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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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unbedingt erforderlich, den Eindruck zu erwecken, als existierte nur ein Satz Röntgenaufnahmen, als gäbe es keine Duplikate. Eine Spektralanalyse würde erkennen lassen, ob die Aufnahmen vervielfältigt waren. Beowulf Agate war kein Narr; er würde damit rechnen, daß eine solche Analyse vorgenommen wurde. Er wollte das Mädchen, er wollte den Russen; die Röntgenaufnahmen waren der Preis, den zu zahlen er bereit war.
    Bei dem Austausch würde eine winzige Kleinigkeit unterlassen werden, eine scheinbare Schwäche, die der Feind ausnützen konnte; aber es würde eine kalkulierte Schwäche sein. Die Matarese würden gezwungen sein, den Austausch durchzuführen. Ein korsisches Mädchen und ein sowjetischer Abwehrbeamter im Tausch für Röntgenaufnahmen, die unwiderlegbar bewiesen, daß der Mann, der im Senat saß und im Begriffe war, Präsident zu werden, gar nicht Joshua Appleton IV. war, ein legendärer Korea-Held und außergewöhnlicher Politiker, sondern vielmehr ein Mann, der angeblich neunzehnhundertvierundfünfzig in einem Schweizer Bergdorf namens Col du Pillon begraben worden war.
    Er fuhr in Richtung auf den Hafen von Salem, wie stets vom Wasser angezogen, ohne genau zu wissen, was er suchte, bis er es sah: ein Schild auf dem Rasen eines kleinen Hotels. Wohnappartements. Das war vernünftig. Zimmer mit einem Kühlschrank und einer Kochgelegenheit. Er würde nicht als Fremder in Restaurants essen; in Salem war jetzt nicht Touristensaison.
    Er parkte den Wagen auf einem mit weißem Kies bedeckten Platz, der von einem weißen Staketenzaun umgeben war, unweit des Hafens. Er trug seinen Aktenkoffer und die Reisetasche hinein, schrieb sich unter einem belanglosen Namen ins Gästeregister ein und verlangte ein Appartement.
    »Zahlen Sie mit Kreditkarte, Sir?« fragte die junge Frau hinter der Theke.
    »Wie bitte?«
    »Sie haben nicht angestrichen, wie Sie bezahlen möchten. Wenn Sie mit Kreditkarte zahlen wollen, müssen wir bei der Gesellschaft rückfragen.«
    »Ich verstehe. Nein, ich gehöre zu den seltsamen Leuten, die echtes Geld benutzen. Das ist mein Kampf gegen die Plastikwelt. Am besten zahle ich eine Woche im voraus, länger werde ich wohl nicht bleiben.« Er gab ihr das Geld. »Ich nehme an, es gibt in der Nähe ein Lebensmittelgeschäft.«
    »Ja, Sir. Vorne an der Straße.«
    »Und sonstige Geschäfte? Ich muß Besorgungen machen.«
    »Etwa zehn Straßen westlich von hier ist ein Einkaufszentrum. Dort finden Sie bestimmt alles.«
    Das hoffte Bray; er rechnete darauf.
    Er wurde in sein Appartement geführt, bei dem es sich um ein großes Zimmer mit einem Couchbett und einer kleinen Trennwand handelte, hinter der sich ein winziger Herd und ein Kühlschrank verbargen. Aber das Zimmer bot einen Blick über den Hafen; es war ihm recht. Er klappte seinen Aktenkoffer auf und nahm das Foto heraus, das er von der Wand in Mrs. Appletons Mausoleum entfernt hatte, und starrte es an. Zwei junge Männer, hochgewachsen, muskulös, nicht miteinander zu verwechseln, aber einander genügend ähnlich, daß ein unbekannter Chirurg irgendwo in der Schweiz den einen in den anderen verwandeln konnte. Ein junger amerikanischer Arzt, den man dafür bezahlte, die Entlassungspapiere aus dem Krankenhaus zu unterschreiben, und den man dann aus Sicherheitsgründen tötete. Eine Mutter, die man als Alkoholikerin hielt, in der Ferne hielt, aber die man immer, wenn es zweckmäßig und sinnvoll war, vorführte. Wer kannte schon einen Sohn besser als seine Mutter? Wer in Amerika würde Mrs. Joshua Appleton III. widersprechen, geschweige denn gegen sie auftreten?
    Scofield setzte sich und fügte den siebzehn Seiten seines Schriftsatzes eine weitere hinzu. Ärzte: Nathaniel Crawford und Thomas Belford. Ein Schweizer Arzt, den man in einem Computer gelöscht hatte; ein junger Schönheitschirurg, der plötzlich an Gehirnblutungen starb. Drei Krankenschwestern, die vor Marblehead ertrunken waren. Gstaad; ein Sarg in Col du Pillon; Röntgenaufnahmen aus Boston und Washington, zwei aus Andover, Massachusetts. Zwei verschiedene Männer, die in einen verschmolzen waren. Ein Betrüger war im Begriffe, Präsident der Vereinigten Staaten zu werden.
    Bray hörte auf zu schreiben und trat an das Fenster, das ihm den Blick auf die stillen, kalten Wasser von Salem Harbor bot. Das Dilemma war noch deutlicher als es je gewesen war: sie hatten die Spur der Matarese von ihren Wurzeln in Korsika über einen Bund multinationaler Firmen verfolgt, die den

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