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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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lieber Freund?«
    »Ich fürchte, das geht nicht. Ich werde auch niemandem sagen, wieviel Sie Washington wert sind. Machen Sie sich keine Sorgen, Silvio, das Geld wird da sein. Wissen Sie, vielleicht haben wir wieder einmal miteinander zu tun. Sehr bald.«
    »Gar keine Eile, Brandon. Ich will gar nichts mehr wissen. Eine solche Last! Welche Signale geben Sie heute abend?«
    »Ganz einfach. Zwei Lichtblitze, die einige Male wiederholt werden, jedenfalls bis die Trawler anhalten.«
    »Zwei Lichtblitze, wiederholt… Ruderboote in Seenot, die Hilfe suchen. Ich bin nicht für Unfälle auf See verantwortlich. Ciao, mein alter Freund.« Montefiori trocknete sich den Nacken mit dem Taschentuch, drehte sich im schwachen Licht des Lagerhauses um und ging über den Betonfußboden davon.
    »Silvio?«
    Montefiori blieb stehen. »Ja?«
    »Sie sollten Ihr Hemd wechseln.«
    Sie hatten sie jetzt fast zwei Tage lang scharf beobachtet, und beide Männer waren wortlos übereingekommen, daß ein Urteil gefällt werden mußte. Entweder würde sie ihr »Kanal« sein, oder sie würde sterben. Es gab kein Dazwischen, kein Sicherheitsgefängnis, keine Isolierstation, in die man sie schicken konnte. Entweder würde sie ihr »Kanal« sein, oder ein Akt schierer, kalter Notwendigkeit würde stattfinden.
    Sie brauchten jemanden, der zwischen ihnen Nachrichten hin und her trug. Sie konnten nicht direkt miteinander in Verbindung stehen; das war zu gefährlich. Es mußte einen Dritten geben, an einem getarnten Ort fest stationiert. Er mußte mit den Codes vertraut sein, die sie gebrauchten und vor allem verläßlich, akkurat und imstande, ein Geheimnis zu bewahren. Eignete sich Antonia dazu? Wenn ja, würde sie die Risiken hinnehmen, die mit dieser Aufgabe in Verbindung standen? Darum studierten sie sie mit aller Sorgfalt.
    Sie war schnell und verfügte über Mut, das waren Qualitäten, die sie in den Hügeln an ihr gesehen hatten. Sie war auch wachsam und konnte Gefahren spüren. Und doch blieb sie ihnen ein Rätsel. Sie sahen nur die Oberfläche; ihr Innerstes blieb ihnen fremd. Sie war abweisend, verschlossen und verschwiegen. Sie warf unruhige Blicke nach allen Richtungen, als rechnete sie damit, daß plötzlich eine Peitsche auf ihren Rücken herunterkrachte oder daß sie eine Hand aus den Schatten am Hals packte. Aber da waren keine Peitschen und auch keine Schatten.
    Antonia war eine eigenartige Frau; beiden Beobachtern kam es in den Sinn, daß sie etwas verbarg. Was auch immer es war – falls diese Vermutung stimmte –, sie hatte nicht vor, es ihnen zu offenbaren. Die Ruhepausen halfen da nicht weiter; sie hielt sich zurück und weigerte sich beharrlich, sich von ihnen ausfragen zu lassen.
    Aber sie tat, worum man sie gebeten hatte. Sie brachte sie ohne Zwischenfall nach Bastia, wußte sogar, wo man den altersschwachen Omnibus aufhalten mußte, der Arbeiter aus den Außenbezirken in die Hafenstadt brachte. Taleniekov saß mit Antonia vorne, während Scofield sich auf einen der hinteren Sitze gesetzt hatte und die anderen Passagiere beobachtete.
    Sie traten auf die überfüllten Straßen hinaus. Bray war immer noch hinter ihnen, beobachtete, hielt die Augen offen für den Fall, daß die sie umgebende Gleichgültigkeit plötzlich umschlug. Ein Gesicht, das plötzlich erstarrte, ein Paar Augen, die sich an dem aufrechten Mann in mittleren Jahren festsogen, der mit der dunkelhaarigen Frau dreißig Schritt vor ihm ging. Aber da war nur Gleichgültigkeit.
    Er hatte dem Mädchen gesagt, es solle zu einer Bar am Hafen gehen, einer heruntergekommenen Kneipe, wo niemand es wagte, sich zu sehr um den Nachbarn zu kümmern. Selbst die meisten Korsen mieden das Lokal; der Abschaum der Piers verkehrte dort.
    Als sie das Lokal betreten hatten, trennten sie sich erneut. Taleniekov schloß sich Bray an, der sich einen Tisch in der Ecke ausgesucht hatte, während Antonia etwa drei Meter von ihnen entfernt an einem anderen Tisch Platz nahm. Den zweiten Stuhl stellte sie schräg, reservierte damit den Platz. Das reichte nicht aus, um die trunkenen Annäherungsversuche der anderen Gäste abzuweisen. Auch die gehörten mit zu dem Test; es war wichtig zu wissen, wie sie auf sich aufpassen konnte. »Was meinen Sie?« fragte Taleniekov.
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete Scofield. »Sie weicht einem immer wieder aus. Ich finde einfach nichts.«
    »Vielleicht beobachten Sie sie zu scharf. Sie hat einen großen Schock hinter sich. Sie dürfen von ihr nicht

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