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Der Menschenjäger

Der Menschenjäger

Titel: Der Menschenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Darunter ist das Nichts. Um zum Sud zu gelangen, werden wir über ein Netz klettern müssen, das von schrecklichen Ungeheuern gesponnen wurde, die nur darauf warten, daß sich Ahnungslose darin verirren.«
    »Eine alte Pfaderregel lautet«, mischte Siebentag sich ein, »verrate entweder gar nichts, oder sage es so, daß der Frager vor lauter Angst den doppelten Preis zahlt.«
    Mythor lächelte schwach und ging weiter zu Nadomir. Der Troll blickte ihn mißtrauisch an.
    »Du sonderst dich von uns ab«, stellte Mythor fest. »Warum? Du bist doch wieder bei Kräften.«
    »Ich bin ich«, sagte Nadomir. »Aber sie sind nicht sie.« Er drehte den Kopf so, daß er die Aasen im Kreis der Amazonen sehen konnte.
    »Wer sollen sie sonst sein?« fragte Mythor, der ihm lächerlich erscheinenden Anschuldigungen des Königstrolls müde.
    »Dämonen.«
    »Und wie kommt es, daß dann nur du sie siehst? Du sagtest selbst, daß du deine magischen Kräfte verloren hast.«
    »Vielleicht nicht alle. Ich sehe sie deutlich. Zuerst standen sie hinter Lankohr und Heeva, dann ergriffen sie von ihnen Besitz. Jetzt sind sie in ihnen.«
    Mythor winkte ab, doch er mußte daran denken, daß die Fladen sich den Aasen nicht hatten nähern können. Er schob die Gedanken von sich. Sein ganzes Augenmerk mußte dem Weg nach Carlumen gelten.
    »Sie haben uns in die schwere Luft geführt«, beharrte Nadomir, »und hierher, um uns Yoter in die Arme zu treiben?«
    Das war Mythors Stichwort.
    »Wer ist dieser Yoter? Du hast ihn gesehen.«
    »Ein Shrouk«, antwortete Nadomir finster. »Aber du darfst ihn nicht mit den Shrouks vergleichen, die dir bisher begegnet sind. Er ist schlauer und gerissener, klüger und zehnmal gefährlicher als alle anderen. Die sind nur stumpf und brauchen Befehle. Yoter aber denkt selbst – und handelt. Er reitet auf einer schwarzen Katze mit acht Beinen, die allein fünf Krieger zerreißen kann.«
    Mythor versuchte, sich ein solches Geschöpf der Dämonen vorzustellen. Nadomir nahm die Arme aus den Mantelschlitzen und stützte den Kopf in die Hände. Nun bot er ein Bild des Jammers.
    »Yoter weiß, wo wir sind«, sagte er. »Er weiß es durch die beiden Dämonen, die die Aasen verschlangen. Oh, Mythor, wir werden sterben, wie Sadagar gestorben ist.«
    »Du hältst ihn für tot?«
    »Ich habe ihn nie wieder nach mir rufen hören. Er muß tot sein. Vielleicht könnte ich euch nützlicher sein, wenn ich nur meine magischen Kräfte zurückbekäme.«
    »Es gibt einen Weg?«
    Nadomir seufzte und schloß die Augen.
    »Es gibt sogar drei Möglichkeiten. Ich müßte entweder Brighons Dämon Skitarius besiegen, der meinen wahren Namen kennt, oder den Götterzweig aufsuchen, einen Ort hier in der Schattenzone. Oder aber ich finde die Runenrolle der Königstrolle und kann meinen wahren Namen in ihr ändern. Aber auch das ist unmöglich, denn sie ist seit langer Zeit schon verschollen.«
    Mythor wurde vom Mitleid ergriffen. Er fand keine Worte, um Nadomirs Verzweiflung zu lindern, ergriff eine Hand des Trolls und kehrte mit ihm zu den anderen zurück. Er schaffte es allerdings nicht, Nadomir dazu zu bewegen, sich in die Nähe der Aasen zu setzen.
    »Ich denke«, verkündete Burra endlich nach einer Weile, »wir sind ausgeruht genug, um weiterzugehen.«
    Die Amazonen erhoben sich. Gerrek kam langsamer auf die Beine, offenbar noch vollauf damit beschäftigt, sich sein rotleuchtendes Innenleben anzusehen. Die ungleichen Gefährten sammelten sich, überprüften ihre Habe und wandten sich in jene Richtung, in der nach Robbins Worten die Ruinenstadt liegen sollte.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als schauerliches Gebrüll die Lüfte erzittern ließ. Nadomir zuckte heftig zusammen und schrie:
    »Yoter! Das ist Yoter auf seiner Katze!«
    Da tauchte er auch schon in der Ferne auf, schälte sich mit ungestümer Schnelligkeit aus den blutroten Nebeln und kam wie ein lebendes Geschoß auf dem riesigen schwarzen Tier heran. Er schrie etwas mit einer Stimme, die das Blut in den Adern gefrieren ließ, spornte seine Bestie an, und die Katze stieß sich vom felsigen Grund ab, um wie ein Vogel in die Lüfte zu steigen. Weit luden die acht Beine aus, mit furchtbaren Pranken behaftet, und schienen die Luft zu durchpflügen, als hätte sie Balken.
    Die Gefährten standen wie erstarrt. Näher und näher kam der Menschenjäger, deutlicher wurden die Züge seines dämonischen Gesichts mit den kleinen, stechenden Augen unter den weit vorstehenden Brauenwülsten,

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