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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Oliver mit finsterem Blick.
    »Da sind Edmond und die entzückende Clarinda. Erinnerst du dich an sie, Jonathan? Sehr lebensfrohe Gesellschaft, auch wenn ihr Ehemann so ein miserabler alter Stockfisch ist.«
    Edmond Fonteyn war eigentlich nicht sehr alt, aber seine sauertöpfische und mürrische Art ließ ihn stets so wirken.
    »Ja, ich erinnere mich. Lebensfrohe Gesellschaft, in der Tat«, murmelte ich.
    »Wirklich?«, fragte Elizabeth. »Froh in welcher Weise?«
    »Oh, hm, einfach ... froh«, antwortete er achselzuckend. »Sie kennt die besten Dinge, welche gerade in Mode sind, alle Tänze und Spiele, diese Art von Dingen. Wie sie und Edmond miteinander auskommen, ist ein großes Rätsel, da dieser Mann niemals die Zeit für irgendeine Leichtsinnigkeit hat. Mutter mag sie überhaupt nicht, aber Clarinda heiratete den Sohn von Mutters Lieblingsbruder und schenkte ihm einen Erben. Der arme Junge wurde vor mehreren Jahren in eine weit entfernte Schule geschickt; ich bezweifle, dass er seinen kleinen Halbbruder je gesehen hat.«
    »Es tut mir Leid, Oliver, aber ich komme nicht mehr mit. Wer ist Edmond?«
    »Clarindas zweiter Ehemann. Er ist ein entfernter Fonteyn-Vetter. Als Clarinda Witwe wurde, bot er allen Charme auf, den er besaß, und es gelang ihm, sie zu heiraten. Dies erfreute Mutter, wobei weniger die Tatsache eine Rolle spielte, dass Clarinda einen neuen Beschützer hatte, sonder vielmehr, dass ihr Großneffe seinen Namen nicht ändern musste. Was ihren anderen Großneffen betrifft, so ignoriert Mutter ihn im Wesentlichen, und damit ist er wahrscheinlich gut bedient.«
    Die Leute in der Halle zogen sich Umhänge gegen die herrschende Kälte an. Sie hätten sie als Schutz gegen die Kälte, welche von Tante Fonteyn ausströmte, anbehalten sollen. Eine der anmutigeren Gestalten blickte in unsere Richtung. Kusine Clarinda, ohne jeden Zweifel. Sie nickte Oliver und Elizabeth zu, welche sich als Antwort leicht verneigten. Dann hob sie den Kopf, um mich anzublicken. Ich verbeugte mich ernst. Sie lächelte sanft, und ich hoffte, die Düsterkeit unserer Umgebung würde verhindern, dass irgendjemand bemerkte, wie meine Wangen einen rötlichen Schimmer annahmen. Ihr Blick ruhte einen Augenblick länger auf mir, als dies eigentlich der Fall sein sollte, dann wandte sie sich abrupt zu ihrem Manne um. Edmond schenkte ihr keine Aufmerksamkeit, sondern konzentrierte sich stattdessen auf mich. In seinem dunkeläugigen, starren Blick lag ein seltsamer Ausdruck von Zorn, und ich fragte mich, ob er es wusste. Ich verbeugte mich vor ihm, erhielt aber keine Reaktion darauf, was ich als schlechtes Zeichen wertete.
    Er beendete den Augenkontakt, um Clarinda zur Tür hinauszudrängen. Wahrscheinlich war dies dieselbe Reaktion, die er allen Männern gegenüber zeigte, welche zu den Bewunderern seiner schönen Frau zählten. Wenn dem so war, dann brauchte ich mich angesichts seines unheilvollen Blicks nicht einsam zu fühlen.
    Außerdem war es das voll und ganz wert, dachte ich bei mir und gestattete mir einen Blick zurück in die Vergangenheit. Ich erinnerte mich meines ersten Weihnachtsfestes in England. Ich sollte es im Fonteyn-Hause verbringen, und trotz Olivers Anwesenheit, welche mir die Sache angenehmer machen würde, betrachtete ich dieses Ereignis mit dem gleichen Enthusiasmus, welchen man sich sonst dafür aufsparen würde, sich eine Blase zu laufen. Ich hoffte, dieses Erlebnis würde schnell vorübergehen und keine bleibenden Narben in meiner Erinnerung zurücklassen. Und so kam ich mit einhundert oder mehr Fonteyns, Marlings, und Gott weiß, welche anderen Verwandten noch dabei waren, zusammen, als sie sich versammelten, um ihre Betrübnis über die Todesfälle zu äußern, liebevoll über die Geburten zu sprechen, die Köpfe über die Vermählungen zu schütteln, und mich anzustarren, ihren Vetter aus den Kolonien. Es war Tante Fonteyns Idee, diese alljährliche Treffen anzuberaumen, da es ihr die Möglichkeit bot, die Tortur ihrer Anwesenheit allen Familienmitgliedern gleichermaßen aufzuerlegen.
    Ich wurde sogleich von den Männern in Beschlag genommen und zum Objekt einer Befragung, welche den letzten Prüfungen meines Examens an der Universität nicht unähnlich war. Ihr größtes Interesse galt der Politik, und sie wollten meine Ansicht zu dem Aufruhr hören, der sich zwischen den Kolonien und der Krone abspielte. Ich teilte ihnen mit, dass dies alles eine verdammte Plage sei, und dass das Pack von Unruhestiftern,

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