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Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur

Titel: Der Maya-Kalender - die Wahrheit über das größte Rätsel einer Hochkultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Hilfe kamen ihnen dabei die gemeinsamen religiösen Überzeugungen der Völker Mesoamerikas, die die Azteken kurzerhand in den Dienst ihres Reiches stellten, mit Huitzilopochtli als schreckenerregendem Haupt- undKriegsgott. Eine wichtige Rolle spielte, was wir heute als Terror bezeichnen würden: Bei Massentötungen geopfertes Menschenblut diente ideologisch-religiös betrachtet als eine Art »Treibstoff« für die Sonne oder als Opfer für verschiedene Gottheiten; machtstrategisch verbreiteten diese Hinrichtungen Angst und Schrecken. Die Feldzüge der Azteken dienten schließlich nicht nur der Unterwerfung anderer Völker und Staaten, um mit deren Tributleistungen Ruhm und Reichtum ihrer Herrscher zu mehren, sondern auch zur Beschaffung von armen Seelen zur Besänftigung zürnender Götter. Aber nicht nur die mythische, auch die historische Vergangenheit machten sich die Azteken dienstbar: Die Geschichtsbücher unterworfener Völker wurden verbrannt und die Geschichte in Glorifizierung aztekischer Herrlichkeit umgeschrieben – ihrer Ideologie nach waren sie bestimmt zu beherrschen, denn sie verstanden sich als auserwähltes Volk.
    Ganz Mesoamerika konnten die Azteken jedoch nicht unterwerfen. Außer den Maya Yucatáns widerstanden vor allem die Tarasken dem Sog des Imperiums, aber auch andere Völker blieben unabhängig. Das und die Tatsache, dass das rasant gewachsene Aztekenreich auch im Innern nicht so stabil war, wie es angesichts der spanischen Wucht nötig gewesen wäre, erleichterten Hernán Cortés seine zweifelhafte Arbeit zusätzlich.
    Die Zeitenwende, global gesehen durch das Jahr 1492 markiert, in dem Christoph Kolumbus Amerika »entdeckte« und damit für viele Chronisten die Neuzeit einläutete, setzte in Mesoamerika 1519 ein und endete mit der Eroberung der letzten Maya-Stadt Tayasal im Jahr 1697. Sie riss Mesoamerika mit seiner stolzen Geschichte und seinen kulturellen Errungenschaften in ein schwarzes Loch, das Archäologen, Ethnologen und Wissenschaftler anderer Disziplinen mit unendlich viel Mühe und Aufwand Stück für Stück weiter erhellen.

HUN NAL YEH ODER DIE FETTEN
UND DIE MAGEREN JAHRE
    Aufstieg und Niedergang der alten Maya
    Am Anfang war der Mais. So sahen es die Maya selbst, die sich bis heute als Maismenschen bezeichnen und ihr wichtigstes Grundnahrungsmittel weiterhin in Ehren halten, aber so lautet auch der historische Befund. Denn die allmähliche Kultivierung des nährstoff- und ertragreichen Nahrungsmittels Mais in Mittelamerika seit dem 5. vorchristlichen Jahrtausend ermöglichte ab ungefähr 2000 v. Chr. ein beispielloses Bevölkerungswachstum und schuf damit überhaupt erst die Voraussetzung für den Aufstieg der Maya zur legendären Hochkultur. Diese Umstände kamen den anderen Völker Mesoamerikas zwar ebenso zugute, aber die Maya schöpften ihr Potenzial besonders weitreichend aus und gelten daher unter den präkolumbischen Völkern Mittelamerikas als herausragend. Nicht nur erwies sich ihre Kultur als am langlebigsten und brachte es in Religion und Herrschaftsform, in Landwirtschaft und Kunst, in Mathematik, Astronomie und Kalenderwesen besonders weit. Die Entdeckung überwucherter Tempel im tropischen Regenwald und der rätselhafte Untergang ihrer klassischen Kultur haben ihnen außerdem den Ruf einer außergewöhnlichen, einzigartigen, ja regelrecht magischen Gesellschaft eingebracht. Davon profitiert die Wissenschaft, weil das immense öffentliche Interesse Forschungsgelder nach sich zieht, sie leidet aber auch darunter. Allzu leicht nämlich gerät aus dem Blick, dass die Maya keineswegs aus dem Nichts entstanden, sondern im größeren Zusammenhang der Entwicklungen in Mesoamerika und darüber hinaus in die Reihe bedeutender früher Zivilisationen gehören, mit denen sie in mancherlei Hinsicht verglichen werden können – und müssen.
    So ist es auch mit dem Mais, dem die Maya voller Dankbarkeit in ihrem kollektiven Gedächtnis einen prominenten Platz reservierten, denn darin ähneln die Maya und die anderen mesoamerikanischen Völker den frühen Zivilisationen in Asien oder Europa, die ihr jeweiliges Hauptnahrungsmittel gleichermaßen wertschätzten, sei es Reis, Weizen oder Gerste. Das Wissen um den Zusammenhang zwischen einem domestizierten, produktiven Getreide und dem kulturellen Aufblühen – der Begriff Kultur bezieht sich nicht zufällig sowohl auf landwirtschaftliche als auch geistige Errungenschaften – schlug sich insbesondere in religiösen

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