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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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nach dieser langen Wartezeit endlich zu treffen.«
    Wären wir unter uns gewesen, wie hätte ich meine Schwester geneckt für die Leichtigkeit, mit der sie ihre Tante offen anlog.
    Tante Fonteyn musterte Elizabeth einen langen Moment von oben bis unten und missbilligte offensichtlich das, was sie sah. »Warum trägst du keine Trauerkleidung, Mädchen?«
    Die Frage traf Elizabeth hart genug, um sie zu erschüttern. Sie zwinkerte und lief rot an. »Weil ich beschloss, sie nicht zu tragen.«
    »Du beschlossest? Ich habe niemals einen solchen Unsinn gehört. Wer setzte dir diese Flausen in den Kopf?«
    »Dies tat ich selbst. Mein Ehemann ist tot, sein Name und sein Leichnam sind begraben, und mit ihnen meine Ehe. Es ist eine schmerzhafte Erinnerung, und ich tue mein Bestes, um sie zu vergessen.« Dies war die reine Wahrheit.
    »Lächerlich. Die Sitten verlangen es, dass du zumindest ein Jahr lang Trauer trägst. Du befindest dich nun in einem zivilisierten Land und wirst zivilisierte Manieren annehmen. Ich werde es nicht dulden, dass gesagt wird, meine Nichte bringe der Erinnerung an ihren Ehemann keinen Respekt entgegen. Es ist wichtig, dass du, aufgrund deiner gehobenen gesellschaftlichen Stellung, anderen ein Beispiel bietest.«
    »Meiner gesellschaftlichen Stellung?« Dies verwirrte Elizabeth vollkommen.
    »Dass du Lady Norwood bist, natürlich.«
    »Ich habe diesen Namen für denjenigen aufgegeben, mit dem ich geboren wurde.«
    »Welcher in vornehmer Gesellschaft überhaupt keinen Wert besitzt. Du wirst Lady Norwood sein, bis zu der Zeit, zu der es dir erlaubt sein wird, wieder zu heiraten.«
    Ich fühlte stumme Wut von Elizabeth ausgehen wie eine Hitzewelle von einem Ofen. »Ich werde wieder Miss Barrett sein, bis zu der Zeit, zu der ich es anders bestimme!«, erklärte sie, wobei sie die Worte mit großer Mühe hervorstieß.
    Tante Fonteyn war offensichtlich eine solche Rebellion von Angesicht zu Angesicht nicht gewöhnt. Ihr Kiefer verkrampfte dich derart, dass schließlich ihr gesamter Körper erbebte. Ihr Griff um den Kratzstab war so fest, dass es aussah, als werde er sogleich in ihrer Hand zerbrechen.
    Elizabeth interpretierte die Zeichen richtig und fügte hinzu: »Meine Mutter war in dieser Angelegenheit völlig einer Meinung mit mir, Tante Fonteyn. Sie kennt die Tiefe des Schmerzes, welchen ich erlitt, und erachtete es für das Beste, dies alles hinter mir zu lassen. Also kehrte ich mit ihrer vollen Billigung und ihrem Segen zur Verwendung meines Mädchennamens zurück.«
    Und dies entsprach ebenfalls vollkommen der Wahrheit. Es war eines der wenigen Male, dass Elizabeth mein Talent, Einfluss auf andere auszuüben, begrüßt hatte.
    Nun war Tante Fonteyn an der Reihe, auszusehen, als sei sie geschlagen worden. Ein schwerer Kampf musste wohl hinter all der Schminke vor sich gehen, nach den Zuckungen unter ihrer Oberfläche zu urteilen. Wir bemühten uns, weiterhin unbewegt zu wirken, während wir mit lebhaftem Interesse auf ihre Erwiderung warteten.
    »Nun gut«, keuchte sie schließlich. »Wenn Marie meint, dass es so am besten ist, dann werde ich ihre Wünsche respektieren.«
    »Vielen Dank, Tante.«
    »Aber es ist für ein weibliches Wesen nicht gut, Sturheit in ihrer Natur zur Schau zu stellen. Ich erwarte von dir, dass du ein solch ungehobeltes Benehmen aufgibst, denn damit schadest du dir nur selbst. Hinsichtlich dieser Angelegenheit wird dir verziehen. Ich behalte in Erinnerung, dass du wahrscheinlich noch von der Seereise verwirrt bist.«
    Oliver und ich hielten den Atem an, aber Elizabeth murmelte ein einfaches Dankeschön. Schließlich hatte sie diese Runde gewonnen und konnte es sich leisten, großzügig zu sein.
    »Es dauerte recht lange, bis ihr eingetroffen wart«, bemerkte Tante Fonteyn, nun wieder an mich gerichtet. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass es einer Anklage nicht unähnlich war.
    »Wir kamen, sobald wir konnten, Madam«, erwiderte ich. »Der Kapitän des Schiffes versicherte uns, dass unsere Überfahrt sehr schnell vonstatten ging.« Eigentlich war dies gegenüber Elizabeth und Jericho beteuert worden, aber es war einfacher, zu wiederholen, was sie mir erzählt hatten.
    »Ich bezog mich auf die Tatsache, dass ihr in jenem anrüchigen Gasthof Zeit verschwendet habt, als ihr eigentlich nach meiner Kutsche hättet schicken sollen, damit sie euch direkt von den Docks zum Fonteyn-Haus bringe.«
    Da es für uns offensichtlich keinen Vorteil bedeutet hätte, zu diesem Thema ihr

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