Der Memory Code
hätte den Eingriff überstanden.”
“Hat er ja auch. Aber jetzt hat er sich eine Infektion zugezogen. Da retten Sie ihm das Leben, Josh, damit die Chirurgen sich an ihm austoben können. Und die bringen ihn durch, nur damit ihn so eine Infektion dahinrafft.”
“Ich komme mit”, sagte er.
Offenbar hatte sie keine Einwände, und so machten sie sich gemeinsam auf den Weg ins Krankenhaus.
21. KAPITEL
S eit sie am Pantheon losgefahren waren, klebte die graue Limousine wie ein Schatten an Gabriellas Wagen und folgte ihm durch die engen, kurvenreichen Straßen der Ewigen Stadt. Josh hatte sie schon bei der ersten Kurve bemerkt.
Aus dem Seitenfenster gelehnt, drehte er mit einer raschen Bewegung den Oberkörper, richtetet die Kamera direkt auf das graue Auto und drückte mehrmals auf den Auslöser. Weder verlangsamte der Fahrer das Tempo, noch wechselte er die Fahrspur.
Fotoreporter wissen, wie man sich unliebsame Leute vom Halse schaffen kann: indem man die Kamera zückt. Allerdings kann das auch tödlich ausgehen. Josh hatte den Trick einmal in Haiti probiert. Bei einer Tour durch eine für Journalisten gesperrte Gegend machte er Aufnahmen von der bitteren Armut, die dort herrschte. Als er feststellte, dass er verfolgt wurde, hatte er seine Kamera auf den Fahrer gerichtet, woraufhin der anfing, zurückzuschießen.
Nicht etwa mit einem Fotoapparat, sondern mit einer scharfen Waffe.
Den Unbekannten aber, der jetzt hinter Gabriellas Auto herfuhr, scherte es offensichtlich nicht, dass er bei seinem Tun beobachtet wurde, was Josh zu der Annahme veranlasste, dass es sich wohl um die Polizei handelte, nicht um jemanden, der ihm nach dem Leben trachtete. Josh beschloss, Gabriella nichts davon zu sagen. Sie hatte ohnehin schon genug Stress.
Im Krankenhaus angekommen, begab sich Gabriella sogleich zu Professor Rudolfo in die Intensivstation. Josh nahm derweil auf einer der Bänke im Foyer Platz. Wenngleich auch er den Professor gern besucht hätte, wollte er doch dessen Angehörige nicht stören. Schließlich hatte man auf den Ehemann und Vater geschossen, nicht auf den amerikanischen Reporter. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der zudem noch als zwar unwahrscheinlicher, doch potenzieller Verdächtiger betrachtet wurde.
Nach einer Weile stand er auf, kaufte sich am Kiosk eine Telefonkarte und ging zu dem gleich nebenan an der Wand angebrachten Fernsprecher, um Malachai anzurufen. Der antwortete aber nicht, weder am Handy noch auf seinem Anschluss im Hotel. Josh sprach ihm eine Nachricht auf die Mailbox, erklärte ihm, wo er sich befand und was bisher geschehen war, und setzte sich dann in die Cafeteria, wo er bei einem Espresso auf Gabriellas Rückkehr wartete.
Einige Minuten darauf kam ein Mann mit einem kleinen Jungen herein. Die beiden nahmen am Nachbartisch Platz, und Josh überlegte kurz, ob ihm das etwa verdächtig vorkommen müsse. Konnte es sein, dass dieser Mann den Auftrag hatte, ihn zu observieren? War er vielleicht Polizist? Oder gehörte er zu dem Grabräuber und dessen Komplizen?
Der Mann öffnete eine mitgebrachte Packung Milch sowie eine Schachtel Kekse dazu und stellte beides dem Kleinen hin, doch der Knirps schüttelte abwehrend den Kopf und schob das Knusperzeug von sich. Der Vater seufzte, bemerkte dann aber, dass Josh interessiert zuschaute, und sagte grinsend etwas auf Italienisch, von dem Josh bis auf
bambino
kein Wort verstand. Vermutlich, so schloss er, bekam die Mutter des Kleinen gerade ein Kind, und der Knirps war ein wenig verstört von dem, was um ihn herum vorging. Josh zog seine Streichholzschachtel aus der Hosentasche, nahm die rotköpfigen Streichhölzer heraus, legte die leere Schachtel vor dem Jungen auf den Tisch und packte die Zündhölzer daneben. In Sachen Kinderbelustigung war er zwar nicht so bewandert wie Malachai, doch etwas Übung hatte er inzwischen schon, und deshalb war er davon überzeugt, dass er den Kleinen ein Weilchen von der unbehaglichen Krankenhausatmosphäre ablenken konnte. Es brachte den Jungen genauso wie Josh zumindest für ein paar Minuten auf andere Gedanken.
Während seines ersten Gesprächs bei der Phoenix Foundation hatte Josh auf viele der Fragen, die Malachai ihm gestellt hatte, keine Antwort gehabt. Kein Arzt, kein Psychotherapeut hatte so tief gebohrt wie er, und obwohl Josh selbst unter allen Umständen herausfinden wollte, was mit ihm vorging, fiel es ihm doch nicht leicht, sein innerstes Seelenleben nach außen zu kehren.
Bei der
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