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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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lockt Sie genau dorthin, wo er Sie haben will. Und das ist verdammt gefährlich für Sie.«
    »Ist es wirklich meine Sicherheit, um die Sie sich Sorgen machen?«
    »Wollen Sie etwa andeuten, dass es mir in Wirklichkeit um etwas anderes geht?«, fragte er.
    »Woher soll ich das wissen? Ich werde einfach nicht schlau aus Ihnen.«
    Er stand auf und ging zum Videorekorder. Dort nahm er die Kassette heraus und steckte sie in den Umschlag zurück. Offensichtlich versuchte er Zeit zu gewinnen, während er nach einer glaubwürdigen Antwort suchte.
    Endlich setzte er sich wieder hin und sah sie an. »Die Wahrheit ist«, sagte er, »dass ich auch aus Ihnen nicht schlau werde.«
    Sie lachte. »Aus mir? Ich habe nichts zu verbergen.«
    »Sie lassen mich nur die Polizistin sehen. Aber was ist mit Jane Rizzoli, der Frau?«
    »Die beiden sind ein und dieselbe Person.«
    »Sie wissen, dass das nicht wahr ist. Sie verstecken sich doch hinter Ihrer Dienstmarke.«
    »Was soll ich denn Ihrer Meinung nach von mir sehen lassen? Dass mir das ach so kostbare Y-Chromosom fehlt? Meine Dienstmarke ist das Einzige, was irgendjemand von mir sehen soll.«
    Er beugte sich vor, und sein Gesicht war nun ganz nahe an ihrem. »Es geht hier darum, dass Sie zur Zielscheibe der Aggression eines Mörders geworden sind. Es geht um einen Täter, der bereits genau weiß, wie er Ihnen die Daumenschrauben anlegen kann. Um einen Mann, dem es schon einmal gelungen ist, Ihnen gefährlich nahe zu kommen. Und zwar, ohne dass Sie etwas davon ahnten.«
    »Das nächste Mal werde ich es wissen.«
    »Wirklich?«
    Sie sahen einander in die Augen, ihre Gesichter so nahe wie die zweier Liebender. Der Blitz des sexuellen Begehrens, der sie in diesem Moment durchzuckte, kam so unerwartet, dass sie nicht wusste, ob es Schmerz oder Lust war, was sie empfand. Ruckartig lehnte sie sich zurück. Doch ihr Gesicht glühte, und obwohl sie seinen Blick nun aus sicherer Entfernung erwiderte, fühlte sie sich ihm schutzlos ausgeliefert. Sie beherrschte nicht die Kunst, ihre Gefühle zu verbergen, und sie war immer hoffnungslos überfordert, sobald es ums Flirten ging oder um all die anderen kleinen Unaufrichtigkeiten, die das uralte Spiel zwischen Mann und Frau ausmachen. Sie gab sich alle Mühe, so unbefangen wie möglich auszusehen, doch wenn sie ihn ansah, hatte sie sofort das Gefühl, dass er durch sie hindurchsah wie durch Glas.
    »Es wird ein nächstes Mal geben, das ist Ihnen doch klar«, sagte er. »Wir haben es nicht mehr nur mit Hoyt zu tun. Sie sind jetzt zu zweit. Wenn Ihnen das noch keine Heidenangst einjagt, dann wird es aber allmählich Zeit.«
    Sie blickte auf den Umschlag mit dem Videoband, das Hoyt für ihre Augen bestimmt hatte. Das Spiel hatte gerade erst begonnen. Hoyt hatte den ersten Treffer erzielt – und sie hatte Angst, keine Frage.
    Schweigend sammelte sie ihre Unterlagen ein.
    »Jane?«
    »Ich habe alles gehört, was Sie gesagt haben.«
    »Und es lässt Sie vollkommen ungerührt, wie?«
    Sie sah ihn an. »Ich will Ihnen mal etwas sagen. Ich könnte unter einen Bus geraten, wenn ich draußen die Straße überquere. Oder ich könnte an meinem Schreibtisch einen Schlaganfall bekommen und tot vom Sessel fallen. Aber ich denke über solche Dinge nicht nach. Ich kann nicht zulassen, dass sie mein Leben bestimmen. Fast wäre es mir passiert, wissen Sie. Die Albträume – die hätten mir beinahe den Rest gegeben. Aber jetzt bin ich über den toten Punkt hinaus. Oder vielleicht bin ich schon so abgestumpft, dass ich gar nichts mehr fühlen kann. Das Beste, was ich tun kann, ist also, einen Fuß vor den anderen zu setzen und weiterzumarschieren. Nur so kann man so etwas überstehen – indem man einfach weitergeht. Das ist alles, was uns übrig bleibt.«
    Sie war beinahe erleichtert, als ihr Beeper losging. Er lieferte ihr einen Grund, den Blickkontakt abzubrechen, weil sie die Digitalanzeige des Geräts ablesen musste. Sie spürte seine Blicke im Nacken, als sie zum Telefon ging und die Nummer wählte.
    »Labor für Haar- und Faseranalysen, Volchko am Apparat.«
    »Rizzoli. Sie haben mich angepiepst.«
    »Es geht um diese grünen Nylonfasern, die von Gail Yeagers Haut stammen. Wir haben exakt die gleichen Fasern auf Karenna Ghents Haut gefunden.«
    »Er benutzt also immer das gleiche Material zum Einwickeln seiner Opfer. Das ist ja nicht weiter überraschend.«
    »Nun, ich habe allerdings eine kleine Überraschung für Sie.«
    »Welche denn?«
    »Ich weiß jetzt,

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