auf den Beinen sein; es war nicht angebracht, ihnen Stoff zum Tratschen zu bieten. Oder besser: noch mehr Stoff zum Tratschen. Die meisten Leute aus dem Dorf wussten Bescheid über Mollys nächtliche Aktivitäten, aber sie gab tagsüber vor, sich allein von ihren Näharbeiten zu ernähren, und legte in der Öffentlichkeit ansonsten ein höchst sittsames Benehmen an den Tag. Aufgrund dieses Verhaltens und ihrer Diskretion hatte niemand einen Grund, sich über sie zu beschweren, und es stand nicht in meiner Absicht, die Dinge zu ändern.
    Wir schlichen uns durch ihre Hintertür ins Schlafzimmer, wo ich den Rest meiner Kleidungsstücke einsammelte. Ich entschloss mich, sie auf dem Arm nach Hause zu tragen, anstatt sie anzuziehen, und meinem Hemd auf diese Weise eine Möglichkeit zum Trocknen zu geben.
    »Vergesst nicht, was ich gesagt habe, Johnnyboy – sprecht Eure Gebete.«
    »Ich werde auch eines für Euch sprechen«, versprach ich ihr und umarmte sie ein letztes Mal.
    »Gott, wie werde ich es vermissen, dass Ihr vorbeikommt. Nächte wie heute lassen mich wünschen, ich müsste mich nicht mit den anderen Kerlen abgeben. Niemand kann es so gut wie Ihr. Ich bin so schrecklich verwöhnt, wirklich.«
    »Damit sind wir schon zwei.«
    Sie begann zu schniefen. »Oh, nein, ich fange ja schon wieder an.«
    »Das ist in Ordnung.«
    »Nun, fort mit Euch«, sagte sie in dem Versuch, barsch zu klingen. »Es wäre nicht gut, wenn Ihr zu spät kämt.«
    »Ich weiß. Gott schütze Euch, Molly.« Ich küsste ihr die Hand und drehte mich zum Türeingang um. Dann hielt ich inne. »Noch etwas. Ich habe ein Geschenk für Euch unter meinem Kissen hinterlassen.«
    »He, Mr. Barrett, Ihr seid –«
    »Und Ihr auch, liebste Molly.« Sodann stürzte ich nach draußen. Ich müsste mich beeilen, nach Hause zu kommen, denn der Himmel war schon ein wenig heller als zuvor. Ich war zuversichtlich, dass die zehn Guineen – mein Abschiedsgeschenk für sie, zusätzlich zu meiner normalen Bezahlung für ihre Dienste – äußerst hilfreich waren, um einigermaßen angenehm durch die härteste Zeit des bevorstehenden Winters zu kommen.
    Ich eilte die Straße hinab nach Hause, wobei meine Füße kaum den Boden berührten.
    Die Sonne war mir zwar nicht völlig zur Feindin geworden, aber doch zumindest zu einer Gegnerin, die respektiert werden müsste. Es war notwendig die Zeit genau im Auge behalten, sonst würde ich mich im Morgengrauen hilflos gestrandet wiederfinden. Dies wäre in meiner ersten Nacht außerhalb des Grabes beinahe geschehen. Die alte Scheune auf unserem Grundstück hatte mir damals einen sicheren Schutz geboten, und es kam mir in den Sinn, dass ich vielleicht ein weiteres Mal von ihr Gebrauch machen müsse. Die Söldner, welche letztes Jahr dort einquartiert worden waren, waren verschwunden, Gott sei Dank, so dass es dort sicher sein würde, aber meine Abwesenheit während des Tages würde Vater und meine Schwester Elizabeth beunruhigen.
    Ich kam an jenem gerade beschriebenen Ort vorbei und entschied, dass die Nacht noch lange genug dauern würde, dass ich es bis zum Haus schaffen konnte. Unsere freien Felder führten mich in Versuchung, da sie keine Hindernisse boten, wenn man die reifende Ernte nicht mitzählte. Da es am besten war, wenn ich auf meinem Weg keine Spuren hinterließ, brachte ich mich in einen Zustand der Transparenz und war auf diese Weise in der Lage, mich so schnell wie ein Pferd im Galopp vorwärts zu bewegen, wobei meine Füße tatsächlich nicht den Boden berührten.
    Dies war eine meiner erfrischenderen Gaben und meine liebste – natürlich abgesehen von der
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