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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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aber sah das verdächtig nach einer Bestrafung aus.
    Endlich war er fertig und sah sie an.
    »Lass mich das bitte noch einmal zusammenfassen, damit ich es auch richtig verstanden habe«, sagte er, und ein unheilverkündendes Kribbeln lief über ihren Körper wie kleine Insekten.
    »Zuerst fährst du zu der Wohnung eines gefährlichen Mannes, den sowohl die Polizei als auch der Geheimdienst beobachten. Dann beschattest du diesen Mann so dilettantisch, dass es einfach nur ein Riesenglück ist, dass du noch gehen und stehen |123| kannst. Und zwar, ohne jemandem ein Sterbenswörtchen davon zu erzählen, noch nicht mal mir.«
    Er holte tief Luft. Sie wollte etwas zu ihrer Verteidigung vorbringen, bekam aber keine Gelegenheit.
    »Und dann zum Teufel verfolgst du ihn auch noch weiter und riskierst Kopf und Kragen, um lediglich herauszufinden, dass er sich zufällig mit irgendwelchen Kumpels auf ein Bier trifft.«
    »Ich glaube nicht, dass es zufällig war«, warf sie schnell ein, aber er ignorierte sie.
    »Und jetzt willst du von mir – den du schön außen vor gelassen hast, wo du selbst auf Hochtouren läufst –, dass ich dir meine Kontakte serviere und dich mit Informationen füttere.«
    Er sah sie verwundert an. Der Bo, den sie kannte, war sehr weit weg, ersetzt durch Vorwürfe und den Versuch, sie zu bändigen, was sie schon immer gehasst hatte, ob er nun recht hatte oder nicht.
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte er. »Damit du mit dieser Info losstürmen und dein Leben erneut aufs Spiel setzen kannst, in deiner völlig falsch interpretierten Funktion als Meisterdetektivin?«
    Er sprang auf und lief im Zimmer auf und ab. Sie hasste es auch, wenn er wütend war.
    »Was ist bloß los mit dir? Nur weil du mit ein paar Fällen in Berührung gekommen bist und die Ehre hattest, sie zu lösen, meinst du das Recht erworben zu haben, dein eigenes Detektivbüro zu führen? Ist dir der Erfolg zu Kopf gestiegen?«
    Er blieb abrupt stehen, direkt vor ihr.
    »Kannst du nicht sehen, wie dumm das ist? Könntest du das nicht ein einziges Mal Wagner und seinen Leuten überlassen?«
    Sie sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Es war ein Fehler gewesen, ihn zu fragen. Er war außer sich gewesen, als sie ihm von ihrer Begegnung mit Arne Bay, oder wie er nun auch immer hieß, erzählt hatte. Natürlich hätte sie Bo nicht fragen können, in dem Punkt hatte er leider recht. Sie machte ihr eigenes Ding.
    »Entschuldige. Vergiss es.«
    |124| Sie verließ den Raum. Vielleicht hatte er eine größere Verteidigungsrede erwartet, aber sie hatte keine Kraft dafür. Stattdessen ging sie zurück in ihre Redaktion, wo ihre Kollegen geschäftig an ihren Plätzen saßen.
    »Kein Glück gehabt bei unserem alten Cowboy?«, fragte Holger Søborg, der ein Gehör wie ein Panther haben musste. »Dicte allein auf der Welt?«
    »Gegen die vielen doofen Windmühlen?«, kicherte Helle, die keine Ahnung hatte, worum es ging.
    Sie gab keine Antwort, sondern setzte sich an ihren Rechner und versuchte im Internet etwas über den Fall in Lublin herauszubekommen, das in der Nähe der Grenze zu Russland lag. Wagner war äußerst sparsam mit Informationen gewesen, als sie ihn zu der Geschichte in Polen befragt hatte. Sie hatte nicht mehr aus ihm herauslocken können, als dass die Vorgehensweise vor drei Jahren in Lublin identisch gewesen war mit der in Århus. Drei Jahre. Und vor zwei Jahren im Kosovo. Man konnte hier eindeutig von einem Muster sprechen, aber was stand dahinter? War es eine Organisation, eine Art Mafiarache, oder gab es andere Ursachen für die Tatsache, dass die drei Morde so übereinstimmten?
    Während sie in Google die verschiedensten Kombinationen von Lublin, Stadion und Mord eingab, wanderten ihre Gedanken zu der Situation, der sie in der Jægersgårdsgade beigewohnt hatte. Zum einen war da die dunkelhäutige Frau, zum anderen der Mann, der als gewalttätiger Rassist galt. Das passte für sie einfach nicht zusammen. Es stimmte, dass er dominant aufgetreten war und sie nahezu an sich gerissen und sie hart angepackt hatte. Aber dann hatte sie auch den Moment beobachtet, als er sie versonnen betrachtet und sie danach auf die Nasenspitze geküsst hatte.
    Sie überprüfte die Links, die auf ihre Suchanfrage hin angeboten wurden, aber davon schien nichts so richtig zu passen. Natürlich hatten die polnischen Medien darüber berichtet, aber dafür musste man leider die Sprache beherrschen.
    |125| Ihre Gedanken arbeiteten weiter, während sich die Szene

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