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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Sonnenstrahlen des Frühlings aalten, und man fuhr zum Fischfangaufs offene Meer hinaus, wenn der Karibu im Sommer das Fell wechselte.
    Diese traditionellen Zeitvorstellungen entsprechen denen vorgeschichtlicher Gesellschaften, und der Archäoastronom Anthony Aveni bezeichnet sie als Öko-Zeit. Auf vergleichbare Art und Weise, aber jeweils den eigenen Bedürfnissen und Lebensumständen angepasst, gehen auch andere Naturvölker mit der Zeit um, ob in Papua-Neuginea, im südamerikanischen Amazonasbecken oder in entlegenen Gebieten Afrikas. Während zu früheren Zeiten die Meinung vorherrschte, diese Naturvölker müssten der Fortschrittsidee der restlichen Welt angenähert werden, überwiegt heute die Ansicht, ihre ursprüngliche naturnahe Lebensart zu achten. So bewahren sie ihren eigenen Umgang mit der Zeit, den Ethnologen und Soziologen erforschen, auch um damit Aufschlüsse über die Entwicklung des menschlichen Zeitbewusstseins zu gewinnen. Und wir gehetzten Zeitgenossen, die im modernen Lebensstil und trotz einer Fülle zeitsparender Erfindungen keinen wirklichen Zeitgewinn und mitunter auch keinen Gewinn an Lebensqualität verspüren, können uns für die ursprüngliche, naturnahe und entspannte Zeitwahrnehmung dieser Völker begeistern – oder für den Umgang mit Zeit und dem exotischen Kalender der alten Maya in Mittelamerika. Aber Moment: Hatten wir nicht eingangs von den Maya als Zeitsklaven gesprochen? Wie also verträgt sich das mit einer alten, uhrenlosen Kultur lange vor der beschleunigten Moderne?

HERNÁN CORTÉS UND DAS SCHWARZE
LOCH DER ZEITENWENDE
    Die alten Kulturen Mittelamerikas
    Im Februar des Jahres 1519 stach der Spanier Hernán Cortés, seit einigen Jahren auf Kuba ansässig und dort unter anderem für die Kolonialverwaltung tätig, überstürzt in See, um sich selbst zuvorzukommen. Sein Dienstherr Diego Velázquez, der spanische Gouverneur Kubas, wollte ihn mit der Leitung einer Expedition zur mexikanischen Küste betrauen. Zwei solcher Expeditionen hatte es in den Jahren zuvor gegeben, man hatte mit den Maya Bekanntschaft gemacht, ihren in den Augen der Europäer unerwartet hohen kulturellen Entwicklungsstand festgestellt und witterte nun vor allem reiche Goldvorkommen. Eine Kolonie war nicht gegründet worden, und das sollte vorerst auch nicht geschehen, sondern mit Erkundungen und Sondierungen sorgfältig vorbereitet werden – aber Cortés verlangte es nach schnellem Ruhm. Der sollte sich in der Tat einstellen, mag sein Titel des bedeutendsten spanischen Konquistadors auch seither eine deutlich negative Färbung angenommen haben.
    Mit elf Schiffen und rund sechshundert Mann, mit sechzehn Pferden und einer überschaubaren Zahl Waffen, die den indianischen jedoch haushoch überlegen waren, machte er sich auf zur Insel Cozumel – heute ein beliebtes Touristenziel, damals ein Pilgerort ehrfürchtiger Maya. Bald darauf erreichte man das mexikanische Festland und gründete, zumindest nominell, die erste spanische Stadt auf amerikanischem Festland, Veracruz. In seinem Ehrgeiz, als erster Spanier das amerikanische Festland zu erobern und zu beherrschen, handelte Cortés gegen seinen Dienstherrn, gegen die spanische Krone, und schließlich auch gegen diejenigenseiner eigenen Leute, die ihre Loyalitäten noch nicht über Bord geworfen hatten: Um Desertionen jener zu verhindern, die sich weiterhin dem Gouverneur und dem König verpflichtet fühlten, ließ er die mitgebrachten Schiffe kurzerhand versenken. Vor allem aber handelte er gegen die rechtmäßigen Besitzer des Landes, das er ohne jede Gnade unterwerfen wollte.
    Sein erstes Ziel war etwa 600 Kilometer entfernt und nichts Geringeres als eine der größten Metropolen der Welt: Tenochtitlán, auf Inseln im salzwasserführenden Texcoco-See gebaut. Mit mehreren Hunderttausend Einwohnern war die damalige Hauptstadt des Aztekenreiches selbst für heutige Maßstäbe eine Großstadt. Inzwischen leben dort, im heutigen Mexiko-Stadt, allerdings fast neun Millionen Menschen. Auf dem Weg lagen weiter westlich Cempoala und Tlaxcala, Hauptstädte der den Azteken feindlich gesinnten Totonaken und der Tlaxcalteken, die Cortés für sich gewinnen konnte. Dem dienten nicht nur Versprechungen, sondern auch die Tatsache, dass die vielen Völker und Städte Mesoamerikas keineswegs eine Einheit bildeten, die den Spaniern hätte geschlossen entgegentreten können – ein maßgeblicher Grund für den spanischen Erfolg. Insbesondere die mächtigen Azteken waren

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