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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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einer Explosion der Schrotbüchse übertönt. Der Mann stürzte nach vorne. Scofield duckte sich, erwartete einen Angriff. Aber dann sah er, weshalb er nicht kam; der Korse, der in Taleniekovs Falle gegangen war, war vom Schuß des Mannes, der ihn hatte retten wollen, in Stücke gerissen worden.
    »Taleniekov?«
    »Sie! Sind Sie das, Scofield?«
    »Schalten Sie das Licht aus!« rief Bray. Der Russe stürzte sich auf die Taschenlampe am Boden, knipste sie aus. »Am Hügel ist ein Mann; er bewegt sich nicht. Er wartet darauf, daß man ihn ruft.«
    »Wenn er kommt, müssen wir ihn töten. Wenn nicht, holt er Hilfe. Er bringt dann andere mit.«
    »Ich bin nicht sicher, daß seine Freunde dafür Zeit haben«, erwiderte Scofield und beobachtete den Lichtstrahl in der Dunkelheit. »Sie haben ihn ganz gut beschäftigt. Da ist er! Er läuft den Hügel hinunter.«
    »Kommen Sie!« sagte der Russe, stand auf und ging auf Bray zu. »Ich weiß ein Dutzend Plätze, wo wir uns verstecken können. Ich habe Ihnen eine Menge zu sagen.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Ja. Es ist hier!«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht genau… Die Antwort vielleicht. Zumindest ein Teil davon. Sie haben es selbst gesehen. Die jagen mich; die würden mich sofort töten. Ich bin…«
    »Fermate!« Der plötzliche Befehl kam von einem Hügel. Bray wirbelte herum; der Russe hob seine Waffe. »Basta!« Dem zweiten Befehl schloß sich das Knurren eines Tieres an, ein Hund, der an einer Leine zerrte. »Ich habe ein doppelläufiges Gewehr in der Hand, Signori«, fuhr die Stimme fort… Die unverkennbare Stimme einer Frau, die jetzt englisch sprach.
    »Ebenso wie die, die vor ein paar Augenblicken abgeschossen wurde, ist es eine Lupara. Ich kann besser damit umgehen als der Mann, der zu Ihren Füßen liegt. Aber ich will das nicht. Lassen Sie die Waffen unten, Signori. Lassen Sie sie nicht fallen; Sie brauchen sie vielleicht.«
    »Wer sind Sie?« fragte Scofield und kniff die Augen zusammen, um die Frau über ihnen erkennen zu können. Nach dem wenigen, was er im Nachtlicht sah, trug sie eine Hose und eine Windjacke. Wieder knurrte der Hund.
    »Ich suche den Gelehrten.«
    »Den was?«
    »Das bin ich«, sagte Taleniekov. »Von der Organizzazione accademica. Dieser Mann ist mein Begleiter.«
    »Was, zum Teufel, sind Sie…?«
    »Basta«, sagte der Russe leise. »Warum suchen Sie mich, töten mich aber nicht?«
    »Es hat sich überall herumgesprochen. Sie stellen Fragen nach dem Padrone de Padrones.«
    »Das tue ich. Guillaume de Matarese. Niemand will mir Antwort geben.«
    »Doch«, erwiderte das Mädchen. »Eine alte Frau in den Bergen. Sie will mit dem Gelehrten sprechen. Sie hat ihm vieles zu sagen.«
    »Aber Sie wissen, was hier geschehen ist«, sagte Taleniekov. »Männer machen Jagd auf mich; sie würden mich töten. Sie sind bereit, Ihr eigenes Leben zu riskieren, um mich – um uns – zu ihr zu bringen?«
    »Ja. Es ist ein langer, anstrengender Weg. Fünf oder sechs Stunden die Berge hinauf.«
    »Bitte antworten Sie mir. Warum gehen Sie dieses Risiko ein?«
    »Sie ist meine Großmutter. Alle in den Hügeln verachten sie hier; sie kann dort unten nicht leben. Aber ich liebe sie.«
    »Wer ist sie?«
    »Man nennt sie die Hure der Villa Matarese.«
14
    Sie eilten schnell durch die Hügel zu den Ausläufern der Berge und dann weiter, auf sich windenden Pfaden, die man in die Bergwälder geschlagen hatte, immer höher hinauf. Der Hund hatte beide Männer beschnüffelt, als die Frau sich ihnen gezeigt hatte; jetzt hatte sie ihn freigelassen. Er lief vor ihnen auf den überwucherten Pfaden, denn er kannte den Weg genau.
    Scofield dachte, es sei derselbe Hund, der ihm plötzlich so erschreckend in den Feldern gegenübergestanden hatte. Er machte eine entsprechende Bemerkung.
    »Wahrscheinlich, Signore«, sagte die Frau. »Wir waren viele Stunden dort. Ich habe Sie gesucht und ihn deshalb freigelassen, aber er war stets in der Nähe, für den Fall, daß ich ihn brauchte.«
    »Hätte er mich angegriffen?«
    »Nur wenn Sie die Hand gegen ihn oder mich erhoben hätten.«
    Es war nach Mitternacht, als sie eine flache Wiese erreichten, hinter der eine Reihe imposanter, mit Bäumen bestandener Hügel begann. Die niedrig hängenden Wolken waren dünner geworden; Mondlicht bestrahlte das Feld, ließ die Gipfel in der Ferne deutlich hervortreten und verlieh der Berglandschaft einen Eindruck von Größe. Bray konnte sehen, daß Taleniekovs Hemd unter der offenen Jacke ebenso

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