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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Sessel fest, als ob sie sich auf einen Sturm vorbereite, ihr Gesichtsausdruck so grimmig und vorsichtig, wie er in den Tagen nach Norwoods Tod gewesen war. Da erkannte ich das Ausmaß meines Egoismus'. Der heiße Zorn, welchen ich in meinem Herzen gehegt hatte, schien sich nun abzukühlen und dahinzuschwinden. Meine Hände entspannten sich, und ich ballte mehrmals hintereinander die Fäuste, um den Schmerz aus den Gelenken zu vertreiben.
    »Vergib mir. Ich war ein vollkommener Dummkopf. Ein grober Klotz. Ein Trottel. Ein Ekel.«
    Ihr Mund zuckte. Vielleicht vor Belustigung?
    »Ich werde dir nicht widersprechen. Bist du fertig?«
    »Mit meiner Reue?«
    »Mit dem Verhalten, welches dich dazu brachte.«
    »Ich hoffe es. Aber was soll ich tun?«, wiederholte ich und zuckte zusammen bei dem kindlichen Tonfall, der meine Stimme erfüllte. »Soll ich warten und warten und warten, bis dies alles mich so verrückt gemacht haben wird wie Warburton?«
    Sie hörte mir geduldig zu, als ich ihr mein Leid klagte, wobei sie nur gelegentlich eine Frage einwarf, um eine bestimmte Einzelheit zu klären. Der größte Teil meines Verstandes hatte sich auf den einen wirklich beunruhigenden Aspekt der gesamten Angelegenheit konzentriert: Noras angebliche Krankheit.
    »Was könnte es sein?«, fragte ich in dem vollen Bewusstsein, dass Elizabeth nicht mehr Antworten parat hatte, als ich mir bisher selbst geben konnte.
    »Es könnte alles sein«, erwiderte sie, was nicht gerade hilfreich war. »Aber wann warst du zum letzten Male krank?«
    »Bei der Überfahrt.«
    »Seit deiner Veränderung eigentlich nicht mehr. Du hattest nicht einmal eine Erkältung, nachdem du den ganzen Tag unter dem Schnee begraben gewesen warst. Und erinnerst du dich an letztes Frühjahr, als alle im Haus mit jenem Katarrh im Bett lagen? Du warst der Einzige, der nicht daran litt. Dies ist nicht normal, sagte der arme Dr. Beldon. Also bin ich geneigt, die Tatsache, dass du alledem gesund entkommen bist, deinem Zustand zuzuschreiben. Vielleicht bist du dadurch, dass du nicht die ganze Zeit atmest, weniger anfällig für die schädlichen Dünste der Krankheit.«
    »Meinst du damit, dass Nora genauso zäh ist?«
    »Ja, und du solltest ebenfalls bedenken, dass Mr. Warburton Nora vielleicht zuletzt gesehen hat, als sie den Kanal überquerten. Auf ihn mag sie durchaus kränklich gewirkt haben, wenn ihre Reaktion auf Seereisen irgendeine Ähnlichkeit mit der deinen aufweist. Möglicherweise hat sie sogar zu ihm gesagt, sie sei krank, um so aus irgendeinem Grunde taktvoll seine Gesellschaft verlassen zu können.«
    »Möglicherweise. Aber Tonys Mutter sagte, sie habe Nora seit Italien nicht mehr gesehen.«
    »Das mag sein, aber Nora wollte während der Überfahrt vielleicht inkognito bleiben, um auf diese Weise Fragen zu ihrem Verbleib während des Tages zu vermeiden. Jedoch schweifen wir zu weit ab. Alles, was ich im Sinne hatte, war, dir einige ermutigende Alternativen zu den düsteren Gedanken zu bieten, welche dir die ganze Zeit Gesellschaft geleistet haben.«
    »Dies weiß ich zu schätzen, Schwester. Das tue ich wahrhaftig.« Gott, warum hatte ich nicht schon vorher so mit ihr gesprochen? Wie der Ärger schwanden meine Sorgen und Ängste dahin, aber nicht alle von ihnen, leider. Ein guter Teil blieb immer noch unzugänglich für Elizabeths Logik. Doch er besaß einen Umfang, mit dem ich umgehen konnte. »Ich war ein solcher Hornochse. Es tut mir sehr Leid –«
    Sie wedelte mit der Hand. »Oh, lass es gut sein. Du brauchst mir nur zu versichern, dass du wieder ganz der Alte bist. Und Oliver ebenfalls. Der liebe Kerl denkt, du seiest aus irgendeinem Grund böse auf ihn.«
    »Ich werde besser gehen und es wiedergutmachen. Ist er bereits zu Hause? Wo ist er?«
    »Er verschwand mit der Post des Tages in seinem Sprechzimmer.«
    »In Ordnung, dann werde ich –«
    Bevor ich auch nur einen einzigen Schritt in Richtung Tür machen konnte, flog sie auf. Oliver kam mit langen Schritten herein, das Gesicht gerötet und mit zusammengebissenen Zähnen. Er hielt ein zerknittertes Stück Papier in seiner Hand und fuchtelte damit wild vor meiner Nase herum.
    »Oliver, ich war kürzlich außerordentlich unhöflich zu dir, und ich –«
    »Oh, mache dir nichts daraus«, meinte er wegwerfend. »Es sei dir gestattet, dich hier übellaunig aufzuführen, dies ist gewiss auch mein natürlicher Zustand.«
    »Das ist er nicht.«
    »Nun, jetzt bin ich übellaunig, und das mit gutem Grunde. Wir

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