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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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gehasst.
    »Wenn es ein Teppich ist, sollte er auf dem Fußboden liegen«, pflegte sie zu sagen; »aber es ist nichts weiter als ein dreckiger, stinkiger Stofffetzen.«
    Es machte sie rasend, weil Philip ihr gesagt hatte, es enthielte die Antwort auf ein großes Rätsel. Sie meinte, er mache sich über sie lustig. Sie hatte dreimal das Messer hineingestoßen, was sicherlich einige Kraft verlangt hatte, und nun hing es in Lumpen. Philip besaß zwei oder drei blauweiße Teller. Sie waren nicht weiter wertvoll, aber er hatte sie selbst aus kleinen Ersparnissen gekauft und hing an ihnen, weil sich Erinnerungen mit ihnen verbanden. Nun bedeckten die Scherben den Boden. Die Rücken der Bücher zeigten klaffende Stellen, ja, Mildred hatte nicht einmal die Mühe gescheut, Seiten aus den ungebundenen französischen Schriften zu reißen. Der Nippes, der auf dem Kaminsims gestanden hatten, lag in Stücken herum. Alles, was durch Messer und Hammer zerstört werden konnte, war zerstört.
    Philips Besitztümer hätten alles in allem nicht mehr als dreißig Pfund eingebracht, aber die meisten waren alte Freunde. Er war ein häusliches Wesen und hing an ihnen, weil sie ein Stück seines Lebens bedeuteten. Er war stolz gewesen auf sein kleines Heim und hatte es mit wenig Geld hübsch gemacht und ihm eine eigene Note gegeben. Ganz verzweifelt sank er zusammen. Wie konnte sie nur so grausam sein! Plötzlich überfiel ihn neue Angst, er sprang auf und lief auf den Korridor, wo sein Kleiderschrank stand. Er öffnete ihn und stöhnte erleichtert auf. Sie hatte ihn anscheinend vergessen und seine Sachen nicht angerührt.
    Er ging ins Wohnzimmer zurück, überblickte noch einmal das Schlachtfeld und fragte sich, was er nun tun sollte. Ihm fehlte der Mut, mit dem Aufräumen anzufangen. Außerdem war nichts zu essen im Haus, und er war hungrig. Er ging hinaus und aß auswärts. Als er dann nach Hause zurückkehrte, hatte sich seine Erregung abgekühlt. Der Gedanke an das Kind peinigte ihn. Ob sie sich wohl an ihn erinnern würde? Am Anfang vielleicht; in einer Woche aber würde sie ihn vergessen haben. Er war dankbar, dass er Mildred los war. Wenn er an sie dachte, fühlte er keinen Zorn, aber ein Gefühl unerträglicher Öde.
    »Lieber Gott, hoffentlich sehe ich sie niemals wieder!«, sagte er laut.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wohnung aufzugeben, und so entschloss er sich, gleich am nächsten Tage zu kündigen. Er hätte es sich doch nicht leisten können, den angerichteten Schaden wieder in Ordnung bringen zu lassen; außerdem musste er eine billigere Wohnung finden. Eigentlich war er ganz froh, von hier wegzukommen. Die Ausgaben hatten ihn doch bedrückt. Die Erinnerung an Mildred würde nun immer an diesen Räumen haften. Philip war ungeduldig und konnte es nie abwarten, einen gefassten Entschluss in die Tat umzusetzen. Deshalb ließ er bereits am nächsten Nachmittag einen Trödler kommen. Der bot ihm für alles – beschädigt oder unbeschädigt – drei Pfund an. Zwei Tage später zog er schon in das Haus gegenüber dem Hospital, in dem er bereits als junger Medizinstudent gewohnt hatte. Die Wirtin war eine sehr ordentliche Frau. Er nahm ein Schlafzimmer im obersten Stock, das sie ihm für sechs Shilling die Woche überließ. Es war recht klein und ziemlich schäbig; die Fenster führten auf den Hinterhof; aber er brauchte nicht mehr. Er hatte sowieso nichts als seine Kleider unterzubringen und eine Kiste voll Bücher. Er war froh, so billig wohnen zu können.
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    Und nun geschah es, dass das Schicksal Philip Careys – ein Schicksal, das eigentlich nur für ihn selbst wichtig war – durch die Ereignisse berührt wurde, die sein Vaterland erlebte. Es war eine Zeit, in der Geschichte gemacht wurde, und die Umwälzungen waren so bedeutsam, dass es eigentlich absurd schien, dass sie Konsequenzen für das Leben eines unbedeutenden Medizinstudenten haben sollten. Eine verlorene Schlacht nach der andern – Magersfontein, Colenso, Spion Kop – demütigte die Nation und zerschlug das Prestige, das der Adel und die Vornehmen bis dahin ohne Widerspruch genossen hatten. Hatten sie sich doch gebrüstet, einen natürlichen Instinkt für das Regieren zu besitzen. Die alte Ordnung wurde weggeschwemmt: Es wurde in der Tat Geschichte geschrieben. Dann erhob sich der Koloss mit letzter Kraft, tappte weiter und tappte in einen Scheinsieg. Cronje ergab sich bei Paardeberg; Ladysmith wurde abgesetzt, und so zog dann Anfang März

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