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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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verräterische Gewichtsverlagerung im Körper meines Gegners übersehen, wenn er sich auf einen neuen Angriff vorbereitete. Stattdessen bemerkte ich, wie ich mehr ahnend als wissend meinen Gegner als eine einzige, gesamte Bedrohung wahrnahm, statt ihn als eine willkürliche Ansammlung von Einzelteilen zu sehen, von denen jedes eine eigene Reaktion erforderte.
    Ridley hatte, seinem gelassenen Blick nach zu urteilen, offenbar die gleiche Schule durchlaufen. Ich befreite mich von meinen Gedanken und Gefühlen; es konnte gefährlich sein, wenn eines davon meine Handlungen beeinflusste. So groß meine Wut auf diesen Mann auch war, ich konnte sie nicht an mich heranlassen, denn dies wäre zu seinem Vorteil.
    Wir tanzten, machten Ausfälle und parierten, wie in einem Spiel, taxierten uns gegenseitig und maßen uns mit unserer größten Kunstfertigkeit. Er war überraschend flink für einen so großen Mann, aber ich wusste, dass ich bedeutend schneller war. Auch war ich wesentlich stärker als er, obwohl dies durch die Schwerter nicht so sehr zur Geltung kam. Hätten wir uns im Schlamm gewälzt wie gewöhnliche Raufbolde von der Straße, hätte ich ihn ohne Frage überwältigt.
    Fechten ist wie eine körperliche Form des Schachspiels; es erfordert ähnliche Strategien, aber man führt sie statt mit den Spielfiguren mit dem eigenen Körper aus. Ridley verstand sein Geschäft und versuchte zweimal ein Gambit, um meinen Degen zu schlagen, indem er einmal, zweimal, dreimal einen Scheinangriff vollführte, einen Schritt zurückwich und dann einfach seinen Arm ausstreckte, um mich bei meinem Vorstoß zu erwischen. Beim ersten Male funktionierte dies, aber er erwischte nur meinen Ärmel und zerriss ihn. Ich blutete nicht, und daher gab es auch keine Pause. Beim zweiten Male hatte ich ihn durchschaut, aber beim dritten Versuch trat er noch einen Schritt weiter zurück, um mich glauben zu machen, er habe diese List aufgegeben.
    Doch dies war nicht der Fall. Er grinste, erwischte meinen Degen und drehte so schnell sein Handgelenk herum, als wolle er mich entwaffnen. Erst als er mit dieser Bewegung begann, erkannte ich seine Absicht und wich im letzten Augenblick zurück. Hätte ich meine Hand nicht so fest um den Griff geschlossen, wäre mein Schwert in die Dunkelheit geschleudert worden.
    Er musste wohl damit gerechnet haben, dass dies funktionieren würde; über sein Gesicht huschte ein Anflug von Ärger über die misslungene List. Er schwitzte. Dies musste sich aufgrund des kalten Windes wie ein Mantel aus Eis auf seiner Haut anfühlen. Mir hingegen war es warm geworden; es würde eine Weile dauern, bis die Kälte zu mir durchdringen würde, und zu dieser Zeit hätten wir die Angelegenheit längst beendet.
    Er kämpfte hervorragend; immer wieder versuchte ich, seine Verteidigung zu durchbrechen, was mir nicht gelang, aber er begann schwer zu atmen. Mein Mund stand offen, aber mehr wegen des äußeren Eindrucks, als um Atem zu holen. Wenn nichts anderes gelang, konnte ich bis zur völligen Erschöpfung weiterfechten. Als er erste Anzeichen davon zu zeigen begann, spielte ich noch mehr mit ihm und versuchte, ihn dazu zu bringen, einen Fehler zu begehen. Nicht, dass ich auf etwas Unehrenhaftes zurückgriff; alles, was ich zu tun hatte, war, ihn davon abzuhalten, mich zu verwunden. Sein Unvermögen bereitete ihm immer mehr Ärgernis. Wahrscheinlich war er daran gewöhnt, zu gewinnen, und als die Zeit verstrich, ohne dass er einen Erfolg erzielte, schien sein Zorn erneut zu entflammen. Wenn dies geschähe, würde er sich selbst besiegen.
    Stattdessen war meine große Schwäche ein übersteigertes Selbstvertrauen. Oder die Unterschätzung meines Gegners.
    Der Wind entriss ihm seinen dampfenden Atem, und es schien ihm Schwierigkeiten zu bereiten, Luft zu holen. Die Pausen zwischen den Attacken wurden merklich länger; er wurde langsamer. In wenigen Minuten hätte ich ihn besiegt.
    Ich trieb ihn zurück, um ihn noch mehr zu ermüden. Er wich rasch fünf oder sechs Schritte zurück, und ich folgte ihm. Da blieb er abrupt stehen, schlug einmal sehr hart gegen meinen Degen, und als ich mit meinem Arm weit nach vorne stieß, nutzte er seine große Reichweite aus und setzte nach.
    Er erwischte mich.
    Das Erste, was ich wahrnahm, war ein verdammt seltsames Drücken und Ziehen an meinem Körper. Ich blickte hinunter und starrte wie betäubt auf seine Klinge. Sie stak fest in meiner Brust, gleich links neben meinem Brustbein. Ein grässlicher

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