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Der Meister

Der Meister

Titel: Der Meister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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es geschafft hast, zum Geburtstag deiner eigenen Mutter zu kommen!«
    Ihre Tochter erwiderte nichts. Sie stand nur da mit feuerrotem Gesicht und kämpfte gegen die Tränen an. Die Gäste stürzten sich wieder wie ausgehungert auf ihren Kuchen, und niemand wagte es, irgendjemandem in die Augen zu sehen.
    Das Telefon klingelte. Alles erstarrte.
    Schließlich hob Frank senior ab. »Deine Mutter sitzt hier neben mir«, sagte er und reichte das schnurlose Telefon an Angela weiter.
    Mein Gott, Frankie, ging das nicht ein bisschen früher? Mit einem Seufzer der Erleichterung begann Jane die gebrauchten Pappteller und Plastikgabeln einzusammeln.
    »Welches Geschenk?«, fragte ihre Mutter. »Ich habe keins bekommen.«
    Jane zuckte zusammen. O nein, Frankie! Versuch ja nicht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.
    Aber schon im nächsten Augenblick war der Zorn ihrer Mutter auf wundersame Weise verflogen.
    »Ach, Frankie, das versteh ich doch. Ja, mein Schatz, natürlich. Die nehmen dich ganz schön ran dort bei den Marines, nicht wahr?«
    Kopfschüttelnd begann Jane in Richtung Küche zu gehen, als ihre Mutter ihr plötzlich nachrief: »Er will mit dir sprechen!«
    »Was, mit mir?«
    »Hat er gesagt.«
    Jane nahm das Telefon. »Hallo, Frankie«, sagte sie.
    »Was soll der Scheiß, Janie?«, fuhr ihr Bruder sie an.
    »Bitte?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede.«
    Rasch ging sie mit dem Telefon in die Küche und ließ die Tür hinter sich zufallen.
    »Da bitte ich dich um einen popeligen Gefallen«, sagte er.
    »Redest du von dem Geschenk?«
    »Ich rufe an, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren, und sie springt mir ins Gesicht.«
    »Überrascht dich das etwa?«
    »Das findest du jetzt wohl ganz toll, dass du mich bei ihr hast auflaufen lassen, wie?«
    »Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Und wie es sich angehört hat, hast du dich auch gleich wieder glänzend aus der Affäre gezogen.«
    »Und das stinkt dir, wie?«
    »Es ist mir völlig egal, Frankie. Das ist eine Sache zwischen dir und Ma.«
    »Ja, aber du mischst dich immer wieder ein und intrigierst hinter meinem Rücken. Du tust doch, was du kannst, um mich anzuschwärzen. Konntest noch nicht mal meinen Namen auf dieses Scheißpäckchen draufschreiben.«
    »Mein Geschenk war schon unterwegs.«
    »Und es wäre wohl zu stressig gewesen, noch irgendeine Kleinigkeit für mich zu besorgen?«
    »Ja, das war es allerdings. Ich bin doch nicht dazu da, dir den Hintern abzuwischen. Ich habe einen Achtzehn-Stunden-Tag.«
    »Aber sicher doch. Das kriege ich ja ständig von dir zu hören. ›Ich arme Sau, ich habe so viel Arbeit, dass ich mit einer Viertelstunde Schlaf auskommen muss.‹«
    »Außerdem hast du mir noch nicht das Geld für das letzte Geschenk gegeben.«
    »Klar hab ich das.«
    »Nein, hast du nicht.« Und es geht mir immer noch auf den Wecker, wenn Ma von » dieser entzückenden Lampe, die Frankie mir geschenkt hat « schwärmt.
    »Es dreht sich also nur ums Geld, wie?«, sagte er.
    Ihr Piepser ging los. Als sie das Rasseln an ihrem Gürtel spürte, blickte sie nach unten und las die Nummer ab. »Das Geld ist mir vollkommen schnuppe. Aber was mich fuchst, ist, dass du dir anscheinend alles erlauben kannst und nie dafür geradestehen musst. Du gibst dir nicht die geringste Mühe, aber irgendwie schaffst du es immer wieder, die ganze Anerkennung einzuheimsen.«
    »Kommst du jetzt wieder mit der Nummer? ›Ich armes unterdrücktes Wesen …‹«
    »Ich leg jetzt auf, Frankie.«
    »Gib mir noch mal Ma.«
    »Ich muss zuerst zurückrufen – mein Pager hat geklingelt.«
    »Was soll der Scheiß? Ich habe keine Lust, noch ein Ferngespräch …«
    Sie legte auf. Dann wartete sie ab, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, und tippte die Nummer von der Anzeige ein.
    Darren Crowe meldete sich.
    Noch so ein unausstehlicher Macho – das hatte ihr gerade noch gefehlt. Und deshalb sagte sie nur ziemlich barsch: »Rizzoli. Sie haben mich angepiepst.«
    »Ach du liebes bisschen – Sie haben wohl Ihre Tage!«
    »Wollen Sie mir vielleicht mal verraten, worum es geht?«
    »Ja, wir haben einen Zehn-Vierundfünfziger. Beacon Hill. Sleeper und ich sind vor etwa einer halben Stunde hier eingetroffen.«
    Sie hörte Gelächter aus dem Wohnzimmer und drehte sich zu der geschlossenen Tür um. Sie dachte an die Szene, die es mit Sicherheit geben würde, wenn sie sich vorzeitig von Angelas Geburtstagsfeier verabschiedete.
    »Das wollen Sie sich bestimmt nicht entgehen lassen«,

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