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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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aufgestoßen, und andere Bedienstete strömten zusammen mit ihm herein. Ihr rasches Auftauchen gab mir zu verstehen, dass sie die ganze Zeit zugehört hatten. Hervorragend. Ich würde ihnen etwas zu hören geben, was sich lohnte.
    Falls ich die Gelegenheit dazu bekäme. Tante Fonteyn gab ihrerseits eine beträchtliche Menge an wahnsinnigem Gerede von sich und warf mir eine Reihe von Schimpfworten an den Kopf, welche eine Dame in ihrer Position nicht einmal kennen sollte, geschweige denn, dass sie sie aussprach. Sie hatte sich von ihrem Sessel erhoben und deutete mit ihrem elfenbeinernen Stab in einer Art und Weise auf mich, dass ich dankbar war, dass es sich dabei nur um einen Stab und nicht um einen Dolch handelte. Ich hielt dieser Flut von Feindseligkeiten recht gut stand, aber Oliver war ziemlich bleich geworden. Es war schwer zu sagen, ob er mehr durch meine Enthüllung aus der Fassung gebracht worden war oder dadurch, dass er seine Mutter in einem solcherart cholerischen Zustand sah. Elizabeth hatte sich weit zurückgezogen und beobachtete mich mit offenem Mund, aber, bei Gott, ich hatte genug von diesen verschlagenen Lügen, welche uns verzehrten. Es war allerhöchste Zeit, dem ein Ende zu bereiten.
    Als Tante Fonteyn die Luft ausging, nutzte ich die Gelegenheit und fuhr fort, indem ich recht gut einen Mann nachahmte, der von dem Thema sichtlich gelangweilt ist. »Natürlich sind Sie sich dessen bewusst, dass meine arme Mutter sich bereits seit Jahren unter ständiger ärztlicher Beobachtung befindet. Sie wird oft durch den starken Einfluss des Laudanums getäuscht, welches sie einnimmt, und kann daher kaum die Verantwortung für sich selbst oder die Dinge, welche sie von sich gibt, übernehmen.«
    »Sei still!«, schrie meine Tante.
    »Ich spreche lediglich die Wahrheit«, entgegnete ich voll verletzter Würde.
    »Ihr! Ihr alle – hinaus!«, brüllte sie die Bediensteten an. Es war amüsant, ihre hastige Flucht in die Halle zu beobachten. Die Tür wurde zugeschlagen, aber ich war fest davon überzeugt, dass ihre Ohren fest an Ritzen und Schlüsselloch klebten.
    »Weißt du, Oliver«, fuhr ich in getragenem Ton fort, »dieser Wutausbruch überzeugt mich davon, dass deine arme Mutter möglicherweise ebenfalls an den gleichen Beschwerden leidet wie die meine. Sie scheint recht eindeutig außer Kontrolle geraten zu sein.«
    Oliver war immer noch nicht in der Lage, zu sprechen, Tante Fonteyn dagegen schon. Ihre Stimme war leise und mordlustig.
    »Du bösartiger kleiner Bastard! Lüge, so viel du nur willst, verbreite Verleumdungen, wie es dir gefällt, aber ich kenne die Wahrheit über diese Angelegenheit. Du und deine Schwester, ihr seid ein unnatürliches Paar, und ihr werdet in der Hölle schmoren für das, was ihr getan habt –«
    »Wir haben überhaupt nichts getan, Weib!«, brüllte ich, nun mit meiner Geduld am Ende. »Ich weiß nicht, wie Mutter auf eine solch absurde Idee kam, aber gewiss sind Sie zu intelligent, um diesen Unsinn zu glauben.«
    Sie hörte nicht zu. »Ich öffnete euch mein Heim, und so dankt ihr es mir! Ich werde euch verhaften und bestrafen lassen –«
    »O ja, tun Sie das unter allen Umständen. Ich bin sicher, der Skandal wird auf all Ihre vielen Freundinnen und Freunde einen äußerst günstigen Eindruck machen.«
    Und da war er, mein tödlicher Stoß, genau in die große Schwachstelle, welche sie mit Mutter gemeinsam hatte. Ich genoss es zu sehen, wie Tante Fonteyn ihr loses Maul schloss, fester als es eine Klammer konnte. Obwohl es unmöglich war, unter der Schminke auf ihre wahre Gesichtsfarbe zu schließen, musste diese wohl wirklich sehr dunkel sein. Hatte ich ihr zu sehr zugesetzt? Aus ihre Augen stierte uns der Wahnsinn an.
    Dann konnte ich buchstäblich zusehen, wie ihre Stimmung mit einer Geschwindigkeit, welche mich auf unheimliche Weise an Mutter erinnerte, in eisigen Hass umschwang.
    »Ihr«, flüsterte sie mit einer Stimme, welche mir die Nackenhaare zu Berge stehen ließ, »seid nicht länger ein Teil dieser Familie. Ihr seid tot, alle beide. Und wie die Toten habt ihr jedes Recht auf Euer Erbe verwirkt. Du kannst auf der Straße als Kuppler arbeiten, und deine Hurenschwester mit dir. Ich werde euch beide verstoßen.«
    »Nein.« Wenn ihre Stimme aus Eis bestand, dann war meine ein Gletscher.
    »Das. Werden. Sie. Nicht. Tun.«
    Aus weiter Entfernung hörte ich Elizabeth meinen Namen rufen.
    Ich schenkte ihr keine Beachtung, einzig und allein der grässlichen Frau vor

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