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Der maskierte Tod

Der maskierte Tod

Titel: Der maskierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Anblick. Auch konnte ich mich nicht bewegen, und so standen wir wie angewurzelt einige Sekunden lang einfach nur da, dass entsetzte Stöhnen der Zeugen und Zuschauer rauschte in meinen Ohren. Dann riss er das Ding heraus und trat einen Schritt zurück, in der Erwartung, dass ich umfiele.
    Ich stolperte wie trunken und sank auf die Knie. Ich konnte nicht anders. Der fürchterliche Schmerz, der mich mit voller Wucht traf, war überwältigend. Es fühlte sich an, als habe er mich mit einem Baumstamm getroffen, nicht mit einer schmalen, V-förmigen Klinge, welche nicht breiter war als mein Finger. Ich ließ mein Schwert los und griff mir an die Brust, hustete, würgte an dem, was in meiner Kehle aufstieg, und hustete dann noch einmal.
    Der Geruch von Blut lag in der Winterluft. Der Geschmack von Blut in meinem Mund. Meinem Blut.

KAPITEL 9

Oliver war augenblicklich bei mir und stützte mich mit seinem Arm.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er wieder und wieder mit einer schrecklich dünnen und erstickten Stimme. Er belog sich selbst. Er hatte alles gesehen. Er wusste, dass höchstwahrscheinlich nicht alles in Ordnung war. Er rief nach Brinsley und nach mehr Licht. Die anderen drängten sich um uns, um nach mir zu sehen.
    Der heftige Schmerz betäubte meine Sinne; ich wollte nur, dass er mich in Ruhe ließ. Ich keuchte und stieß ihn schwach von mir. Er regte sich nicht. Stattdessen hielt er mich auf dem Boden fest, genau wie Beldon es vor ihm getan hatte, als ich an einem stickigen Sommertag sanft eingeschlafen war, an meinem letzten Tag. Nicht wieder. Niemals wieder.
    Panik ergriff mich. »Nein! Lass mich aufstehen!«
    Aber er hörte mir nicht zu und sagte zu mir, ich solle mich nicht bewegen, er werde mir helfen. Um an die Wunde zu gelangen, zog er an meiner Hand, an der Blut haftete. Das Zeug bedeckte mein gesamtes Hemd und die Weste.
    »Du musst stillhalten, Jonathan«, flehte er. Ich hörte die Tränen in seiner Stimme. Tränen um mich, um meinen Tod.
    »Nein!« Ich wusste nicht, ob ich ihn anschrie oder mich selbst. Es war nicht einmal ein richtiger Schrei. Ich hatte zu wenig Atem dafür übrig. Einzuatmen bedeutete noch mehr Schmerz. Ich krümmte mich – Oliver hielt mich davon ab, ganz umzufallen – und hustete.
    Noch mehr Blut in meinem Mund. Ich spuckte aus, was einen dunklen Fleck auf dem vertrockneten Gras verursachte; dann begann das Gras aus meinem Blickfeld zu verschwinden.
    Großer Gott, nein. Ich konnte doch nicht... nicht hier ...
    Ich klammerte mich an Oliver und zwang mich mit aller Gewalt, in meinem körperlichen Zustand zu bleiben, der mich vor dem Feuer erretten wollte, welches in meiner Brust brannte. Es wäre so einfach gewesen, mich der Zuflucht eines nichtkörperlichen Zustandes hinzugeben, seiner beruhigenden Stille, seiner süßen Heilung. So einfach ...
    Ich strengte mich an, um mich aufzurichten, und ignorierte Olivers Protest.
    »Wir werden ihn zum Hause zurückbringen«, sagte Brinsley. »Sie sollen einen Wagen holen.«
    »Nein«, sagte ich und hob eine Hand. Die blutige. »Einen Moment. Wartet.« Sie hielten inne. Gott weiß, was sie von mir erwarteten. Bedeutsame letzte Worte? Darauf würden sie vergeblich warten, denn etwas Derartiges lag mir fern. Dennoch hielten sie sich ganz in meiner Nähe auf.
    Die Sekunden vergingen, es herrschte gespenstische Stille ... und mir wurde bewusst, dass meine verheerende Verletzung sich nicht mehr so schlimm schmerzte wie zuvor.
    Es war für mich nun leichter, mich zu bewegen. Der Schmerz verebbte. Ich war in der Lage, Luft zu holen, ohne sie gewaltsam wieder aushusten zu müssen.
    Alles, was ich benötigte, war Zeit, um mich zu erholen.
    Erholen?
    Beim Tode Gottes, was sollte denn dies bedeuten?
    Da überraschte mich, so schnell wie Ridleys Attacke, die Einsicht, dass ich nicht sterben würde. Zu beschäftigt mit der Gegenwart, hatte ich die Vergangenheit vergessen. Die Erinnerung an eine andere schreckliche Nacht blitzte in meinen Gedanken auf. Ich sah Nora und hörte ihr überraschtes Auf- keuchen, als eine ähnliche Klinge ihr Herz durchbohrt hatte. Ich sah in hilfloser Verzweiflung zu, wie sie zu Boden glitt, und dachte, sie sei tot – und das war sie auch, da weder Atem noch Herzschlag etwas anderes bewiesen.
    Aber sie war zurückgekehrt.
    Auf irgendeine Weise hatte sie diese tödliche Verletzung überlebt. Und daher wusste ich, dass es mir ebenso gehen würde.
    Beim bloßen Gedanken an dieses Geschehen ließ das Brennen in meiner Brust

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