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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.J. Rose
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gleiten.
    “Das verstehe ich nicht. Warum nehmen Sie mir mein Handy weg?”
    Er gab keine Antwort. Sie starrte ihn von der Seite an, sah sich dann im Wagen um und bemerkte erst jetzt, dass nichts darin lag. Völlige Leere. Das war ihr nicht geheuer. War es sonst nicht so, dass die Kripobeamten regelrecht in ihren Einsatzwagen kampierten? Das hatte sie an der Schauspielschule so gelernt. Es waren die Details, die einem darzustellenden Charakter erst Leben einhauchten.
    “Würden Sie mir bitte sagen, wozu Sie mein Telefon brauchen?”
    Schweigen.
    Und auch das leuchtete ihr nicht ein. Wieso wollte er nicht mit der Sprache heraus? Wo er doch angeblich angerückt war, um ihr und Quinn und Mrs. Chase zu helfen!
    “Mein Gott!”, entfuhr es ihr plötzlich, und ihre Stimme zitterte vor Angst. “Sie sind gar nicht von der Polizei, richtig?”

51. KAPITEL
    N ew York City – Dienstag, 16:30 Uhr
    Eines Tages, so nahm Joshua an, würde er vielleicht verstehen, wieso er in aller Eile zurück zur Stiftung gerannt war, sich dort ohne Erlaubnis Malachais Auto geschnappt hatte und hinauf nach New Haven gefahren war, ohne Gabriella vorher anzurufen und zu fragen, ob ihr sein Besuch überhaupt genehm war.
    Beryl Talmage sollte ihm später zwei unterschiedliche Erklärungen bieten. Rein logisch gesehen, so ihre Argumentation, glaube er aus einem übertriebenen Schutzinstinkt heraus, er müsse sich um jeden kümmern, der ihm etwas bedeute, zumal er ja selber in Lebensgefahr geschwebt hatte. Da sei es ganz natürlich gewesen, dass er nach Gabriella habe sehen wollen.
    Rein gefühlsmäßig war es aber nach ihrem Dafürhalten die starke seelische Verbundenheit, die ihn zu Gabriella trieb.
    Kaum sah er, dass Gabriellas Tür weit offen stand, da spürte er auch schon das Adrenalin. Im Laufschritt stürzte er in die Wohnung, voller Angst vor dem, was ihn dort erwartete.
    Noch in ihren feuchten Regenmantel gehüllt, lehnte sie am Treppengeländer, Regenschirm und Handtasche zu ihren Füßen, in der zitternden Hand ein Blatt Papier.
    “Gabriella? Alles in Ordnung mit dir?”
    Sie hob den Blick. Ihre goldfarbenen Augen waren durchscheinend wie Glas, die Lippen bleich bis auf einen Blutstropfen an einer Stelle, wo sie sich offenbar gebissen hatte. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
    “Was ist?”
    “Mein Kleines …”
    “Was?”
    Sie stammelte immer nur dasselbe: “Mein Kleines, mein Kleines …”
    Josh zog ihr das Blatt aus der Hand.
    Quinn ist wohlauf. Wir möchten ihr nichts antun, werden dies aber ohne zu zögern tun, falls Sie die Polizei von ihrem Verschwinden in Kenntnis setzen. Sobald Sie die Memory Stones übersetzt und uns mitgeteilt haben, wie man sie anwendet, bekommen Sie Ihr Kind unversehrt zurück. Lassen Sie Ihr Handy an.
    Im Augenblick ist es nur ein Albtraum. Lassen Sie ihn nicht Wirklichkeit werden.
    “Wann hast du das gekriegt?”
    “Ich bin gerade nach Hause gekommen. Vorhin erst. Es steckte im Briefkasten.”
    “Hast du die Polizei verständigt?”
    Sie schüttelte den Kopf. “Das kann ich doch nicht! Ich darf ihr Leben nicht aufs Spiel setzen. Hast du das denn nicht gelesen?”
    “Du musst …”
    Sie schnitt ihm das Wort ab. “Es geht nicht!”, fauchte sie schroff. “Ich werde tun, was die verlangen, egal, was! Sie ist mein Ein und Alles! Kapierst du das nicht?” Die hervortretenden Adern an ihrem Hals zeigten ihre Anspannung. “Das … das sind bestimmt dieselben, die Rudolfo umgebracht haben. Ich werde kein Risiko eingehen. Das sind Killer, Josh!”
    Sie zitterte so heftig, dass Josh sie an sich zog und in die Arme nahm. Ihr Beben übertrug sich auf seinen gesamten Körper. Sie sprach aber einfach weiter, als habe sie noch gar nicht gemerkt, dass er sie umarmt hielt.
    “Ich muss jemanden auftreiben, der die Zeichen deuten kann. Ich kenne alle Fachleute auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft. Ich kriege raus, was sie bedeuten, und zwar heute noch. Noch heute Nacht. Dann werde ich Quinn doch morgen wiederbekommen, oder?”
    Sie verfiel zunehmend in Hektik, sodass Josh schon fürchtete, sie könne hysterisch werden. “Wir müssen zur Polizei gehen”, betonte er nochmals.
    Abrupt prallte sie zurück, das Gesicht eine zornige Maske. “Nein! Wenn du mir nicht helfen willst, die Sache auf meine Weise zu erledigen, dann hau ab! Ich muss mein Kind retten. Kapierst du das immer noch nicht?” Inzwischen schrie sie ihn an.
    Je länger sie die Polizei außen vor ließen, desto kälter wurde die

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