Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Machete; er kam vom anderen Bachufer, aus dem Feld dahinter.
    »Ecco la – nel Campo!«
    Hier wurde kein Tier gejagt, sondern ein Mensch. Ein Mensch floh vor anderen Menschen. Der Wut seiner Verfolger nach zu schließen, rannte dieser Mensch um sein Leben.
    Taleniekov? War es Taleniekov? Und wenn ja, warum? Hatte der Russe so schnell etwas erfahren? Etwas, für das ihn die Korsen in Porto Vecchio töten wollten?
    Scofield sah zu, wie die beiden Männer unter ihm die Pistolen aus den Gürteln holten und das Ufer hinaufrannten in das angrenzende Feld hinein, so daß er sie nicht mehr sehen konnte. Er kroch zu dem Baum zurück und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Sein Instinkt überzeugte ihn, daß il uomo Taleniekov war. Wenn ja, gab es verschiedene Möglichkeiten. Er konnte auf die Straße zugehen und in die Berge hinauf. Ein italienischer Matrose, der frei hatte, weil sein Fischerboot in Reparatur war. Er konnte bleiben, wo er war, bis die Nacht kam, und sich dann im Schutz der Dunkelheit nahe genug an die Männer heranschleichen, um ihr Gespräch belauschen zu können; oder er konnte jetzt den Jägern folgen.
    Diese letzte Möglichkeit war am wenigsten attraktiv; vermutlich aber am ergiebigsten. Also entschloß er sich dafür.
    Es war 5.35, als Bray ihn zum erstenmal sah. Er rannte an einer Hügelkuppe entlang. Im Licht der untergehenden Sonne wurde auf ihn geschossen. Taleniekov tat, wie er das nicht anders erwartet hätte, das Unvermutete. Er versuchte nicht zu fliehen, vielmehr benutzte er die Verfolger dazu, Verwirrung zu stiften und so etwas zu erfahren. Die Taktik war klug; man verschaffte sich am besten Zugang zu wichtigen Informationen, wenn man den Feind bewog, diese Informationen zu schützen.
    Aber was hatte er bis jetzt erfahren, was das Risiko rechtfertigte? Wie lange würde er – konnte er – das Tempo aufrechterhalten und sich darauf konzentrieren, seinen Feinden zu entkommen? Die Antworten waren ebenso eindeutig wie die Fragen: Isolieren, in die Falle locken und zerbrechen.
    Scofield studierte das Terrain, so gut ihm das aus seiner liegenden Position möglich war. Die frühe Abendbrise erleichterte ihm die Aufgabe; das Gras wogte jedesmal, wenn der Wind hineinfuhr. Er konnte ganz klar sehen. Er versuchte zu analysieren, welche Möglichkeiten Taleniekov offenstanden, versuchte sich auszurechnen, wo er mit ihm Verbindung aufnehmen konnte. Der KGB-Mann rannte geradewegs nach Norden; etwa eine Meile noch, dann würde er die Ausläufer der Berge erreichen und dort anhalten. Sie zu ersteigen, brachte ihm nichts ein. Er würde also umkehren, in südwestlicher Richtung weiterlaufen, um nicht von den Straßen eingeschlossen zu werden. Irgendwo würde er ein Ablenkungsmanöver durchführen, eines, das ausreichte, um die Verwirrung zum Chaos werden zu lassen. Dann würde seine Falle zuschnappen.
    Unter Umständen würde er erst dann mit Taleniekov Verbindung aufnehmen können, dachte Bray, wenn er auch einen früheren Zeitpunkt vorzog; andernfalls würde es einfach in zu kurzer Zeit zu viel zu tun geben. Auf diese Weise kam es leicht zu Fehlern. Besser, wenn er den Russen schon vorher erreichte. So konnten sie gemeinsam ihre Strategie entwickeln. Geduckt arbeitete sich Scofield in südwestlicher Richtung durch das hohe Gras.
    Die Sonne sank hinter den fernen Bergen; die Schatten wurden länger, bis aus ihnen lange dunkle Bahnen wurden, die über die Hügel flössen und die Felder einhüllten, die noch Augenblicke vorher in orangerotes Sonnenlicht getaucht waren. Die Dunkelheit kam, und immer noch war keine Spur, kein Laut von Taleniekov zu hören. Bray bewegte sich schnell innerhalb des Bereichs, in dem der Russe sich logischerweise aufhalten mußte. Seine Augen paßten sich der Dunkelheit an, sein Ohr nahm jedes Geräusch auf, das nicht in die Felder und Wälder paßte. Und immer noch kein Taleniekov.
    War der KGB-Mann das Risiko eingegangen, eine der beiden Straßen zu benutzen, um schneller von der Stelle zu kommen? Wenn ja, so war das höchst unvorsichtig. Es sei denn, er hatte sich einer Taktik bedient, die besser in flacherem Land gebraucht wurde. Dieser ganze Landstrich wimmelte jetzt von Suchtrupps, die zwischen zwei und sechs Mann umfaßten, alle bewaffnet mit Messern, Pistolen und Bergmacheten, die an ihren Gürteln hingen. Die Lichtbündel ihrer Taschenlampen überkreuzten einander wie Laserstrahlen. Scofield rannte weiter nach Westen in etwas höheres Land; die zahlreichen Lichtstrahlen

Weitere Kostenlose Bücher