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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Andover Academy hatte ihm – freudig, ja geradezu enthusiastisch – seinen Namen geliefert. Für Andovers berühmten – großzügigen – Schüler tat man alles, und damit auch natürlich für den Assistenten des Senators. Natürlich war der Zahnarzt nicht derselbe Mann, der Senator Appleton als Studenten behandelt hatte; ein Neffe hatte die Praxis vor ein paar Jahren übernommen, aber selbstverständlich würde auch der augenblickliche Praxisinhaber helfen. Das Schwesternbüro würde ihn anrufen und ihm Bescheid sagen, daß der Assistent des Senators zu ihm unterwegs war.
    Bray hatte sich auf etwas verlassen, das so alt war wie der Zahnarztbohrer. Zwei Jungen, die gute Freunde und gemeinsam im Internat waren, würden zwar nicht in allen Punkten einer Meinung sein, wohl aber denselben Zahnarzt konsultieren.
    Ja, die beiden Jungen hatten in Andover denselben Zahnarzt konsultiert.
    Der Dentist kam jetzt aus einer Aktenkammer, die Brille auf der Nase etwas nach vorne geschoben. Er hielt zwei Karteikarten in der Hand, in die kleine Negative eingelassen waren. Röntgenaufnahmen von zwei Andover-Studenten, die vor mehr als dreißig Jahren angefertigt worden waren.
    »Hier, Mr. Vickery«, sagte der Dentist und hielt ihm die Aufnahmen hin. »Sehen Sie nur, wie primitiv die damals die Negative montiert haben! Eines Tages schmeiß ich den alten Mist doch weg, aber man kann ja nie wissen. Letztes Jahr mußte ich einen alten Patienten meines Onkels identifizieren, der in dem Feuer drüben in Oxford ums Leben gekommen war.«
    »Vielen Dank«, sagte Scofield und nahm die Aufnahmen entgegen. »Übrigens, ich weiß natürlich, daß Sie es eilig haben, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, mir noch einen Gefallen zu tun? Ich habe zwei neuere Aufnahmen der beiden Männer hier und ich muß sie mit denen vergleichen, die Sie uns leihen. Ich kann natürlich jemanden darum bitten, aber wenn Sie eine Minute Zeit haben…«
    »Aber gerne. Das dauert keine Minute. Geben Sie her.« Bray holte die Aufnahmen aus den Umschlägen; der eine Satz war aus dem Massachusetts General Hospital gestohlen, den anderen hatte er sich in Washington besorgt. Er hatte den Namen mit Klebestreifen verdeckt. Er gab sie dem Zahnarzt, der sie zu einer Lampe trug und sie nacheinander ins Licht hielt. »Hier«, sagte er nach ein paar Augenblicken und hielt Scofield in jeder Hand einen Satz zusammengehörige Aufnahmen hin.
    Scofield schob jeden Satz in einen Umschlag. »Nochmals vielen Dank, Doktor.«
    »Gerne.« Der Zahnarzt ging in sein Untersuchungszimmer zurück. Er hatte es eilig.
    Bray saß in seinem Wagen, sein Atem ging stoßweise, Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er öffnete die Umschläge und nahm die Röntgenaufnahmen heraus.
    Er nahm die Klebestreifen von den Namen.
    Er hatte recht gehabt. Das furchtbare Fragment hatte unwiderruflich seinen Platz gefunden, er hielt den Beweis in der Hand.
    Der Mann, der im Senat saß, der Mann, der ohne Zweifel der nächste Präsident der Vereinigten Staaten sein würde, war nicht Joshua Appleton IV.
    Er war Julian Guiderone, der Sohn des Hirtenjungen.
35
    Scofield fuhr nach Südosten, nach Salem. Verzögerungen waren jetzt belanglos, er konnte die früheren Pläne umstoßen. Er konnte alles gewinnen, indem er sich so schnell wie möglich bewegte, solange nur jeder Schritt, den er tat, der richtige war. Er hatte seine Kanonen und seine Atombombe – - seinen Schriftsatz und die Röntgenaufnahmen. Jetzt kam es darauf an, seine Waffen richtig in Stellung zu bringen, sie zu benutzen, nicht nur, um die Matarese zu vernichten, sondern zuerst – unbedingt zuerst –, um Antonia zu finden und die Gegenseite zu zwingen, sie freizulassen, ebenso Taleniekov, wenn er noch am Leben war.
    Das bedeutete, daß er selbst ein Täuschungsmanöver vornehmen mußte. Jede Täuschung beruhte auf Illusion. Die Illusion, die er vermitteln mußte, war die, daß Beowulf Agate zu haben war, daß es möglich war, seine Kanonen und seine Bombe unschädlich zu machen, seinen Angriff aufzuhalten, ihn selbst zu vernichten. Um dies zu tun, mußte er zuerst die Position der Stärke einnehmen… die der Schwäche mußte folgen.
    Die Geiselstrategie hatte jetzt keinen Sinn mehr; es würde ihm nicht gelingen, Appleton nahe zu kommen. Der Hirtenjunge würde es nicht zulassen, das Weiße Haus als Preis war zu groß, als daß er es riskieren konnte. Ohne den Mann gab es keinen Preis. Also beruhte seine Position der Stärke auf den Röntgenaufnahmen. Es war

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