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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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mich.«
    »Wo, Tony? Wo ist sie?«
    »Mich.«
    Ich gab es vorerst auf und durchmaß das Zimmer mit meinen Schritten. Sollte ich versuchen, Einfluss auf ihn auszuüben? Könnte dies nicht den Fortschritt seiner Genesung zum Scheitern bringen, welchen Nora bei ihm erreicht hatte?
    Würde es überhaupt funktionieren?
    Es gab nur einen Weg, dies herauszufinden.
    Ich kniete mich vor ihn hin, erlangte seine Aufmerksamkeit und versuchte, ihm meinen Willen aufzuzwingen. Wir schwiegen eine Weile, dann wandte er sich ab, um ins Feuer zu blicken. Ebenso gut, wie ich Tony zu beeinflussen versuchte, hätte ich versuchen können, den Rauch zu ergreifen.
    »Ist sie überhaupt in England?«, verlangte ich zu wissen, ohne darauf zu achten, meine Stimme leise zu halten.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Aber sie war hier. War sie seit deiner Rückkehr aus Italien hier?« Keine Antwort.
    »Tony, hast du sie seit Italien gesehen?«
    Er zwinkerte mehrmals. »Sie ... war krank.«
    »Was meinst du damit? In welcher Hinsicht war sie krank?« Ein Schulterzucken.
    »Sage es mir!« Ich hielt ihn an den Schultern fest und schüttelte ihn. »Was für eine Krankheit?«
    Sein Kopf wackelte, aber er wollte oder konnte mir nicht antworten.
    Ich ließ ihn los, überwältigt von Zorn und der eisigen Leere der Sorge. Warburton war vollkommen auf mich konzentriert, sein Mund war starr und hart vor Ärger, aber dieser erreichte seine Augen nicht. Er griff mit seiner linken Hand nach mir, und seine Finger zogen an meinem Halstuch. Ich wollte ihn wegstoßen, aber er war flink und hatte den Knoten im Handumdrehen geöffnet. Dann zog er das Tuch nach unten, um meinen Hals zu entblößen. Widerstandslos ließ ich ihn einen genauen Blick darauf werfen. Es war das erste Anzeichen von Interesse, das er mir entgegenbrachte.
    Er lächelte und pochte zweimal auf eine Stelle unter meinem rechten Ohr.
    »Da. Ich sagte es ja. Sie liebt dich nicht. Nur mich. Nun sieh dir die Spuren ihrer Liebe an.« Er machte einen langen Hals und drehte seinen Kopf von einer Seite auf die andere, um mir seinen eigenen entblößten Hals zu zeigen. »Siehst du? Dort und dort. Du siehst, wie sie liebt. Ich bin der Einzige.«
    Seine Haut war vollkommen makellos, keine Bissspuren, keine Narben. Sein Lächeln blieb. »Der Einzige. Ich.«
    Das Lächeln eines zufriedenen und glücklichen Mannes. Eines verliebten Mannes.
    Elizabeth blickte von den Buchhaltungsunterlagen für den Haushalt auf, über denen sie Grimassen schneidend gesessen hatte, um mich mit entsprechender Ernsthaftigkeit zu betrachten. »Geht es um unsere neue Umgebung, oder quält etwas anderes deine Seele?«
    »Du weißt, es sind die gleichen Schwierigkeiten wie zuvor.« »Ich hatte auf eine Veränderung gehofft, kleiner Bruder.« »Es tut mir Leid, wenn ich dir damit nicht dienen kann«, fuhr ich sie an und sprang von meinem Stuhl auf, um aus Olivers Salon zu stolzieren.
    »Jonathan!«
    Ich hielt kurz vor der Tür an und drehte mich zu ihr um. »Was?«
    »Du bist –«
    Ich kam ihr zuvor und stieß wütend hervor: »Was? Ein unhöflicher und reizbarer Esel?«
    »Wenn es dies ist, was du von dir selbst denkst, dann ja. Du erleidest diese Qual ohne Grund, und dadurch leidet der Rest von uns ebenfalls, was kaum als sonderlich rücksichtsvoll zu bezeichnen ist.«
    Sie hatte völlig Recht; seit meinem frustrierenden Gespräch mit Warburton letzte Nacht befand ich mich in der denkbar schlechtesten Stimmung. Nicht einmal der Umzug vom Gasthof in den Komfort von Olivers großem Haus hatte meine düstere Laune verbessern können. Oliver hatte meine Verzweiflung bemerkt, von mir aber nur eine kühle Abfuhr erhalten, als er danach fragte. Ich hatte Elizabeth erzählt, was ich unternommen hatte – in Kurzform – also wusste sie von dem Grund für mein ungehobeltes Benehmen. Sie war allerdings nicht bereit, dieses zu entschuldigen.
    »Was soll ich also tun? Mich so verhalten, als sei alles in Ordnung?«
    »Nutze den Verstand, welchen Gott dir gab, um zu verstehen, dass du im Moment nichts daran ändern kannst. Oliver und alle seine Freunde tun ihr Bestes. Wenn Miss Jones in England ist, werden sie sie für dich finden.«
    Und was, wenn sie nicht in England war oder krank darniederlag und starb, oder wenn sie bereits tot war? Ich drehte mich um, wollte ihr diese bitteren Fragen an den Kopf werfen, aber dazu kam es nicht mehr. Ich warf einen Blick auf ihr Gesicht, und die Worte blieben mir im Halse stecken. Sie klammerte sich an ihrem

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