Der maskierte Tod
gegenüber eine Bemerkung zu machen, schwiegen wir.
»Es war eine sündhafte Verschwendung von Geld und Zeit, und davon wird es keine mehr geben, versteht ihr?«
»Ja, Madam.«
»Und was eure gegenwärtigen Arrangements betrifft – ich nehme an, Oliver überredete euch, in seinem Hause zu wohnen?«
»Wir nahmen seine Einladung an, ja, Madam. Es ist dort sehr komfortabel. Ihr Sohn ist ein äußerst großzügiger und freundlicher Gastgeber.«
»Nun, das ist schön für euch beide, aber Elizabeth Antoinette wird ins Fonteyn-Haus ziehen. Sie wird heute Nacht hier bleiben. Wenn die Kutsche euch beide zurückbringt, werdet ihr euch darum kümmern, dass ihre Habseligkeiten eingeladen werden und –«
»Das werde ich nicht!«, rief Elizabeth aus.
Tante Fonteyn warf einen abschätzenden Blick auf ihre Nichte. »Sagtest du etwas, Mädchen?«
»Ich ziehe es vor, zu bleiben, wo ich bin«, erklärte sie mit erhobenem Kinn.
»Das tust du also? Nun, ich nicht, und du kannst mir nicht erzählen, dass deine Mutter dich in dieser Hinsicht ebenfalls unterstützt, weil ich weiß, dass dem nicht so ist.«
»Nichtsdestotrotz –«
»Du wirst nicht mit mir darüber streiten, Elizabeth Antoinette. Es schickt sich nicht für ein unverheiratetes Mädchen, mit zwei unverheirateten Männern zusammenzuleben, dies weiß jeder Dummkopf.«
»Es gibt daran nichts Unschickliches«, protestierte Elizabeth.
»Du hast keine Anstandsdame, Mädchen, das –«
»Oliver ist mein Vetter ersten Grades und Jonathan mein eigener Bruder – was für bessere Anstandsdamen und Beschützer könnte ich wohl haben wollen?«
Tante Fonteyn verfiel plötzlich in ein Schweigen, welches so eisig war, dass Elizabeth sofort innehielt und jede weitere Bemerkung, welche sie sonst vielleicht ausgesprochen hätte, hinunterschluckte. Tante Fonteyn strahlte eine fast greifbare Atmosphäre des Triumphes aus.
O lieber Gott, nicht wieder dies, dachte ich, innerlich stöhnend.
»Und so kommt es schließlich heraus, nicht wahr?«, sagte sie mit einem wahrhaft bösartigen Schimmer in ihren kleinen, hasserfüllten Augen.
Elizabeth musste ebenfalls vermutet haben, was folgen würde. Ihr gesamter Körper versteifte sich, und sie warf mir einen kurzen Blick zu.
Unsere Tante stürzte sich praktisch darauf. »Ich sehe es doch. Seht nur, wie sie vor Scham errötet!«
Vor Ärger rot anlaufen, dies wäre die korrekte Interpretation von Elizabeths intensiver Gesichtsfarbe gewesen.
Tante Fonteyn fuhr fort, wobei sie offensichtlich großes Vergnügen verspürte uns zu demütigen. »Du schmutzige, schamlose Hure! Dachtest du, ich würde eine solch eklatante Sünde unter meiner eigenen Nase dulden?«
Zu erschüttert, als dass sie in der Lage gewesen wäre zu sprechen, konnte Elizabeth nichts weiter tun, als zu zittern. Ich befürchtete, ihr Zorn könnte sie übermannen, wie es einmal bei Mutter der Fall gewesen war, und dass ein körperlicher Angriff nahe bevorstand. Eine Unterbrechung war dringend erforderlich.
»Was dulden, Tante Fonteyn?«, fragte ich mit träger Stimme und höflicher Unschuld.
Ihr starrer Blick schoss zu mir herüber, aber ich starrte zurück, taub gegen jede Drohung, welche diese Frau mit ihren schmutzigen Gedanken aufzubieten hatte. Ich konnte Olivers Blick spüren, welcher ebenfalls auf mir ruhte. Kein Zweifel, er versuchte zu ergründen, was geschehen war, um sie zu einem solchen Ausbruch zu bringen.
»Wie kannst du es wagen, mir mit einer solchen Dreistigkeit entgegenzutreten, du dreckiger Hurer!«, kreischte sie. »Du weißt sehr gut, wovon ich rede. Deine Mutter hat mir bereits vor langer Zeit von eurer unnatürlichen Liaison erzählt, und da sie euren blinden Vater nicht dazu bringen kann, zu beenden, was da zwischen euch vorgeht, bat sie mich, dem ein Ende zu bereiten.«
Oliver erstickte fast vor Schreck, als es ihm dämmerte, was gemeint war.
»Was – was sagen Sie da?«
Ich antwortete bereitwillig. »Es scheint, dass meine Mutter, welche an einem eigentümlich labilen Gemüt leidet, die abstoßende Wahnvorstellung hat, Elizabeth und ich führten eine inzestuöse Beziehung miteinander, und dass deine Mutter schwachsinnig genug ist, ihrem wahnsinnigen Gerede Glauben zu schenken.«
»O mein Gott!« Dies war alles, was er herausbekam, bevor Tante Fonteyns Entrüstungsschrei hervorbrach.
Er war laut genug, um die Fenster im Nebenraum zum Klirren zu bringen, und er brachte auf jeden Fall den Lakaien dazu, zu uns zu eilen. Die Salontür wurde
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