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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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jungen Mannes berichtete. Scofield las jede Zeile und war überzeugt, daß er etwas ganz Bestimmtes finden würde.
    Und da war es auch.
    Wegen der großen Liebe, die das Opfer für die Alpen empfand – und um der Familie und den Freunden weiteres Leid zu ersparen –, hat die Familie verkündet, daß das Begräbnis in der Schweiz, in dem Dorf Col du Pillon stattfinden wird.
    Bray fragte sich, wer wohl in jenem Sarg in Col du Pillon liegen mochte. Oder war er leer?
    Er kehrte in das billige Hotel zurück, sammelte seine Habseligkeiten ein und nahm ein Taxi zu Ausfahrt A des Prudential Center. Dann lenkte er den Mietwagen aus Boston heraus, am Jamaica Way entlang nach Brookline. Er fand Appleton Hill, fuhr an den Toren von Appleton Hall vorbei und registrierte in dem kurzen Zeitraum alle ihm zugänglichen Einzelheiten.
    Das riesige Anwesen dehnte sich wie eine Festung über den Hügelkamm. Die inneren Gebäude waren von einer hohen Steinmauer umgeben, dahinter konnte man steile Dächer sehen, die an Zinnen erinnerten. Die Zufahrt hinter dem Haupttor wand sich an einem mächtigen, aus Klinkersteinen erbauten Kutschenhaus entlang; es enthielt mindestens acht bis zehn komplette Wohnungen und fünf Garagen.
    Er fuhr um den Hügel herum. Der zehn Fuß hohe, schmiedeeiserne Zaun umgab das ganze Gelände; alle paar hundert Meter waren kleine Unterstände wie Miniaturbunker in den Hügel eingelassen; man konnte in einigen von ihnen uniformierte Männer sitzen oder stehen sehen. Sie rauchten oder telefonierten.
    Es war der Sitz der Matarese, das Haus des Hirtenjungen.
    Um halb zehn fuhr er zum Logan Airport. Er hatte Amos Lafollet gesagt, er solle gleich nach dem Verlassen des Flugzeugs in die düstere Bar gegenüber dem Zeitungsstand gehen. Die Nischen waren so dunkel, daß man selbst auf fünf Fuß Entfernung ein Gesicht noch nicht erkennen konnte; nur der riesige Fernsehschirm an der Wand lieferte etwas Licht.
    Bray schob sich in die mit schwarzem Kunststoff ausgeschlagene Nische und versuchte, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Einen Augenblick lang dachte er an eine andere Nische in einem anderen dunklen Raum, an einen anderen dunklen Mann: London, das Connaught-Hotel, Roger Symonds. Er verdrängte die Erinnerung aus seinen Gedanken; im Augenblick war das ein Hindernis; für Hindernisse hatte er jetzt keine Zeit.
    Er sah den Studenten die Bar betreten. Scofield stand kurz auf; Amos sah ihn und kam auf ihn zu. Er hielt einen Umschlag in der Hand. Bray fühlte, wie sein Herz schneller schlug.
    »Ich nehme an, alles ist gut gelaufen«, sagte er.
    »Ich mußte unterschreiben.«
    »Sie mußten was?« Bray wurde übel; es war eine solche Kleinigkeit, eine Selbstverständlichkeit eigentlich, und er hatte nicht daran gedacht.
    »Keine Sorge. Ich bin nicht umsonst an der hundertfünfunddreißigsten Straße und der Lenox Avenue aufgewachsen.«
    »Welchen Namen haben Sie denn gebraucht?« fragte Scofield, und sein Puls verlangsamte sich wieder.
    »R. M. Nixon. Die Sprechstundenhilfe war wirklich nett. Sie hat mir gedankt.«
    »Sie werden es zu etwas bringen, Amos.«
    »Hab' ich auch vor.«
    »Hoffentlich hilft Ihnen das dabei.« Bray reichte ihm einen Umschlag über den Tisch.
    Der Student hielt ihn mit beiden Händen. »Hey, Mann, wissen Sie, eigentlich brauchen Sie das nicht zu tun.«
    »Doch. Wir hatten es so vereinbart.«
    »Ich weiß. Aber ich hab' so das Gefühl, daß Sie für einen Haufen Leute, die Sie gar nicht kennen, 'ne Menge durchgemacht haben.«
    »Und für eine ganze Anzahl, die ich sehr gut kenne. Nehmen Sie das Geld nur.« Bray klappte seinen Aktenkoffer auf und schob den Umschlag hinein. Er legte ihn auf einen Aktendeckel, der Joshua Appletons Röntgenaufnahmen von vor fünfundzwanzig Jahren enthielt. »Denken Sie daran, Sie haben nie meinen Namen gehört und waren nie in Washington. Wenn man Sie je fragt, dann haben Sie nur für einen Mann, der sich nie zu erkennen gab, ein paar Namen in einen Computer getippt. Bitte, denken Sie daran.«
    »Das wird nicht einfach sein.«
    »Warum?« Scofield zuckte zusammen.
    »Wie soll ich Ihnen denn mein erstes Lehrbuch widmen?«
    Bray lächelte. »Ihnen wird schon was einfallen. Leben Sie wohl.« Er verließ die Nische. »Ich habe noch eine Stunde zu fahren und ein paar Stunden Schlaf aufzuholen.«
    »Bleiben Sie gesund, Mann.«
    »Danke, Professor.«
    ***
    Scofield stand im Wartezimmer des Zahnarztes an der Main Street in Andover, Massachusetts. Das Schwesternbüro an der

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