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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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zu entwerfen und diese mit der Bitte um Hilfe an die Fernsehanstalten zu schicken. Wagner versprach, eigenhändig die IT-Leute zu befragen, ob sie irgendetwas auf Mette Mortensens Computer gefunden hatten. Ihnen fehlte nach wie vor Mettes Handy. Das lag aller Voraussicht nach in ihrer Handtasche, und niemand wusste, wo diese sich befand. Sowohl ihre Freundinnen als auch die Zeugin aus der Diskothek konnten sich an das kleine rosa Seidentäschchen erinnern, das Mette offensichtlich in dem China-Shop in der Bruunsgade gekauft hatte. Sie benötigten für die Rekonstruktion unbedingt ein identisches Exemplar und würden dieses zusammen mit einem Foto der Sandalen, die Mette getragen hatte, an die Presse weiterleiten. Ihre Mutter konnte sich noch erinnern, wo sie die Schuhe gekauft hatte.
    Wagner war auf dem Weg zurück in sein Büro, als sein Handy in der Hosentasche klingelte. Auf dem Display konnte er erkennen, dass es Paul Gormsen war.
    »Ja, hallo, was gibt es?«
    »Ich hab da etwas für dich«, sagte die bekannte Stimme, die ihm augenblicklich das Gefühl vermittelte, dass er in sicheren Händen war. Ganz gleich, ob als Partner in einer seltenen Partie Bridge oder eben als Kollege.
    »Flunitrazepam. Was sagt dir das?«
    »Die Date-Rape-Droge?«, fragte Wagner. »Rohypnol? So heißt es vermutlich in der Drogenszene.«
    Rohypnol oder einfach nur Roche war seit Jahren ein großes Problem. Junge Mädchen wurden von Männern mit Hintergedanken zu Drinks eingeladen. Hinterher konnten sie sich an |121| nichts erinnern, sondern wachten auf und hatten Verletzungen und Anzeichen einer Vergewaltigung.
    »Ich glaube, der Name wird noch immer verwendet«, sagte Gormsen. »Aber Rohypnol ist in Dänemark aus dem Arzneimittelregister genommen worden und zwar schon seit einigen Jahren. Flunitrazepam wird heute als
Flunipam
1mg und 2mg von Actavis, als
Flunitrazepam
1 mg von Merck und als
Ronal
2 mg von Sandoz verkauft.«
    »Hast du Flunitrazepam in Mette Mortensens Blut gefunden? Oder im Urin?«
    Wagner stieß die Tür zu seinem Büro auf und ging einmal quer durch den Raum, um das Fenster zu öffnen, während Gormsen seine Frage bejahte.
    »Im Blut. Hab gerade das Laborergebnis bekommen.«
    »Hat das eine Auswirkung auf die Bestimmung des Todeszeitpunkts?«, fragte Wagner und hakte das Fenster ein und sah auf die Straße. »Ist es nicht so, dass der Stoff eigentlich sehr schnell aus dem Blut verschwindet und nur noch im Urin nachzuweisen ist?«
    Gormsen ließ sich ganz schön bitten.
    »Die Nachweismethoden sind in den letzten Jahren besser geworden. Man sagt mittlerweile, dass die Halbwertszeit bis zu 25 Stunden reicht, also nein, wir können das leider nicht zur Bestimmung des Todeszeitpunkts verwenden.«
    Gormsen verstummte. »Armes Mädchen«, sagte er dann. »Sie hatte keine Ahnung, was mit ihr passierte.«
    Wagner steckte seinen Kopf aus dem Fenster und holte tief Luft. Einigermaßen frische Vormittagsluft füllte seine Lungen. Gormsen meinte es gut mit seinem Mitleid, allerdings war er der Meinung, Mette Mortensen wäre noch schlimmer dran gewesen, wenn sie gewusst hätte, was mit ihr geschah.
    Er verabschiedete sich von Gormsen und saß eine Weile still und mit geschlossenen Augen an seinem Schreibtisch. Der Lärm von der Sønder Allé und vom Zentralen Busbahnhof drang zusammen mit einer leichten Brise in sein Büro. Flunitrazepam. Es |122| musste in der Diskothek geschehen sein, oder war Mette Mortensen mit dem bestiefelten Mann nach Hause gegangen, um dort noch einen Drink zu nehmen?
    Auf jeden Fall häuften sich die Indizien, die alle darauf hindeuteten, dass ihr Hauptinteresse dem Mann mit den schweren Stiefeln und dem gelben Pullover gelten sollte.
    Er griff nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer der zuständigen Dienststelle des Geheimdienstes.

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    Kapitel 18
    »Du?«
    »Mhm.«
    Bo war förmlich in den Computer der Fotoredaktion gekrochen und wählte gerade Aufnahmen von dem Radrennen aus, das er zusammen mit Cecilie fotografiert hatte. Dicte wartete, gegen den Türrahmen gelehnt, aber Bo ließ sich sehr viel Zeit.
    »Kanntest du nicht mal einen polnischen Journalisten? Als du drüben warst, um die Wahl zu fotografieren.«
    Etwa eine Viertelsekunde lang hob er den Kopf und sah zu ihr, dann wandte er sich wieder dem Bildschirm zu. Vielleicht tat er das gar nicht demonstrativ, vielleicht war er tatsächlich so sehr damit beschäftigt, die richtigen Fotos zu finden und sie der Zeitung zu mailen. Für sie

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