Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman
Leichtigkeit Platz einzuräumen, auch wenn die schwerste Arbeit vor einem lag.
»Okay«, unterbrach er schließlich die Unterhaltung, nachdem alle ein Stück Kuchen vertilgt hatten. Dann schob er seinen Stuhl zurück und ging zu der Flipcharttafel mit dem weißen Papier. »Lasst uns jetzt mal diesen Fall rekapitulieren, damit wir nicht wie kopflose Hühner durch die Gegend laufen.«
Er schrieb Datum und Zeitpunkt des Fundes der Leiche von Mette Mortensen mit einem roten Stift auf das Blatt: Sonntag, den 24. Juni, 16:45. Dahinter notierte er in Klammern (das Spiel endete um 17:00).
»Die Leiche war noch nicht am Fundort, als das Spiel begann«, hielt er fest. »Wir haben mit den Wagenbesitzern gesprochen, die in der Nähe geparkt hatten, und die haben nichts bemerkt. Außerdem wimmelte es zu diesem Zeitpunkt von Menschen und Autos, darum können wir davon ausgehen, dass die Leiche in der Zeit zwischen Spielbeginn und 16:45 dort platziert wurde. Also sprechen wir von einem Zeitraum von etwa einunddreiviertel Stunden. Gab es irgendeinen Zeugen, der für diese Zeitspanne etwas Relevantes gesehen hat?«
Hansen räusperte sich.
»Es war schwer, andere Helfer außer den zuständigen Ordnungskräften zu finden, die bei dem Chaos auf dem Parkplatz dabei waren. Und leider hat niemand von ihnen etwas Auffälliges bemerkt.«
»Und es sind alle befragt worden?«
»Davon sind wir ausgegangen. Aber es gibt einen Unsicherheitsfaktor. Sie scheinen den Überblick über ihre Dienstpläne |116| verloren zu haben und sind sich nicht sicher, ob sie sieben oder acht Männer als Ordner draußen hatten.«
Das war neu für Wagner.
»Können wir nicht einfach mit allen sprechen und das Detail klären?«
Hansen schüttelte den Kopf.
»Die Person, um die es geht …«
Er blätterte in seinen Unterlagen. »… ein gewisser Jakob Refstrup, er hat am gleichen Abend mit seiner Familie den Flieger nach Australien genommen, und wir können keinen Kontakt mit ihm aufnehmen.«
»Wie lange ist er weg? Er muss doch von der Sache gehört haben?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Hansen. »Einige der Helfer sind direkt nach Einlass wieder nach Hause gefahren. Du weißt doch, wie das läuft. Man gibt sich große Mühe, die Leute gesittet zu den großen Veranstaltungen einzulassen, aber die sollen bitte schön selbst den Weg wieder hinausfinden. So war es doch auch beim Madonna-Konzert in Horsens.«
Das stimmte. Wagners Tochter war ebenfalls auf diesem Konzert gewesen und hatte sich hinterher über die Zustände auf den Parkplätzen beschwert.
»Okay, aber wir müssen ihn befragen, sobald er wieder auftaucht.«
Hansen nickte. Wagner fuhr fort.
»Haben wir einen Überblick über Mette Mortensens Treiben am Samstagabend? Das war doch der Tag, an dem sie zum letzten Mal gesehen wurde?«
Eriksen übernahm:
»Ja, stimmt.«
Er warf einen Blick in sein Notizheft und trug vor:
»Gegen ein Uhr nachts wurde sie in der Diskothek Waxies in der Frederiksgade gesehen. Der Mann wird als nicht besonders groß, aber sehr muskulös beschrieben. Er trug schwere Schnürstiefel, |117| einen gelben Pullover der Marke ›Pringle‹ und schwarze Hosen. ›Sah aus wie ein Hooligan‹, hat die Zeugin gesagt.«
»Und tagsüber? Was hat sie da gemacht?«
Eriksen fuhr mit seinem Vortrag fort:
»Sie war gegen elf Uhr mit einer Freundin unten am Fluss brunchen, der Laden heißt Viggo. Der Freundin, eine Beate Skipper – warum hat eigentlich keiner mehr ganz normale Namen? –, ist nichts Besonderes aufgefallen. Nachmittags war sie zu Hause bei den Eltern. Sie hatten Besuch von Onkel, Tante und der gleichaltrigen Cousine aus Silkeborg.«
»Anlass?«, fragte Arne Petersen.
Eriksen suchte in seinen Aufzeichnungen eine Antwort, fand aber nichts.
»Die Familie aus Silkeborg verließ das Haus der Mortensens nach dem Abendessen, gegen acht Uhr. Mette verschwand für ein paar Stunden in ihrem Zimmer. Um zehn Uhr traf sie sich mit zwei Freundinnen in einer Kneipe …«
Erneut konsultierte er seine Unterlagen. Eriksen kannte sich mit den Kneipen der Stadt und ihren merkwürdigen Namen nicht aus. Auch Wagner hatte vor langer Zeit aufgegeben, dahinter eine Logik zu erkennen.
»›Geschmacklos‹ heißt sie. Am Klostertorvet. Und von dort sind sie dann gegen Mitternacht in die Frederiksgade gegangen.«
»Was hat sie getrunken? Und wie viel?«, fragte Ivar K.
»Zwei Bierchen in dieser Kneipe, Ceres Royal.«
Jan Hansen seufzte und nahm sich ein neues Stück
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