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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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welche sich selbst Kontinentalkongress nannten, wegen Aufwiegelung und Landesverrat verhaftet und erhängt werden solle. Da in meinen Worten die Leidenschaft zu spüren war, welche ich in meinem Herzen empfand, führte dies dazu, dass mir ausgiebig auf die Schulter geklopft und ein Toast auf meine Gesundheit ausgebracht wurde.
    Außerdem wollten sie alles über mein Zuhause wissen, wobei sie, wie meine neuen Freunde in Cambridge, wieder und wieder die gleichen Fragen stellten. Dabei zeigte sich ein Muster, welches zuerst von Oliver festgelegt worden war, indem sie einer übertriebenen Besorgnis wegen Indianerüberfällen Ausdruck verliehen und das Niveau zivilisierten Komforts, welches wir genossen, stark unterschätzten. (Sie waren recht überrascht, von der Existenz eines Schauspielhauses in New York und anderen Städten zu erfahren.) Einige Kolonisten lebten in recht primitiven Verhältnissen oder in isolierten Forts in ständiger Angst vor den örtlichen Eingeborenen, doch ich war keiner von ihnen. Die einzige Not, welche ich bis zu diesem Zeitpunkt in meinem Leben zu erleiden gehabt hatte, war Mutters Rückkehr aus Philadelphia gewesen.
    Im Unterschied zu Oliver waren sie nicht sehr an der Wahrheit interessiert, als ich einige ihrer merkwürdigen falschen Vorstellungen zu berichtigen versuchte. Die romantischen Illusionen einer widerstrebenden Menge zu zerstreuen, erwies sich als frustrierendes und anstrengendes Unterfangen. Außerdem führte es dazu, dass ich furchtbares Heimweh nach Vater, Elizabeth, Jericho, Rapelji und, oh Gott, so vielen anderen bekam. Dieses jähe Gefühl von Einsamkeit verstärkte sich, als ich wehmütig an Nora dachte. Sie war in Cambridge zurückgeblieben, da ihre Tante, Mrs. Poole, stark hustete und umfassende Pflege benötigte.
    Es war einfach nicht gerecht, murrte ich und hielt dann halbherzig nach einer Ablenkung Ausschau.
    Es fiel mir leicht, mich mit den Vettern und Kusinen meines eigenen Alters anzufreunden, obgleich einige der Mädchen eifrig von ihren ehrgeizigen Müttern in meine Richtung geschoben worden waren. Offenbar hegten sie die Hoffnung, meinem noch ausstehenden Anteil an Großvater Fonteyns Geld durch eine günstige Heirat näher zu kommen. Ich vermute, ich hätte sie alle versammeln und ihnen mitteilen können, dass sie aufhören sollten, ihre Zeit zu verschwenden, aber dies hätte sie gekränkt, und ich hütete mich davor, eine solche Menschenmenge zu enttäuschen. Schauspielkunst war gefragt. Also gab ich mich gewinnend, überschwänglich höflich, zurückhaltend im Gespräch und sehr würdevoll, da alle Blicke auf mir ruhten. Alles Ungewöhnliche würde ganz gewiss Olivers Mutter erreichen, und ich war sehr darauf bedacht, zu jeder Zeit ihr Missfallen zu vermeiden.
    Eigentlich war ich einfach darauf bedacht, sie zu meiden, Punkt.
    Um dieses Ziel zu erreichen, verließ ich schließlich die überfüllten Räume, um mir einen friedlichen Zufluchtsort zu suchen, wobei ich mich zu besinnen versuchte, wie man sich in ihrem riesigen Haus zurechtfand. Meine Erinnerung an den ersten Rundgang, welchen Oliver früher im Jahr mit mir gemacht hatte, war recht vage, was zweifellos dem Brandy zuzuschreiben war, welchen ich getrunken hatte.
    Brandy. Was für eine hervorragende Idee. Dies war genau das Richtige, um den Rest des Abends zu überstehen. Gewiss konnte ich einen der Diener bestechen, damit er mir eine volle Flasche besorgte und mich zu einem Ort führte, der weitab vom Rest der Familie im Allgemeinen und der Bedrohung durch Tante Fonteyn im Besonderen lag. Die Schwierigkeit bestand nur darin, mir den richtigen Burschen auszusuchen. Ein Fehler bezüglich der Beurteilung des Charakters, und alles wäre verloren, bevor es überhaupt angefangen hatte.
    Es gab da einen Mann, dem Oliver traute; wenn ich mich nur an seinen Namen erinnern könnte ... ich war heute mit so vielen Namen bombardiert worden. Ich brauchte nur etwas Zeit, dann würde er mir schon einfallen. In meinem Kopf tauchte ein Bild von einer Ratte auf einer Treppe auf, oder etwas in dieser Art. Vor langer Zeit hatte Rapelji mich gelehrt, ein Ding gedanklich mit einem anderen zu verknüpfen, um die Erinnerung anzuregen. Ratte auf einer Treppe ... nein, Ratte auf einer Klippe. Ratte-Klippe, Rat-cliff, Radcliff – das war der Bursche. Hervorragend. Die Erlösung war nahe.
    Während ich damit beschäftigt war, meine Flucht zu durchdenken, bemerkte ich, dass ich aus den belebtesten Räumen in eine der entfernteren

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