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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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legte sich sofort hin und war augenblicklich eingeschlafen.
    Von Oliver, dessen Mund noch immer offen stand, war ein erschrockenes Keuchen zu hören, angesichts dieses Geschehens. »Gütiger Gott, w-was machst du mit ihr?«
    Ich sah ihn nicht an. »Es geht ihr gut, das versichere ich dir. Nun komme herein und schließe die Tür. Bitte.«
    Er zögerte, aber dann tat er, worum ich ihn gebeten hatte.
    Ob ich wollte oder nicht, die Zeit der Erklärungen war gekommen, aber nicht um alles in der Welt wusste ich, wo ich anfangen sollte. Nicht nach diesem unglücklichen Beginn.
    Langsam kam er näher. Ich blickte ihm weiterhin nicht in die Augen. Er beugte sich vor, streckte eine Hand nach Jemma aus und untersuchte die Haut nahe der kleinen Wunden, welche ich ihr beigebracht hatte.
    »Es geht ihr gut«, wiederholte ich, ein wenig verzweifelt. Ich schmeckte ihr Blut wieder auf meinen Lippen und wischte es rasch mit meinem Taschentuch fort, wobei ich mich von ihm abwandte. Sehr vorsichtig griff er unter mein Kinn und hob es in die Höhe.
    »Ich muss es sehen«, sagte er mit einer seltsam dunklen Stimme.
    Und so blickte ich auf, und falls er Angst vor dem hatte, was er erblicken würde, so hatte ich sie ebenfalls vor seiner Reaktion.
    Er wich zurück, legte die Finger an den Mund und atmete zweimal rasch ein und aus, als ob er entweder schluchzen oder lachen wolle, bevor er sich schließlich wieder in der Gewalt hatte.
    »Bitte, Oliver, ich bin kein –«
    Was, dachte ich, ein Blutsauger? Was konnte ich ihm erzählen? Was in aller Welt konnte ich zu ihm sagen, das seine Furcht besänftigen würde? Natürlich gab es einen Weg, um diese Unannehmlichkeit zu vermeiden. Ich konnte ihn leicht dazu zwingen, dies zu akzeptieren. Nora hatte mit mir anfangs das Gleiche getan. Aber was für sie richtig war, war nicht richtig für mich, insbesondere in diesem Fall. Es auch nur zu versuchen, wäre ungerecht gegenüber Oliver. Unehrenhaft. Grausam.
    »Du bist wie sie«, flüsterte er, indem er das unerträgliche Schweigen brach.
    Ich widerstand dem Drang, einen Blick auf Jemma zu werfen. Nein, er sprach nicht von ihr, sondern – »Sie hat mir... dies angetan. Nora hat mir...«
    Ja, er war einer ihrer Höflinge gewesen, aber sie hatte erzählt, dass ihm dies nicht angenehm gewesen sei, und sie ihn hatte gehen lassen, indem sie sich darum gekümmert hatte, ihn zu beeinflussen, so dass er gewisse Dinge vergaß.
    Die Beeinflussung hatte zuverlässig angehalten. Bis jetzt.
    Er griff sich mit der Hand an den Hals und gab ein schreckliches, wimmerndes Geräusch von sich, während er zurücktaumelte. Er stieß an einen Sessel, fiel hinein und blieb dort sitzen. Er zitterte wieder, nicht aus Furcht vor mir, sondern durch die Flut alter Erinnerungen, die über ihm hereinbrach.
    »O mein Gott, mein Gott«, stöhnte er wieder und wieder, hielt sich den Kopf und verlieh seinem Elend Ausdruck.
    Ich schluckte meine eigenen Sorgen hinunter. Wie unwichtig sie schienen. Ich stand auf, knöpfte meine Weste zu, zog meine Jacke an und brachte meine Erscheinung in Ordnung. Nachdem dies erledigt war, ging ich zu Jemma und kümmerte mich um ihre Wunden. Der Blutfluss war versiegt, aber das trocknende Blut war ein Missstand. Ich goss ein wenig Brandy auf mein Taschentuch und tupfte es ab, dann weckte ich sie sanft.
    »Du bist ein liebes Mädchen«, sagte ich zu ihr und drückte ihr einige Münzen in die Hand. »Aber ich muss mit meinem Vetter sprechen, also wenn es dir nichts ausmacht...«
    Sie widersprach nicht, als ich sie, die Kleidung hinterschleifend, sanft zur Tür hinaus beförderte und diese hinter ihr wieder schloss. Ich glaubte, dass das Geld eine mehr als ausreichende Entschädigung für meine Unhöflichkeit sei.
    Oliver sah uns zu und schwieg. Ich zog einen Sessel von der anderen Seite des Tisches heran und setzte mich ihm gegenüber.
    »D-du hast das schon früher getan«, murmelte er mit einer Ungewissen Geste, womit er Jemma meinte.
    »Nicht auf genau die gleiche Weise, aber ja.«
    »Aber du ... entziehst ihnen...«
    »Ich trinke ihr Blut«, sagte ich, entschlossen, so offen wie möglich zu sein.
    »Genau wie Nora einst von dir trank. Und von mir.«
    Er schauderte, beherrschte sich jedoch schnell wieder. »Ich erinnere mich an das, was sie mit mir tat.«
    »Sie hörte damit auf. Sie wusste, dass du es nicht mochtest.«
    »Aber du hingegen schon?«
    »Ich war – ich bin – verliebt in sie. Dies macht einen Unterschied.«
    »Also ist dies einfach

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