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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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wieder gehen konnte. Er hatte die Operation gut überstanden und verbrachte eine recht angenehme Zeit dort. Lawson und Athelny besuchten ihn, und eines Tages kam Mrs.   Athelny mit zwei von den Kindern. Studenten aus seinem Bekanntenkreis sahen gelegentlich auf einen Schwatz herein. Mildred kam zweimal die Woche. Jeder war nett zu ihm, und Philip, den es immer überraschte, wenn sich jemand um ihn kümmerte, war gerührt. Er genoss es, dass ihm hier jede Sorge abgenommen war; er brauchte sich nicht um die Zukunft zu sorgen, weder ob das Geld reichen würde, noch ob er seine Examen bestünde. Er konnte sich nach Herzenslust in Bücher vergraben. Er hatte in letzter Zeit nicht viel lesen können, da Mildred ihn störte; wenn er sich zu konzentrieren versuchte, unterbrach sie ihn mit einer sinnlosen Bemerkung und ruhte nicht eher, bis er sie beantwortet hatte; immer, wenn er es sich mit einem Buch bequem machte, kam sie mit irgendeiner kleinen Arbeit, sei es, dass sie einen Korken nicht herausziehen konnte oder dass ein Nagel einzuschlagen war.
    Sie beschlossen, im August nach Brighton zu fahren. Philip hätte gern eine Wohnung genommen, aber Mildred sagte, dann würde sie Hausarbeit erledigen müssen, und für sie wäre es nur eine Erholung, wenn sie in eine Pension gingen.
    »Ich muss mich zu Hause täglich um das Essen kümmern, ich habe es satt und möchte eine richtige Abwechslung.«
    Philip willigte ein. Mildred kannte zufällig in Kemp Town eine Pension, wo sie nicht mehr als fünfundzwanzig Shilling pro Person wöchentlich zu zahlen hätten. Es wurde abgemacht, dass sie der Zimmer wegen schreiben sollte; als Philip aber nach Kennington zurückkam, sah er, dass sie nichts unternommen hatte. Das ärgerte ihn.
    »So viel hast du doch nun wirklich nicht zu tun, wollte ich meinen«, sagte er.
    »Ich kann auch nicht an alles denken. Es ist nicht meine Schuld, wenn ich einmal etwas vergesse, oder doch?«
    Philip war so begierig darauf, ans Meer zu kommen, dass er es nicht abwarten wollte, erst mit der Pensionsinhaberin zu korrespondieren.
    »Wir lassen das Gepäck am Bahnhof, gehen hin und sehen, ob sie Zimmer frei hat, dann können wir uns einfach durch einen Gepäckträger die Sachen nachbringen lassen.«
    »Das kannst du machen, wie du möchtest«, sagte Mildred steif.
    Sie ließ sich nicht gern etwas vorwerfen, weshalb sie sich in ein hochmütiges Schweigen zurückzog und Philip regungslos dabei zusah, wie er die Vorbereitungen für ihre Reise traf. Die kleine Wohnung war in der Augustsonne heiß und stickig, von der Straße her schlug eine übelriechende Schwüle herein. Während er im Hospital in seinem kleinen Zimmer mit den rotgetünchten Wänden gelegen hatte, hatte er sich nach frischer Luft und nach Meer, das ihm gegen die Brust spritzte, gesehnt. Er hatte das Gefühl, als müsste er wahnsinnig werden, wenn er auch nur noch eine Nacht länger in London bliebe. Mildred gewann ihre gute Laune zurück, als sie die Straßen von Brighton sah, in denen sich die Sommerfrischler drängten, und sie waren beide bester Dinge, als sie nach Kemp Town hinausfuhren. Philip streichelte die Wange der Kleinen.
    »Sie werden eine ganz andere Farbe haben, wenn wir erst ein paar Tage hier sind«, sagte er lächelnd.
    Sie kamen bei der Pension an und entließen die Droschke. Ein unordentlich aussehendes Mädchen machte ihnen auf und sagte, als Philip sie gefragt hatte, ob Zimmer frei wären, sie wolle nachfragen gehen. Sie holte die Inhaberin. Eine Frau in mittleren Jahren, von kräftiger Gestalt und geschäftsmäßigem Gebaren, kam herunter, sah sie mit dem ihrem Beruf eigenen prüfenden Blick an und fragte, was für Zimmer sie wünschten.
    »Zwei Einzelzimmer, und falls Sie so etwas haben, hätten wir in einem gerne ein Kinderbettchen.«
    »Das habe ich nun leider nicht. Ich habe ein sehr nettes großes Doppelzimmer und könnte Ihnen gerne ein Kinderbettchen hineinstellen.«
    »Ich glaube, das geht nicht«, sagte Philip.
    »In der nächsten Woche könnte ich Ihnen noch ein Zimmer geben. Gerade jetzt ist Brighton sehr voll, und man nimmt, was man bekommt.«
    »Wenn es nur auf ein paar Tage wäre, Philip, könnten wir es schon einrichten«, sagte Mildred.
    »Ich glaube aber, zwei Zimmer wären angenehmer. Können Sie uns sonst irgendetwas empfehlen, wo man Pensionsgäste aufnimmt?«
    »Das könnte ich schon, ich glaube aber nicht, dass sie mehr Platz frei haben als ich.«
    »Vielleicht würden Sie so freundlich sein und mir die

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