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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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verschrieben. Sie hatte niemanden, gegen den sie aufbegehren konnte.
    »Da sag ich nicht nein«, ließ Holger verlauten.
    Bo kam mit seinen Cowboystiefeln hereingeschlurft.
    »Prima. Das ist sehr nett von dir, Holger. Und vergiss nicht, auf einen Liter Wasser kommt eine ganze Packung Kaffee. Und denk dran, den Deckel von der Kaffeemaschine zu schließen, sonst spritzt sie so.«
    Holger errötete, sah aber keinen anderen Ausweg aus der Situation, als tatsächlich selbst Kaffee machen zu gehen. Helle kicherte, und Bo warf ihr ein wohlwollendes Lächeln zu. Dann setzte er sich auf die Ecke von Dictes Schreibtisch:
    »Hat dich dein Freund Wagner denn schon angerufen und dir alles erzählt? Oder wartet er wie gewöhnlich darauf, dass du den Fall für ihn löst?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Du bist eifersüchtig!«
    »Wer, ich?«
    Bisher war ihr dieser Gedanke noch nie gekommen. Als ihr aber die Worte so aus dem Mund gepurzelt waren, erschienen sie auf eine unlogische Weise total logisch und naheliegend. Dabei ging es nicht um Sex und Liebe, sondern um Gemeinsamkeit und das Gefühl, außen vor zu sein. Sie entschied, das nicht weiter zu verfolgen, und wurde durch ein zartes Klopfen an der Tür der Redaktion gerettet.
    »Dicte Svendsen?«
    In der Tür stand ein Ehepaar, sie schätzte die beiden auf Ende vierzig. Sie sahen müde und ausgebrannt aus, mit leeren Augen, und trugen Kleidung, die funktional aussah, über die niemand sich viele Gedanken gemacht hatte. Die Frau war ungeschminkt und hatte zerzaustes, halblanges graues Haar. Die Frisur des Mannes war ähnlich.
    |37| »Das bin ich.«
    Sie stand auf. Bo nickte ihnen freundlich zu und verschwand den Gang hinunter.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Sie haben diesen Artikel über das Leben nach dem Tode geschrieben, oder?«
    Der Mann hatte sie das gefragt, aber es hätte auch von der Frau kommen können. Sie standen dicht beieinander, so als würden sie sich gegenseitig stützen.
    Sie nickte. Die Idee zu der Serie über die Frage, was eigentlich mit den Toten nach dem Tod geschieht, stammte ursprünglich von Kaiser. Am Anfang war sie dagegen gewesen, dass ausgerechnet die Krimiredaktion sich damit beschäftigen sollte. Aber es war Sommer, und sie mussten die Spalten auch in der Ferienzeit voll bekommen. Die Reaktion auf die Artikel war überraschend groß und positiv gewesen. Das Ehepaar war keine Ausnahme.
    »Wollen Sie sich nicht setzen? Wir können hier vorne hingehen.«
    Sie ging vor ins Foyer und bot ihnen Plätze an dem großen runden Tisch an, der mit Tageszeitungen überfüllt war. Sie zog die Tür zu den Redaktionsräumen hinter sich zu, um den Lärm zu dämpfen.
    »Es geht um unseren Sohn«, begann die Frau.
    »Er starb vor etwa einem Monat«, fügte der Mann hinzu. »Er fiel beim Joggen einfach um. Zweiundzwanzig.«
    »Das tut mir furchtbar leid für Sie.«
    Worte waren so unzureichend, wenn es um die großen Dinge im Leben ging. Sie suchte verzweifelt nach etwas Angemessenerem, das sie dem Paar hätte sagen können.
    »Sie haben darüber geschrieben, was mit uns geschieht, wenn wir sterben. Wo wir hinkommen«, stammelte die Frau. »Wir aber wissen noch immer nicht, woran unser Sohn gestorben ist. Wir haben ihn schon längst begraben, warten aber noch immer auf so viele Antworten. Und niemand kann sie uns geben.«
    |38| »Ich gehe davon aus, dass die Ärzte ihn obduziert haben, ohne etwas zu finden?«, fragte Dicte.
    »Sie stochern im Nebel nach etwas, das es vielleicht gar nicht gibt. Und wir können einfach nicht Abschied nehmen«, sagte die Frau. »Es gibt keine Antworten und lange Wartezeiten, bekommen wir zu hören. Kann das wirklich wahr sein?«
    »Und mit ›sie‹ meinen Sie die Gerichtsmediziner? Dr. Gormsen im Institut für Rechtsmedizin?«
    Beide nickten.
    »Dr. Gormsen ist ein netter Mann«, flüsterte die Frau. »Aber wir haben das Gefühl, hingehalten zu werden.«
    »Wir dachten … vielleicht sind wir nicht die Einzigen, die so etwas erlebt haben.«
    Ihre Stimme war kurz davor, zu brechen. Der Mann griff nach ihrer Hand.
    »Wir führen ein Leben in Ungewissheit«, erläuterte er. »Wir sind bereit, an die Öffentlichkeit zu gehen und die Geschichte von Søren zu erzählen. Die Menschen sollten wissen, wie unser System funktioniert, und vielleicht wird dadurch auch der Prozess vorangetrieben.«
    Dicte sah von ihm zu ihr. Nicht zum ersten Mal musste sie sich genau überlegen, was für eine Verantwortung sie in dieser Sache trug. Zwei so

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