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Der Matarese-Bund

Der Matarese-Bund

Titel: Der Matarese-Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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blutüberströmt, aber zu erkennen. Die rechte Hand war bandagiert – die Folge eines verletzten Daumens, der um drei Uhr früh auf einer Brücke in Amsterdam von einem ärgerlichen, müden, älteren Mann gebrochen worden war.
    Es war der aggressive junge Agent Harry, der in jener Nacht im Regen so unnötig getötet hatte.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Scofield.
    »Sie kennen ihn?« fragte Taleniekov überrascht.
    »Er hieß Harry. Er hat in Amsterdam für mich gearbeitet.«
    Der Russe schwieg einen Augenblick und meinte dann: »Er war in Amsterdam bei Ihnen, aber er hat nicht für Sie gearbeitet. Er hieß auch nicht ›Harry‹. Dieser junge Mann ist ein sowjetischer Abwehroffizier, der seit seinem neunten Lebensjahr in dem amerikanischen Komplex in Nowgorod ausgebildet worden ist. Er war ein WKR-Agent.«
    Bray studierte Taleniekovs Gesicht und sah dann noch einmal durch die zersplitterte Glasscheibe Harry an. »Gratuliere. Jetzt wird mir einiges klarer.«
    »Mir leider nicht«, sagte der KGB-Mann. »Glauben Sie mir bitte, wenn ich Ihnen sage, daß es höchst unwahrscheinlich ist, daß irgendein Befehl aus Moskau einen direkten Angriff auf Robert Winthrop verlangen würde. Wir sind keine Narren. Er steht über solchen Dingen – eine Stimme und ein Kopf, den man bewahrt, nicht niederschlägt. Und ganz sicher nicht für – Personal – wie Sie oder mich.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Das war ein Exekutionsteam, ebenso sicher wie diese Männer im Hotel. Sie und ich sollten nicht isoliert werden. Winthrop sollte ebenfalls sterben, und wer weiß, vielleicht ist er bereits tot. Ich gehe davon aus, daß die Anweisung nicht aus Moskau kam.«
    »Auch nicht aus dem State Department, da bin ich ganz sicher.«
    »Richtig. Weder Washington noch Moskau, sondern eine Stelle, die fähig ist, Befehle im Namen des einen, des anderen oder beider auszugeben.«
    »Die Matarese?« sagte Scofield. Der Russe nickte. »Die Matarese.«
    Bray hielt den Atem an und versuchte zu überlegen, versuchte, das alles in sich aufzunehmen. »Wenn Winthrop noch lebt, dann wird er jetzt in einen Käfig gesteckt werden, in eine Falle, mit dem Mikroskop beobachtet. Ich werde nicht imstande sein, mich ihm zu nähern. Man würde mich sofort töten.«
    »Wieder stimme ich Ihnen zu. Gibt es andere, denen Sie vertrauen, und an die man heran kann?«
    »Es ist verrückt«, sagte Scofield und schauderte in der Kälte – und bei dem Gedanken, der ihm plötzlich gekommen war. »Es sollte sie geben, aber ich weiß nicht, wer sie sind. Zu wem auch immer ich jetzt ginge, er würde mich ausliefern müssen, die Gesetze sind in diesem Punkt ganz klar. Abgesehen von polizeilichen Haftbefehlen gibt es da die Frage der nationalen Sicherheit. Man wird ganz schnell einen Fall gegen mich aufbauen, ganz legal. Verdacht von Hochverrat, Spionage und Lieferung von Informationen an den Feind. Keiner wird es wagen, mich auch nur anzuhören.«
    »Aber es muß doch Leute geben, die auf Sie hören werden.«
    »Auf was hören? Was soll ich ihnen denn sagen? Was habe ich denn? Sie! Man würde Sie in ein gesichertes Krankenhaus stecken, ehe Sie auch nur Ihren Namen buchstabieren könnten. Die Worte eines sterbenden Istrebiteli? Ein kommunistischer Killer? Wo sind denn die Beweise, ja die Logik? Verdammt noch mal, wir sind abgeschnitten. Das einzige, was wir jetzt noch haben, sind Schatten!«
    Taleniekov trat einen Schritt vor, seine Stimme klang überzeugt. »Vielleicht hatte der alte Krupskaya recht; vielleicht ist die Antwort trotz alledem in Korsika zu finden.«
    »O Gott…«
    »Hören Sie mir zu. Sie sagen, wir haben nur Schatten. Wenn dem so ist, brauchen wir eine ganze Menge mehr. Wenn wir mehr hätten, auch nur ein paar Namen zurückverfolgen könnten, etwas aufbauen, was einigermaßen wahrscheinlich klingt – sozusagen unseren eigenen Fall aufbauten. Dann könnten Sie doch zu jemandem gehen und ihn zwingen, Ihnen zuzuhören?«
    »Aus der Ferne«, antwortete Bray langsam. »Nur aus der Ferne. Wo man mich nicht erreichen kann.«
    »Natürlich.«
    »Die Beweise würden mehr sein müssen als Vermutungen, sie würden verdammt überzeugend sein müssen.«
    »Wenn ich solche Beweise hätte, könnte ich auch Männer in Moskau bewegen. Ich hatte die Hoffnung, daß man hier drüben mit weniger Material eine Untersuchung anstellen könnte. Sie sind doch berüchtigt wegen Ihrer endlosen Senatsnachforschungen. Ich nahm einfach an, daß es sich machen ließe, daß Sie es

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