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Der Menschen Hoerigkeit

Der Menschen Hoerigkeit

Titel: Der Menschen Hoerigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Somerset Maugham
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sie gleich schlafen gehen wollte, und küsste Mrs.   Carey. Dann wandte sie sich Philip zu.
    »Mein Gott!«, rief sie. »Jetzt hätte ich beinahe auch Sie geküsst!«
    »Warum haben Sie es nicht getan?«, fragte er.
    Sie lachte und gab ihm die Hand. Er fühlte einen deutlichen Druck.
    Am nächsten Tag war keine Wolke am Himmel, und der Garten war frisch und duftete nach dem Regen. Philip ging zum Strand hinunter, um zu baden, und aß, als er wieder nach Hause kam, mit herzhaftem Appetit zu Mittag. Man hatte für den Nachmittag Gäste zum Tennisspielen eingeladen, und Miss Wilkinson zog ihr bestes Kleid an. Philip konnte nicht umhin zu bemerken, wie elegant sie neben den anderen Frauen aussah. An ihrem Gürtel waren zwei Rosen befestigt. Sie saß in einem Gartenstuhl neben dem Tennisplatz mit einem roten Sonnenschirm, und der farbige Widerschein auf ihrem Gesicht schmeichelte ihr. Philip spielte sehr gern Tennis. Er hatte einen guten Aufschlag und spielte, unbeholfen herumlaufend, ganz nahe am Netz; trotz seines Klumpfußes war er schnell und ließ kaum einen Ball entwischen. Er freute sich, weil er alle Sets gewann. Zum Tee ließ er sich, heiß und atemlos, zu Miss Wilkinsons Füßen nieder.
    »Der Tennisanzug steht Ihnen ausgezeichnet«, sagte sie. »Sie sehen heute sehr gut aus.«
    Er errötete vor Vergnügen.
    »Ich kann Ihnen das Kompliment zurückgeben; Sie sehen bezaubernd aus.«
    Sie lächelte und warf ihm aus ihren schwarzen Augen einen langen Blick zu.
    Nach dem Abendbrot wollte er sie unbedingt dazu bewegen, spazieren zu gehen.
    »Haben Sie nicht genug Bewegung gehabt für den Tag?«
    »Es wird wunderbar sein im Garten. Der Himmel ist voll von Sternen.«
    Er war sehr aufgeräumt.
    »Wissen Sie, dass Mrs.   Carey Ihretwegen mit mir geschimpft hat?«, fragte Miss Wilkinson, als sie durch den Gemüsegarten schlenderten. »Sie sagt, ich solle nicht mit Ihnen flirten.«
    »Haben Sie das getan? Ich habe es nicht bemerkt.«
    »Sie hat nur gescherzt.«
    »Es war gar nicht nett von Ihnen, dass Sie mir gestern Abend keinen Kuss geben wollten.«
    »Wenn Sie gesehen hätten, was für einen Blick mir Ihr Onkel zugeworfen hat!«
    »Sonst hätten Sie es getan?«
    »Ich küsse nicht gern vor Zeugen.«
    »Hier gibt es keine.«
    Philip legte seinen Arm um ihre Schultern und küsste sie auf die Lippen. Sie lachte nur ein wenig und machte keinen Versuch, sich zu entziehen. Es hatte sich ganz natürlich ergeben. Philip war sehr stolz. Was er sich vorgenommen hatte, hatte er durchgeführt. Kinderleicht kam es ihm vor. Er wünschte sich, es schon früher getan zu haben. Er küsste sie noch einmal.
    »Ach, das sollten Sie nicht«, sagte sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es schön finde.« Sie lachte.
    34
     
    Am nächsten Tag, nach dem Mittagessen, nahmen sie ihre Decken und Kissen mit an den Teich und auch ihre Bücher. Aber sie lasen nicht. Miss Wilkinson machte es sich bequem und öffnete ihren Sonnenschirm. Philip war nun gar nicht mehr schüchtern, aber anfangs wollte sie ihm nicht erlauben, sie zu küssen.
    »Das war ganz falsch von mir, gestern Abend«, sagte sie. »Ich konnte gar nicht schlafen vor Gewissensbissen.«
    »Ach, Unsinn!«, rief er. »Sicher haben Sie geschlafen wie ein Murmeltier.«
    »Was würde Ihr Onkel sagen, wenn er es wüsste?«
    »Er braucht es ja nicht zu wissen.«
    Er beugte sich über sie, und sein Herz schlug wild.
    »Warum wollen Sie mich küssen?«
    Er wusste, dass die Antwort lauten musste: »Weil ich Sie liebe.« Aber er konnte sich nicht dazu bringen, es zu sagen.
    »Was denken Sie warum?«, fragte er stattdessen.
    Sie blickte ihn mit lächelnden Augen an und fuhr mit den Fingerspitzen über sein Gesicht.
    »Wie glatt Ihre Haut ist«, murmelte sie.
    »Nein, ich bin furchtbar unrasiert«, sagte er.
    Es war erstaunlich, wie schwer es ihm fiel, romantische Dinge zu sagen. Er fand, dass er mit Schweigen mehr erreichte. Er konnte unaussprechliche Dinge in seinen Blick legen. Miss Wilkinson seufzte.
    »Mögen Sie mich denn überhaupt?«
    »Ja, furchtbar gern.«
    Als er erneut versuchte, sie zu küssen, leistete sie keinen Widerstand. Er stellte sich viel leidenschaftlicher, als ihm zumute war, und brachte es fertig, seine Rolle so zu spielen, dass er mit sich zufrieden sein konnte.
    »Ich fange an, mich vor Ihnen zu fürchten«, sagte Miss Wilkinson.
    »Nach dem Abendbrot kommen Sie mit mir hinaus, ja?«, bettelte er.
    »Aber nur, wenn Sie versprechen, artig zu sein.«
    »Ich verspreche

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