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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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vor Zugluft und saß selbst bei wärmstem Wetter drinnen.
    »Er kennt alle Welt«, meinte Lawson. »Er kannte Pater und Oscar Wilde und verkehrt mit Mallarmé und all diesen Leuten.«
    Der Gegenstand ihrer Suche saß im Mantel und mit aufgeschlagenem Kragen in dem geschütztesten Winkel des Cafés. Seinen Hut hatte er tief in die Stirn gezogen, um die kalte Luft abzuhalten. Er war ein großer, schwerer Mann, korpulent, aber nicht fett, mit einem runden Gesicht, einem kleinen Schnurrbart und kleinen, ziemlich stupiden Augen. Sein Kopf schien nicht groß genug für seinen Körper und wirkte wie eine Erbse, die unsicher auf einem Ei balancierte. Cronshaw spielte mit einem Franzosen Domino und begrüßte die Eintretenden mit einem stillen Lächeln, er sagte nichts, schob aber, wie um Platz zu machen, den Stoß von Untertellern, der die Anzahl seiner Getränke anzeigte, beiseite. Er nickte Philip zu, als man ihn vorstellte, und fuhr in seinem Spiel fort. Philips Kenntnis der Sprache war noch gering, doch fiel es ihm nicht schwer zu erkennen, dass Cronshaw, obgleich er seit vielen Jahren in Paris lebte, miserabel Französisch sprach.
    Endlich lehnte er sich mit einem triumphierenden Lächeln zurück.
    »Je vous ai battu«, sagte er mit einem fürchterlichen Akzent. »Garçong!«
    Er rief den Kellner und wandte sich Philip zu.
    »Eben von England gekommen? Interessante Kricketmatches gesehen?«
    Philip verunsicherte die unerwartete Frage etwas.
    »Cronshaw kennt die Statistiken aller erstklassigen Kricketspieler der letzten zwanzig Jahre«, erläuterte Lawson lächelnd.
    Der Franzose setzte sich zu Freunden an einen Nebentisch, und Cronshaw begann in der trägen Ausdrucksweise, die ihm eigen war, die Stärke der Mannschaften von Kent und Lancashire zu vergleichen. Er erzählte von den letzten Testspielen und beschrieb den Verlauf jeder Partie Inning für Inning.
    »Ja, das ist das Einzige, was mir in Paris fehlt«, sagte er, als er das Bockbier austrank, das der Kellner gebracht hatte. »Man bekommt kein Kricket zu sehn.«
    Philip war enttäuscht, und Lawson, der eigentlich eine der Berühmtheiten des Quartiers hatte präsentieren wollen, wurde ungeduldig. Cronshaw brauchte an diesem Abend furchtbar lange, um aufzuwachen, obgleich der Stoß von Untertellern auf seinem Platz bezeugte, dass er zumindest den ernsthaften Versuch gemacht hatte, sich zu betrinken. Clutton sah mit leisem Schmunzeln zu. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eine gewisse Affektiertheit in Cronshaws eingehender Sportkenntnis lag; es machte ihm Spaß, Leute auf die Folter zu spannen, indem er mit ihnen über Dinge sprach, die sie offensichtlich langweilten.
    »Haben Sie in der letzten Zeit Mallarmé gesehen?«, warf Clutton schließlich ein.
    Cronshaw blickte ihn langsam an, als wälze er die Frage in seinem Innern, und klopfte, ehe er antwortete, mit einer der Untertassen auf den Marmortisch.
    »Bringen Sie mir meine Flasche Whisky«, rief er. Dann wandte er sich wieder Philip zu. »Ich habe nämlich meine eigene Flasche Whisky. Ich kann es mir nicht leisten, fünfzig Centimes für jeden Fingerhut zu zahlen.«
    Der Kellner brachte die Flasche, und Cronshaw hielt sie gegen das Licht.
    »Da hat jemand von meinem Whisky getrunken. Kellner, wer hat sich aus meiner Flasche bedient?«
    »Mais personne, Monsieur Cronshaw.«
    »Ich habe mir gestern ein Zeichen gemacht. Und nun – sehen Sie her.«
    »Monsieur hat sich ein Zeichen gemacht, aber danach weitergetrunken. Damit war das Zeichen überflüssig.«
    Der Kellner war ein jovialer Bursche und kannte Cronshaw genau. Cronshaw blickte ihn fest an.
    »Wenn Sie mir Ihr Ehrenwort geben, als Ehrenmann und als Gentleman, dass niemand von meinem Whisky getrunken hat, will ich Ihre Erklärung hinnehmen.«
    Dieser Satz klang direkt in ein grobes Französisch übersetzt sehr seltsam, und die Dame hinter dem comptoir konnte ein Lachen nicht unterdrücken.
    »Il est impayable«, schmunzelte sie.
    Als Cronshaw das hörte, dreht er sich um, sah sie betreten an – eine kleine beleibte Matrone mittleren Alters – und warf ihr feierlich einen Handkuss zu. Sie zuckte nur die Schultern.
    »Keine Sorge, Madame«, sagte er schwerfällig, »ich bin über das Alter hinaus, in dem mich fünfundvierzig Jahre und Dankbarkeit in Versuchung geführt hätten.«
    Er schenkte sich etwas Whisky und Wasser ein und trank langsam. Dann wischte er sich mit dem Handrücken den Mund ab.
    »Er hat sehr gut gesprochen.«
    Lawson

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