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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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Wonne, Mollys Blut zu trinken.
    Indem ich dahinglitt wie ein geisterhafter Habicht, sauste ich nur einige Fuß über der Erde durch die graue Landschaft. Die reine Freude daran hätte mich zum Lachen bringen können, aber kein Ton konnte meinem Mund entkommen, während ich diese Form der körperlichen Auflösung beibehielt. Jeder verbale Ausdruck meines Glücks würde warten müssen, bis ich meinen festen Zustand wieder erreicht hatte.
    Ich brachte die Entfernung in kurzer Zeit hinter mich, sogar in sehr kurzer Zeit, aber ich bemerkte, dass es trotz allem ein knappes Rennen werden würde. Doch es war zu spät, mich noch umzuentscheiden. Ich hatte unser Haus gut im Blick, doch es war trotzdem noch recht weit entfernt für den kurzen Zeitraum, der mir blieb. Die Grautöne, welche die Welt bildeten, wie ich sie in dieser Form sah, verblassten rasch und wurden weiß mit der Ankunft des Morgengrauens. Verdammnis, wenn ich es nicht schneller schaffte ... Immer schneller, bis alles außer dem Haus, auf welches meine Augen fokussiert waren, verschwamm. Es wuchs und erfüllte meine Sicht mit seiner Aussicht auf Zuflucht, und dann befand ich mich ganz plötzlich in seinem Schatten.
    Und genauso plötzlich befand ich mich wieder im festen Zustand. Ich konnte nichts daran ändern. Die Macht der Sonne riss mich gleichsam wieder in die Welt. Meine Beine befanden sich nicht mehr unter mir, und ich streckte rasch meine Arme aus, um den unvermeidlichen Sturz zu dämpfen. Meine Hand- flächen schrammten über Gras und Unkraut, die Ellbogen schlugen hart auf dem Boden auf, und aller Atem, der mir noch geblieben war, wurde aus meinem Körper gepresst, als dieser fiel, rollte und schließlich zum Halten kam.
    Wenn ich mich auch so schnell wie ein galoppierendes Pferd bewegen konnte, dies fühlte sich an, als ob ich von einem solchen abgeworfen worden wäre, bei Gott.
    Für einen Moment lag ich da wie betäubt und versuchte zur Ruhe zu kommen, um zu sehen, ob ich durch den Sturz verletzt worden war oder nicht. Wahrscheinlich hatte ich höchstens einige Blutergüsse; ich war Verletzungen nicht mehr so leicht ausgeliefert wie zuvor und wusste wohl, wie – Licht.
    Brennend, blendend. Alles in allem höllisch.
    Selbst hier, im Schatten an der Westseite des großen Gebäudes, konnte ich seine Kraft kaum ertragen. Den Sturz hatte ich bereits vergessen. Ich zog mir die Jacke über den Kopf und kroch um die Ecke zur Rückseite des Hauses, wo die Kellertüren lagen. Sie befanden sich im gleichen Zustand, wie ich sie hinter- lassen hatte, nämlich unverschlossen, Gott sei Dank. Eine von ihnen riss ich auf und fiel fast die Treppe hinunter in meiner Hast, Schutz zu suchen. Die schließende Tür gab ein lautes Krachen von sich. Hätte ich meinen Kopf nicht ohnehin schon eingezogen, hätte sie mir einen hässlichen Stoß versetzt.
    Die Dunkelheit half ein wenig, bot jedoch keine wirkliche Erleichterung. Diese lag nur ein paar Schritte vor mir, in der hintersten Ecke. Meine Glieder wurden steif, und unter großen Schwierigkeiten taumelte und stolperte ich wie ein Betrunkener auf mein Bett zu, welches dort auf mich wartete. Ich stürzte hinein und fiel ungeschickt mit dem Gesicht auf die mit einem Leinentuch bedeckte Erde. Dann verlor ich das Bewusstsein.
    Es schien bloß für einen Moment zu sein.
    Im Unterschied zu anderen Schläfern ist mir nicht bewusst, wie die Zeit vergeht, während ich ruhe. In einer Sekunde befinde ich mich schreiend am Rande der reinen Katastrophe, und in der nächsten erwache ich ruhig und bin in Sicherheit. Zu der Illusion dieses neuen Abends trug der willkommene Anblick meines Dieners Jericho bei, welcher neben mir stand und eine angezündete Kerze hielt. Sein schwarzes Gesicht trug einen Ausdruck, der eine vertraute Kombination aus Ärger und Erleichterung war.
    »Hallo«, sagte ich. »Ist heute irgendetwas Interessantes geschehen?«
    Die Kerzenflamme tanzte ganz leicht hin und her. »Das halbe Haus wurde im Morgengrauen durch das Zuschlagen einer Kellertür geweckt, Sir. Die Zeiten sind schwierig. Lärm kann höchst beunruhigend sein, wenn man nicht darauf vorbereitet ist, ihn zu hören.«
    Oje. »Es tut mir Leid. Doch es ließ sich nicht vermeiden. Ich musste mich schrecklich beeilen.«
    »Das nahm ich auch an, als ich herunterkam, um nach Ihnen zu sehen.«
    In diesem Moment bemerkte ich, dass ich auf dem Rücken lag, nicht etwa mit dem Gesicht nach unten, und dass ich mein beschmutztes Hemd, meine Kniehose und meine
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