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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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bezahlten Meuchelmörder geworden war.
    Bray wollte, daß Symonds ein privates isoliertes Treffen zwischen ihm und dem britischen Außenminister David Waverly arrangierte. Die Zusammenkunft mußte vereinbart werden, ohne daß dabei Scofields Name fiel. Der britische Agent würde sich sträuben, würde glattweg ablehnen, wenn er erfuhr, daß Washington Jagd auf ihn machte. Scofield wußte, daß er ein glaubwürdiges Motiv vorbringen mußte; bis jetzt war ihm noch keines eingefallen.
    Er rannte aus der Charing-Cross-Station und reihte sich in den Strom von Fußgängern ein, die auf dem »Strand« südwärts gingen. Am Trafalgar Square überquerte er die Straße und mischte sich in die abendliche Menge. Er sah auf die Uhr. Es war 18.15 Uhr, 19.15 Uhr in Paris. In dreißig Minuten sollte er Toni in ihrer Wohnung in der Rue de Bac anrufen. Ein paar Straßen weiter, am Haymarket, gab es Telefonzellen. Er würde sich Zeit lassen, sich unterwegs einen neuen Hut und eine Jacke kaufen. Der CIA-Mann würde seine Kleidung präzise beschreiben; es war unerläßlich, daß er sie wechselte.
    Er trug noch dieselbe Windjacke, die er in Korsika getragen hatte, dieselbe Schiffermütze mit Schild. Er ließ sie in einer Umkleidekabine von Dunns, kaufte eine dunkle Mackinaw-Jacke aus Tweed und einen irischen Walking Hat, wie man ihn dort auf dem Lande trägt. Die weiche Krempe zog er herunter, so daß sein Gesicht zum größten Teil überschattet wurde. Dann ging er weiter in südlicher Richtung, jetzt schneller, arbeitete sich durch die engen Hintergassen zum Haymarket vor.
    Er zahlte bei einer der Angestellten an der Theke, ließ sich eine Zelle zuweisen, ging hinein und schloß die Glastüre hinter sich; er wünschte sich, sie wäre nicht aus Glas. Es war zehn Minuten vor sieben. Antonia wartete jetzt bestimmt schon am Telefon. Sie hatten eine halbe Stunde Toleranz verabredet, für den Fall, daß der Telefonverkehr zu dicht war. Wenn er sie nicht bis 20.15 Uhr nach Pariser Zeit erreichte, würde sie seinen nächsten Anruf zwischen 23.45 Uhr und 00.15 Uhr erwarten. Darauf hatte Toni bestanden, es war ihre einzige Bedingung gewesen. Sie wollte jeden Tag mit ihm sprechen. Bray hatte keine Einwände gehabt. Er war gleichsam von den Toten auferstanden und hatte etwas gefunden, was für ihn sehr wertvoll war, etwas, von dem er geglaubt hatte, er hätte es für immer verloren. Er konnte wieder lieben. Das erregende Gefühl der Erwartung war ihm zurückgegeben worden. Der Klang einer Stimme regte ihn an, die Berührung einer Hand hatte wieder Bedeutung. Er hatte Antonia Gravet im ungeeignetsten Augenblick seines Lebens gefunden. Doch war es gerade das, was seinem Leben wieder eine Bedeutung verlieh, die er seit vielen Jahren nicht mehr gekannt hatte. Er wollte leben und gemeinsam mit ihr alt werden, so einfach war das. Und doch bemerkenswert. Früher hatte er nie daran gedacht, alt zu werden; höchste Zeit, daß er damit begann.
    Wenn die Matarese es zuließen.
    Die Matarese. Eine internationale Macht ohne Profil, mit Anführern ohne Gesicht, Männern, deren Ziel er nicht kannte.
    Chaos? Warum?
    Chaos! Plötzlich befaßte Scofield sich mit der Urbedeutung des Wortes. Der Zustand formloser Materie. Körper, die ziellos durch das All strebten, ehe die Schöpfung eingesetzt hatte. Ehe dem Universum Ordnung aufgeprägt worden war.
    Das Telefon klingelte; Bray nahm schnell den Hörer ab.
    »Wassili ist hier«, sagte Antonia.
    »In Paris? Wann ist er angekommen?«
    »Heute nachmittag. Er ist verwundet.«
    »Schlimm?«
    »Am Hals. Er müßte genäht werden.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille. Offenbar wurde der Hörer weitergereicht, oder weggenommen.
    »Er müßte schlafen«, sagte Taleniekov auf englisch. »Aber zuerst muß ich Ihnen einiges sagen, ein paar Warnungen.«
    »Was ist mit Voroschin?«
    »Er hat das V aus praktischen, wenn auch unsinnigen Gründen beibehalten. Er ist zu Veltrup geworden. Ansei Veltrup.«
    »Die Veltrup-Werke?«
    »Ja.«
    »Großer Gott!«
    »Daran hat sein Sohn geglaubt.«
    »Was?«
    »Das ist jetzt unwichtig; ich habe Ihnen sehr viel zu erzählen. Seine Enkelin war die Auserwählte. Sie ist tot, auf Befehl der Matarese getötet.«
    »So wie Scozzi«, sagte Scofield.
    »Genau«, pflichtete der Russe ihm bei. »Sie waren nur Gefäße; sie trugen die Pläne, standen aber unter dem Befehl anderer. Ich bin gespannt, was aus den Veltrup-Firmen wird. Sie sind jetzt ohne Führung. Wir müssen aufpassen, wer die Leitung

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