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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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ich eine Frau erspähte, die meiner Erinnerung an Nora glich. Aber bei jeder näheren Untersuchung stellte sich heraus, dass ich mich irrte. Während der Abend verstrich, wurde ich durch die ständigen Fehlschläge immer frustrierter und verdrießlicher. Der nerven- aufreibendste Gang führte mich durch den kleinen angrenzenden Park, wo ich mich mutig den Windungen eines Irrgartens stellte, denn hier hatten wir unsere ersten Küsse ausgetauscht. Hier hatte ich mich einst für alle Zeiten verliebt. Nun schien dieser einst magische Ort mit seinen Papierlaternen, welche ihre bunten Lichter über anderen Paaren erstrahlen ließen, meine enttäuschte Seele zu narren.
    Verbissen suchte ich das Zentrum des Irrgartens, welches in einem großen Hof bestand, der von Marmorstatuen geschmückt war, die um einen großen marmornen Springbrunnen herum aufgestellt waren. Sein Wasser war aus den Zuleitungen gelassen worden, damit der Winter sie nicht zufrieren lassen und zum Bersten bringen konnte. Ohne das Plätschern des Brunnens war dies nun ein wahrhaft trostloser Ort. Im Augenblick war niemand hier, wahrscheinlich wegen des Windes. Außerhalb des Schutzes der lebenden Wände des Irrgartens war es sehr ungemütlich; es herrschte ein schneidender Wind, welcher jeden Besucher gewiss in wärmere Gefilde treiben würde. Die kalte Luft war noch erträglich, aber nicht, wenn sie mit einer solch frischen Brise kombiniert war. Die Enden meines leichten Satinumhangs flatterten wie Flaggen, und ein Windstoß drohte meinen Hut fortzutragen. Nur zu gern verließ ich diesen Ort und eilte zum Haus zurück.
    Der Lärm, die Kostüme und die Lichter blendeten mich, aber es gab wirklich keinen ruhigen Zufluchtsort, an dem ich mich verstecken konnte. Nicht, dass ich mich vor den anderen verbergen wollte, aber ich hatte das Bedürfnis nach Abgeschiedenheit. Doch es gab keine. Eine Gruppe jüngerer Männer, Freunde von meinem früheren Besuchen, erkannten und grüßten mich. Dies erwies sich als ein Segen, da sie mich eine Zeit lang von meinen Grübeleien ablenkten.
    Wie immer wurde über Politik gesprochen, und ich wurde genauestens über den Krieg ausgefragt. Es herrschte Bestürzung über General Burgoynes unglückliche Kapitulation bei Saratoga. Die ersten Botschaften über das Unglück waren in dieser Woche eingetroffen, und obgleich die Neuigkeit eigentlich geheim bleiben sollte, hatte sie sich schnell verbreitet, was endlose Vermutungen darüber hervorrief, wie England nach einer solchen Niederlage je seine Ehre zurück erlangen solle.
    »Wir sollten uns vorsehen, die Franzmänner werden nach dieser Sache über das Meer strömen«, meinte ein kurzer Harlekin. »Wenn sie erst einmal dabei sind, dann steht uns hier und jetzt wahrhaftig ein Krieg bevor. Wir müssten nicht nach Amerika gehen, um zu kämpfen, sondern nur einen Abstecher über den Kanal machen.«
    »Dies würden sie nicht wagen«, meinte ein anderer, größerer Harlekin.
    »Das würden sie durchaus, Sir. Beim letzten Mal, als es um Kanada ging, bezogen sie Prügel von uns, und sie möchten Rache üben. Merken Sie sich meine Worte.«
    Dies erinnerte mich an all die Dinge, welche Vater in meiner letzten Nacht daheim zu mir gesagt hatte. Es war nur einige Wochen her, seit ich ihn gesehen hatte – zumindest meinem Gefühl nach, in Anbetracht dessen, wie ich die Zeit diesem Augenblick so sehr; daher musste ich entweder gehen oder mich zum Narren machen.
    »Aber ein Narr bist du bereits, Johnnyboy«, murmelte ich. Sich auf einer solch fabelhaften Feier zu befinden und dabei in einer dermaßen düsteren Stimmung zu sein, war einfach lächerlich. Ich war hier, um Ablenkung von meinem Kummer zu finden und die Myriaden von Vergnügungen zu kosten und zu genießen, welche um mich herum wirbelten und lachten, und nicht, um die Totenwache bei einem Begräbnis nachzuahmen.
    Als ob sie mir helfen wolle, mich aus diesen finsteren Abgründen empor zu heben, begann in meiner Nähe muntere Musik zu spielen, welche die Unterhaltungen übertönte, die in ihrer Nähe geführt wurden. Ich verfolgte die Klänge bis zum großen Ballsaal, wo sich alle Tänzerinnen und Tänzer versam- melt hatten, um sich an fröhlicher Bewegung zu ergötzen. Die Kombinationen der Tanzpartner waren erstaunlich und amüsant. Ich erspähte einen Löwen, welcher mit Kolombine tanzte, und ein römischer Soldat beugte sich über die Hand einer indianischen Jungfrau. Das Kostüm einer Dame, so weit vorhanden, erregte für eine

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