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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod
Autoren: Pat N. Elrod
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Stiefel nicht mehr trug. Bettwäsche war sorgfältig über meinen Körper gebreitet worden, um das Zartgefühl der Küchenangestellten, die vielleicht etwas aus den Vorräten im Keller holen mussten, zu schonen. Meine Hände waren rein gewaschen, und die Grasflecken, die auf ihnen entstanden waren, entfernt worden, und mein verfilztes Haar war ausgekämmt und geglättet worden. Jericho war wie üblich damit beschäftigt gewesen, sich um mich zu kümmern. Ich hatte alles verschlafen, mir der Dinge, die um mich herum geschahen, ebenso wenig bewusst wie der Toten, die ich während des Tages so täuschend echt nachahmte.
    Ein weiterer Vorwurf an mich, die Zeit besser im Auge zu behalten und mehr an die anderen im Haus zu denken, war unnötig. Er hatte seinen Standpunkt deutlich ausgedrückt, und ich war nun gründlich gestraft und zeigte meine Reue.
    Nachdem er die Kerze beiseite gestellt hatte, half er mir, als ich demütig die Bettwäsche gegen die frische Kleidung tauschte, welche er mir mitgebracht hatte. Er kämmte mir das Haar zurück, band es mit einem frisch gebügelten schwarzen Band zusammen und entschied, dass ich noch eine weitere Nacht ohne neue Rasur verbringen könne.
    »Doch Sie werden eine richtige Toilette machen wollen, bevor Sie abreisen«, ermahnte er mich.
    »Du sprichst, als kämest du nicht mit.«
    »Mir wurde zu verstehen gegeben, dass die Räumlichkeiten auf dem Schiff äußerst eingeschränkt sein könnten, so dass ich in der Zeit, die mir noch bleibt, jede Gelegenheit nutzen solle, die sich mir böte.«
    Kein Zweifel, diese Gelegenheit würde während des Tages genutzt werden.
    Darauf bekam er von mir keinen Widerspruch zu hören. Wenn ein Mann jemals der Sklave eines wohlwollenden Tyrannen war, dann war dieser Mann Ihr sehr ergebener Jonathan Barrett.
    Mit hoch erhobener Kerze geleitete mich Jericho aus dem Keller. Wir erklommen die Treppe und kamen in der erstickenden Hitze der Küche heraus, um wie üblich von Mrs. Nooth begrüßt zu werden. Sie war mit den Vorbereitungen für die morgige Abreise beschäftigt. Da sie entschieden hatte, dass kein Schiffkoch sich mit ihren eigenen Fähigkeiten messen konnte, kümmerte sie sich darum, dass unsere kleine Reisegesellschaft genügend Proviant für die Überfahrt hatte. Die Tatsache, dass ich nicht länger feste Nahrung zu mir nahm, machte keinen Eindruck auf sie; meine Gabe, das Bewusstsein anderer Menschen zu beeinflussen, hatte dafür gesorgt. Außer Jericho war allen Bediensteten befohlen worden, solche Merkwürdigkeiten in meinem Verhalten, wie etwa das Schlafen im Keller, zu ignorieren. Ja, es war eine Einmischung in ihre Angelegenheiten, aber es war das Beste, soweit es mich betraf.
    Jericho schritt weiter voran und brachte mich zum Hauptteil des Hauses. Nun konnte ich deutlich meine Schwester bei ihren Spinettübungen hören. Sie hatte sich irgendetwas von Mozart bei einer ihrer Freundinnen geliehen und sich abgemüht, um für sich selbst eine Kopie des Stückes anzufertigen. Darüber konnte ich nur staunen. In frühester Kindheit hatte ich bereits entdeckt, dass ich keine nennenswerten musikalischen Neigungen besaß; das Kauderwelsch aus Fachausdrücken und Symbolen blieb bedeutungslos für mich, doch ich versuchte, dies durch meine Wertschätzung ihrer Übersetzung einfacher Noten in himmlische Klänge auszugleichen. Elizabeth war darin absolut vollkommen, dachte ich.
    Ich trennte mich von Jericho und öffnete leise die Tür zum Musikzimmer. Elizabeth war allein. Ein halbes Dutzend Kerzen war entzündet; eine Verschwendung, die es durchaus wert war, da Elizabeth in ihrem goldenen Schein wundervoll aussah. Sie blickte auf, aber nur einmal, um zu sehen, wer hereingekommen war, dann widmete sie ihre volle Konzentration erneut der Musik. Ich streckte mich in meinem Lieblingssessel am offenen Fenster aus, warf ein Bein über die Lehne und gab mich ganz dem Zuhören hin.
    Die Sonne war schließlich ganz untergegangen, doch ihre Kraft war noch in der warmen Luft zu spüren, die die Vorhänge bewegte. Ich atmete die Gerüche der neuen Nacht ein und genoss sie, so lange ich dies noch konnte. Zu dieser Zeit am morgigen Abend würden Elizabeth, Jericho und ich uns auf einem Schiff befinden, welches nach England unterwegs war.
    Ein kleiner schwarzer Funke der Besorgnis berührte mein Bewusstsein. Mollys Sorge um die Sicherheit unserer Reise war nicht unbegründet. Gedanken an Herbststürme, oder an ein schlecht gewartetes und daher gefährliches
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