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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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mit Schweiß durchtränkt war wie das seine; und die Nacht war kühl.
    »Wir können jetzt eine Weile rasten«, sagte die Frau und deutete auf eine dunkle Stelle, vielleicht hundert Meter vor ihnen in der Richtung, in die der Hund schon vorausgelaufen war. »Dort drüben in der Bergwand ist eine Höhle. Sie ist nicht sehr tief, aber sie bietet Schutz.«
    »Ihr Hund kennt sie«, fügte der KGB-Mann hinzu.
    »Er erwartet jetzt, daß ich Feuer mache«, lachte das Mädchen. »Wenn es regnet, sammelt er mit dem Maul Stöcke und bringt sie mir hinein. Er mag das Feuer.«
    Die Höhle war aus dem dunklen Felsgestein herausgesprengt und höchstens drei Meter tief, aber mindestens zwei hoch. Sie traten ein.
    »Soll ich Feuer machen?« fragte Taleniekov.
    »Wenn Sie wollen. Uccello wird Ihnen dafür dankbar sein. Ich bin zu müde.«
    »›Uccello‹?« fragte Scofield. »›Vogel‹?«
    »Er fliegt über den Boden, Signore.«
    »Sie sprechen sehr gut Englisch«, sagte Bray, während der Russe in einem Kreis von Steinen, die offenbar schon oft ähnlichen Zwecken gedient hatten, Äste für ein Feuer zusammenlegte. »Wo haben Sie das gelernt?«
    »Ich habe die Klosterschule in Vescovato besucht. Diejenigen von uns, die für die Regierungsprogramme arbeiten wollten, haben dort Französisch und Englisch studiert.«
    Taleniekov riß ein Streichholz an und hielt es an das trockene Geäst; das Feuer flackerte sofort auf, die Äste knackten in den Flammen; bald war in der Höhle Licht und Wärme. »Sie verstehen sich darauf sehr gut«, sagte Scofield zu dem KGB-Mann.
    »Danke. Das ist ein unwesentliches Talent.«
    »Vor ein paar Stunden war es nicht unwesentlich.« Bray wandte sich der Frau zu, die jetzt ihre Mütze abgenommen hatte und ihr langes, dunkles Haar ausschüttelte. Einen Augenblick lang hielt er den Atem an und starrte sie an. War es das Haar? Oder die weiten, klaren, braunen Augen, die an die eines Rehs erinnerten? Waren es die hohen Backenknochen oder die feingemeißelte Nase über den vollen Lippen, die so bereit schienen zu lachen? War es irgendeines dieser Dinge, oder war er einfach müde und für den Anblick einer attraktiven tüchtigen Frau dankbar? Er wußte es nicht; er wußte nur, daß dieses korsische Mädchen aus den Bergen ihn an Karine, seine Frau erinnerte, deren Tod von dem Mann angeordnet war, der jetzt einen Meter von ihm entfernt in dieser korsischen Höhle kauerte. Er unterdrückte seine Gedanken und atmete tief. »Und haben Sie sich dann«, fragte er, »dem Regierungsprogramm angeschlossen?«
    »Soweit die mich genommen haben.«
    »Und wo war das?«
    »In der Scuola Media in Bonifacio. Den Rest habe ich mit der Hilfe anderer durchgebracht. Geld, das die Fondos lieferten.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich bin eine Absolventin der Universität von Bologna, Signore. Ich bin eine Communista. Ich sage das voll Stolz.«
    »Bravo«, sagte Taleniekov mit leiser Stimme.
    »Eines Tages werden wir in ganz Italien Ordnung schaffen«, fuhr das Mädchen mit leuchtenden Augen fort. »Wir werden ein Ende machen mit dem Chaos, der Dummheit der Christdemokraten.«
    »Sicher werden Sie das«, pflichtete der Russe ihr bei.
    »Aber nie als Marionetten Moskaus; so weit wird es nicht kommen. Wir sind independente. Wir hören nicht auf böse Bären, die uns verschlingen und einen die ganze Welt umspannenden, faschistischen Staat schaffen wollen. Niemals!«
    »Bravo«, sagte Bray.
    Das Gespräch versiegte. Die junge Frau sträubte sich dagegen, weitere sie betreffende Fragen zu beantworten. Sie sagte ihnen, daß sie Antonia heiße, aber sonst nicht viel. Als Taleniekov sie fragte, warum sie, eine politische Aktivistin aus Bologna, in diese verlassene Region Korsikas zurückgekehrt sei, antwortete sie nur, sie habe das getan, um eine Weile bei ihrer Großmutter zu sein.
    »Erzählen Sie uns von ihr«, sagte Scofield.
    »Sie wird Ihnen selbst erzählen, was sie Ihnen sagen will«, antwortete das Mädchen und erhob sich. »Ich habe Ihnen das ausgerichtet, was sie mir aufgetragen hat.«
    »›Die Hure der Villa Mataresec«, wiederholte Bray.
    »Ja. Ich würde solche Worte nicht gebrauchen. Kommen Sie. Wir haben noch zwei Stunden Weg vor uns.«
    Sie erreichten einen flachen Berggipfel und blickten in ein Tal. Vom Gipfel bis zum Talboden waren es höchstens hundertfünfzig Meter. Die Fläche unter ihnen bedeckte vielleicht eineinhalb Quadratkilometer. Der Mond war stetig heller geworden. Sie konnten jetzt ein kleines Bauernhaus in der

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