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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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verstehe?”
    Wenn Malachai über sich selber sprach, drückte er sich stets in Rätseln aus. Zwar hatte Josh inzwischen einiges über Malachais Vergangenheit erfahren, da er ja nun schon vier Monate mit ihm und Beryl zusammenarbeitete, aber im Grunde wusste er nur das Allernötigste. Seine Eltern hatten vor ihm schon ein Kind bekommen, das aber in sehr jungen Jahren gestorben war. Malachai wurde zwei Jahre nach dem Tod des Kleinen geboren. Nach allem, was Josh bisher herausbekommen hatte, war der Vater nie über den Tod des ältesten Sohnes hinweggekommen.
    Malachai war in Manhattan aufgewachsen und auf eine private Eliteschule gegangen, allerdings nur bis zur zehnten Klasse. Dann zog seine Mutter, eine Dame aus höheren Kreisen, nach der Scheidung von Malachais Vater nach London. Der Sohn studierte klinische Psychologie in Oxford, kehrte im Jahre 1980 nach Amerika zurück und nahm eine Stellung bei seiner Tante an, als Psychologe in der Phoenix Foundation. Obwohl er sein Leben lang Junggeselle war, wurde er öfter mit Damen aus der Gesellschaft in Verbindung gebracht, üblicherweise mit höheren Töchtern oder den zweiten Ehefrauen von erfolgreichen Geschäftsleuten. Malachais Mutter war inzwischen gestorben, der Vater dagegen mit siebenundachtzig noch kerngesund, dem Sohn aber fremd.
    So schleppte eben jeder seine Gespenster mit sich herum.
    “Ich muss versuchen, Gabriella ausfindig zu machen. Ich muss wissen, was mit ihr ist.”
    “Ich weiß, was passiert ist.”
    “Wirklich? Geht es ihr gut?”
    “Ja. Sie ist wieder in New Haven.”
    Josh nahm wieder Platz. “Dann hat Tatti also nur sein Spielchen mit uns getrieben? So ein Mistkerl! Hast du schon mit ihr gesprochen? Hast du eine Ahnung, warum sie so überstürzt abgereist ist?”
    “Nachdem du am Freitagabend aus ihrer Wohnung weggegangen warst, rief das Krankenhaus sie an. Rudolfos Zustand hatte sich verschlimmert. Während sie sich in der Klinik aufhielt, wurde bei ihr eingebrochen. Das ist auch der Grund dafür, dass am nächsten Morgen die vielen Polizisten da herumwimmelten. In ihrer Panik meinte sie wohl, in Rom wäre sie des Lebens nicht sicher und beschloss, Hals über Kopf nach Hause zu fliegen. Aber es sieht so aus, als sei ihr der Ärger buchstäblich auf den Fersen. Am Samstag ist jemand in ihr Dienstzimmer in Yale eingebrochen.”
    “Ist sie verletzt worden?”
    “Nein. Zumindest nicht physisch. Aber sie ist natürlich zu Tode erschrocken. Ich finde, wir sollten mal da rauffahren und mit ihr reden. Gabriella weiß mehr über die Memory Stones als jeder andere. Mit ihrer wissenschaftlichen Kompetenz könnte sie uns helfen, die Steine zu finden.”
    “Weißt du, mit wem sie und Rudolfo sonst noch über den Schatz gesprochen haben? Außer mit dir und Beryl?”
    Malachai verschränkte die Arme vor der Brust. “Nur mit ganz wenigen. Alles vertrauenswürdige Leute, darunter Kuratoren am Metropolitan Museum und am Britischen Museum in London, ferner die Dekane der archäologischen Fakultät von Yale und von La Sapienza. Sowohl Gabriella als auch Rudolfo wollten mit ihren Entdeckungen erst dann an die Öffentlichkeit treten, wenn zweifelsfrei feststand, was sie da gefunden hatten. Einen Medienzirkus wollten beide vermeiden. Und das mit Recht!”
    “Aber das heißt ja nicht, dass es nicht trotzdem Leute gibt, die dahintergekommen sind. Die Arbeiter an der Grabungsstätte zum Beispiel, die könnten doch das eine oder andere mitbekommen haben. Oder sie haben gesehen, was in der Schatulle war, und sich einen Reim darauf gemacht. Möglich auch, dass die Autos von Gabriella oder Rudolfo verwanzt waren. Und wenn sie sich noch so vorgesehen haben mögen – es könnte zig undichte Stellen geben.”
    “Da ist sicher was dran.” Malachai nestelte an den goldenen Manschettenknöpfen, die er stets trug, Ovale mit demselben Muster wie das im Relief am Portal der Stiftung – ein Phönix mit Schwert in der rechten Klaue.
    “Was meinst du – wie viel sind die Steine wohl wert?”, wollte Josh wissen.
    Malachai nahm einen auf dem Schreibtisch liegenden Satz Spielkarten und mischte mehrmals durch. Die Karten machten ein klatschendes Geräusch, etwa wie Wellen, die aufs Ufer treffen.
    “Womöglich hat der Raub mit Geld gar nichts zu tun. Jedenfalls dann nicht, wenn die katholische Kirche dahintersteckt.”
    “Hältst du das denn für wahrscheinlich?”
    “Du hast doch die protestierenden Geistlichen und Nonnen an der Ausgrabung gesehen”, erwiderte

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