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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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Brötchen backte. Und auch kein junges Mädchen in rosa Kleidung, das davon träumte, Detektivaufgaben zu lösen, Rechnungsprüferin |413| zu werden und im Sonnenuntergang mit ihrem Chef davonzureiten. Es gab, so dachte Wagner, keine Konkurrenten mehr.
    »Sie haben Samstagnacht mit Ihrer Tochter telefoniert … mit Ihrer Stieftochter«, korrigierte sich Ivar K. »Worüber haben Sie gesprochen? Welche Informationen hatte Mette für Sie, die für uns und unsere Ermittlungen nach Ihrer Meinung unwichtig waren?«
    Ulrich Storck beäugte sie mit jenem Misstrauen, das Wagner von Anfang an bei ihm gesehen hatte.
    »Ich habe es doch schon mehrfach gesagt, es war nichts Wichtiges. Wollen Sie das denn nicht verstehen? Es hatte nichts mit der Sache zu tun.«
    »Das zu beurteilen, sollten Sie lieber uns überlassen«, entgegnete Wagner.
    Der Anwalt räusperte sich. Sie hatten auf dem Sofa Platz genommen, Storck saß in einem Sessel am Rand.
    Ivar K hatte seine langen Beine ausgestreckt und fläzte sich neben Wagner auf dem Sofa, was Storck offensichtlich ziemlich irritierte. Er hatte ihnen nichts zu trinken angeboten.
    »Mette besuchte mich eines Tages in meinem Büro in der Stadt. In der Tür begegnete sie einem meiner Mandanten, den ein Pflasterstein am Kopf getroffen hatte, als die Nazis ein Café in der Mejlgade überfielen und dabei einige Fensterscheiben zertrümmerten. Als sie mich Samstagabend anrief, glaubte sie, sie hätte eine riesige Entdeckung gemacht.«
    »Inwiefern?«, fragte Wagner, als sein Gegenüber zögerte. »Was für eine Entdeckung?«
    Ulrich Storck wandte seinen Blick ab.
    »Sie hatte in der Disco diesen Typen kennengelernt, der damit prahlte, hinter dem Anschlag auf das Café zu stehen. Er behauptete, das Ganze sei ein abgekartetes Spiel gewesen. Eine Absprache zwischen den beiden verfeindeten Gruppen, um in die Medien zu kommen. Mette glaubte ihm nicht, doch später an diesem Abend zogen sie eine Kneipe weiter, wo plötzlich wieder mein Mandant auftauchte; und es stellte sich heraus, dass |414| die beiden einander bestens kannten. Um das zu erzählen, rief sie mich an, aber ich sagte ihr, sie solle es einfach wieder vergessen.«
    »Und warum?«, fragte Ivar K.
    Storck rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her und starrte eine Weile in die Luft.
    »Verdammt noch mal. Um ganz ehrlich zu sein: Wir alle haben doch das Bedürfnis, uns zu profilieren, und meine Firma steht kurz vor der Fusion mit einer der bekanntesten Anwaltskanzleien dieser Stadt. Dieser Zusammenschluss wird eine große Öffentlichkeit erreichen. Es wird viel darüber berichtet werden, auch über ›Lind, Balle und Storck‹, und ich konnte es mir nicht leisten, das außer Betracht zu lassen.«
    Er sah sie mit verteidigungsbereiter, beinahe angriffslustiger Miene an. »Mein Mandat durfte auf keinen Fall platzen, begreifen Sie das denn nicht?«
    Wagner begriff nur zu gut. Ihm drehte sich fast der Magen um.
    »Wir sprechen hier von Ihrer Stieftochter. Sie hätten uns bei der Aufklärung behilflich sein können, und wir hätten den Fall vielleicht viel schneller abgeschlossen«, erwiderte er.
    Ulrich Storck blickte ihn zweifelnd an.
    »Aber nicht doch. Soweit ich informiert bin, war der Mann mit den Stiefeln nicht der Täter. Und nun ist er tot. Also erzählen Sie mir nicht, dass es etwas geändert hätte. Ich sehe doch, wie Sie in dieser Sache im Dunkeln tappen. Sie sollten lieber zusehen, dass Sie den Wahnsinnigen finden, der es getan hat.«
    »Und wie sähe die Sache aus, wenn sich herausstellte, dass dieser Wahnsinnige einer der beiden war, die Mette an diesem Abend getroffen hatte? Wie würden Sie dann darüber denken?«
    Ivar K musste sich zusammenreißen, um seine Verachtung für diesen Mann nicht allzu deutlich zu zeigen.
    »Was würden Sie denken, wenn sich herausstellte, dass Mettes Mörder Ihr eigener Klient ist?«, fuhr er fort. Mittlerweile hatte er sich auf dem Sofa aufgerichtet. »Denn Mette kannte |415| ihn ja auch woandersher, nicht wahr? Sagte sie darüber denn gar nichts? Erzählte sie Ihnen nicht von ihrem Verdacht gegen zwei der Firmen, für die sie die Buchhaltung machte?«
    Ulrich Storck schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass er Ivar K für einen Idioten hielt. Wagner spürte, wie ein Ruck durch seinen Sitznachbarn ging, und legte beschwichtigend die Hand auf seinen Arm, um das drohende Handgemenge zwischen einem cholerischen Kripobeamten und einem der bekanntesten Strafverteidiger der Stadt zu verhindern.
    »Sie

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