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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Hallen gewandert war und ganz zufällig ein Teil dessen gefunden hatte, was ich ersehnte. Aber ich war nicht allein, nicht, wenn man das Dutzend Familienporträts mitzählen wollte, welches an den Wänden hing. Ich fletschte die Zähne gegen einige der blöden Gesichter, die so finster auf mich herabblickten, und dankte Gott, dass ich hinsichtlich meines Aussehens eher nach Vater schlug, als nach den Fonteyn-Männern.
    Am anderen Ende der Halle öffnete sich eine Tür. Die Beleuchtung in diesem Raum war gedämpft; die Fenster waren schmal und das Tageslicht, welches hereindrang, dunkel und matt. Ich konnte die Gestalt einer Frau erkennen, die hereinkam. Sie hielt inne, erspähte mich und zog dann die Tür hinter sich zu. Himmel. Noch eine andere weibliche Verwandte mit einer Tochter, dachte ich. Sie kam mir entgegen, wobei ihre weiten Röcke rauschten und ihre Schuhe laut auf dem Boden klapperten, als sie die Strecke zwischen uns zurücklegte.
    »Lieber Vetter Jonathan«, sagte sie mit einem freudigen, raubtierhaften Lächeln.
    Wie viele Töchter besaß diese Frau? Ich gab mir Mühe, mich auf ihren Namen zu besinnen. Dass ich ihr Vetter war, gab mir keinen Hinweis – das gesamte Haus wimmelte praktisch von Vettern und Kusinen aller Art. Es hatte etwas zu tun mit Wein ... Klare« ... ah ...
    »Kusine Clarinda«, erwiderte ich gewandt und beugte mich über ihre Hand. Tief in meinem Inneren segnete ich den alten Rapelji für diesen nützlichen kleinen Trick. Aber ich war aus der Übung, denn ihr Familienname fiel mir nicht ein. Sie konnte eine Fonteyn oder eine Marling sein. Wahrscheinlich eine Fonteyn, schloss ich aus dem gierigen Blick auf ihrem Gesicht, welcher mich an einen Jäger auf Beutefang erinnerte. Sie war in den Dreißigern, aber so anmutig wie ein Mädchen, mit einer schlanken Figur und einem bemerkenswert schönen Gesicht.
    Sie ließ ihren Arm in den meinen gleiten. »Die anderen Räume sind so überfüllt und laut, finden Sie nicht auch? Ich musste flüchten und ein wenig zu Atem kommen. Wie schön, dass wir beide an demselben Ort gelandet sind«, schloss sie strahlend, womit sie mich aufforderte, ihr zuzustimmen.
    »In der Tat, Madam, aber ich hege nicht den Wunsch, Sie bei ihrem Nachdenken zu stören ...« Bevor es mir gelang, mich sanft von ihr zu lösen, schlang sie auch den anderen Arm um mich, um ihren Griff zu verstärken. Wir – oder besser, sie – begann, langsam durch die Halle zu schlendern. Ich musste höflicherweise mit ihr gehen.
    »Unsinn. Es ist wirklich eine Wonne, dass ich Sie für ein paar Minuten ganz für mich allein habe. Ich wollte Ihnen sagen, wie sehr ich es genossen habe, Sie von ihrem Heim erzählen zu hören, welches so weit entfernt liegt.«
    »Oh. Nun. Vielen Dank.« Ich hatte nicht bemerkt, dass sie überhaupt dabei gewesen war.
    »Nur eine Sache ist mir unklar: Nennen Sie es Long Island oder Nassau Island?«
    »Beide Bezeichnungen sind möglich. Viele Leute verwenden sie beide.«
    »Ist dies nicht verwirrend?«
    »Nein, wir alle wissen, von welcher Insel wir sprechen.«
    »Ich meinte eigentlich im Gespräch mit Fremden.«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, Madam.«
    »Bitte, Sie müssen mich Clarinda nennen. Als Verwandte dürfen wir nicht so förmlich miteinander umgehen, wissen Sie.« Sie drückte meinen Arm. Wenn Zuneigung anhand eines solchen Drucks gemessen werden konnte, dann musste sie mich sehr gern haben.
    »Gewiss, Clarinda.«
    »Oh, ich mag die Art, wie Sie meinen Namen aussprechen.
    Es muss an Ihrer Rhetorikausbildung an der Universität liegen.«
    Auch wenn die Schmeichelei vollkommen offensichtlich war, ich war nicht dagegen gefeit, und ihr Lächeln war so charmant wie ermutigend. Ich straffte mich ein wenig und gab eine amüsante Geschichte über einen Vorfall in Cambridge zum Besten, der mit einer Debatte zu tun hatte, in welcher ich mich erfolgreich durchgesetzt hatte. Ich hatte meine Erzählung noch nicht ganz beendet, als wir am Ende der Halle angelangt waren. Dort befand sich ein Wohnzimmer, aus dem die Sitzgelegenheiten entfernt worden waren; die Stühle waren an einen anderen Ort im Hause gebracht worden, an dem sie dringender gebraucht wurden. Alles, was übrig geblieben war, waren ein breites Sofa, welches zu schwer war, als dass man es hätte tragen können, und einige kleine Tische.
    »Was für ein hübscher Raum dies ist!«, rief Clarinda aus und löste sich von mir, um sich umzusehen.
    Ich teilte ihre Meinung nicht, nickte aber ihr

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