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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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waren. War das die Verbindung dieser drei Fälle? War da draußen ein Frauenhasser unterwegs oder gar eine Organisation, die handlungskräftige Frauen erniedrigen und der Welt exponieren wollte? Frauen, die meinten, sie würden etwas verändern können?
    »Wie hieß sie? Und womit hatte sie sich beschäftigt?«, fragte sie.
    Bo zögerte einen Moment, ehe er den Kopf zur Seite neigte und ihr antwortete.
    »Das Opfer ist in einem antirassistischen Netzwerk politisch aktiv gewesen, das ›Polen in der Welt‹ heißt.«
    Er sah sie eindringlich an.
    »Der Name ist übrigens Miro Jakobowski. Vergiss es. Nicht alle Opfer waren Frauen. Das aus Lublin war ein Mann.«

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    Kapitel 19
    »Du hast heute ein straffes Programm. Da kann man schon vom Zusehen Stress bekommen.«
    Sie saß vornübergebeugt über seinem Terminkalender. An ihrem Haaransatz befand sich ein weicher, blonder Wirbel. Er stand hinter ihr, so dass er nur die Hand ausstrecken musste, um |128| ihn zu berühren. Deshalb ballte er seine Hand zur Faust und drückte sie tief in seine Kitteltasche, nur um sicherzugehen.
    »Die Operation von Majken Rasmussen ist für 13 Uhr angesetzt. Ihre Mutter wird gerade für die Organentnahme vorbereitet. Sie war auf der C2, seit gestern«, sagte Lena Bjerregaard in ihrem wundervollen Singsang-Dialekt, den er so anziehend fand. »Tochter und Mutter liegen im selben Zimmer.«
    Sie sah hoch zu ihm. Waren das Tränen, die er in ihren Augen glitzern sah? Es schien eine dünn schimmernde Haut, etwas Weiches über ihren Augen zu liegen, die ihn vom ersten Augenblick an fasziniert hatten.
    »Das ist doch etwas Schönes, oder? Ein Organ zu spenden, meine ich. Man würde ja soundso alles für seine Kinder tun, aber trotzdem.«
    Janos Kempinski nickte.
    »Hast du Kinder?«
    Die Frage war ihm einfach so rausgerutscht, darum fügte er schnell hinzu: »Ich hab es nie geschafft. Die Arbeit und so.«
    Sie blinzelte, vielleicht ein wenig irritiert über dieses persönliche Detail. Er sollte sich an das Fachliche halten, das wäre bestimmt klüger.
    »Ich habe eine Tochter«, sagte sie. »Sie ist elf. Ich bin alleinerziehend.«
    Ihr schien die Unterhaltung unangenehm zu sein. Aber er hatte registriert, dass sie auf seine private Frage mit einem persönlichen Detail aus ihrem Leben geantwortet hatte. Vielleicht hatte er sich doch nicht komplett zum Idioten gemacht.
    »Das ist bestimmt schwer, alleinerziehend zu sein«, stotterte er.
    Sie senkte ihren Blick zurück auf den Terminkalender. Auf einmal klang ihre Stimme hektisch.
    »Aber Sille ist zum Glück schon groß. Das wird meine Arbeit in keiner Weise beeinträchtigen. Und meine Mutter kann sich auch um sie kümmern, wenn …«
    |129| Was hatte er da bloß angerichtet? Das ging in die völlig verkehrte Richtung.
    »Du darfst nicht glauben, dass ich … So war das gar nicht gemeint … Ich wollte nur sagen, dass …«
    Er stockte. Ihre Stimme hatte etwas Geschäftsmäßiges, als sie wieder sprach. Aber bevor sie weitersprach, hatte sie zu ihm hoch gesehen, und er konnte in ihrem Blick erkennen, dass er ihr leidtat, weil er keine normale Unterhaltung führen konnte, wenn er das fachliche Terrain verließ. Und auf dieses Terrain führte sie ihn mit sicherer Hand zurück.
    »Du hast ein Risikogespräch in der Ambulanz mit Peter Boutrup in einer halben Stunde, du weißt …«
    Er nickte. Sie hatten die Ergebnisse über die Durchblutung der Gefäße in den Beinen Des Besonderen Patienten erhalten, und es sah gar nicht gut aus.
    »Was hat der eigentlich …? Ich meine, er sitzt doch eigentlich im Gefängnis für irgendwas?« Sie errötete augenblicklich. »Entschuldigung. Das hat mich überhaupt nichts anzugehen.«
    »Er hat einen Mann erschossen.« Er hörte, wie sie nach Luft schnappte, aber sie sagte nichts. Das konnte er gut verstehen. Was sollte man auch dazu sagen? »Er ist wegen fahrlässiger Tötung verurteilt worden«, erläuterte er, obwohl auch er nicht viel mehr Informationen hatte. »Das bedeutet, dass es kein vorsätzlicher Mord war.«
    Sie nickte.
    »Boutrup hat angegeben, dass der andere seinen Hund erschossen hatte. Das Opfer, meine ich.«
    Er hielt inne. Er konnte es kaum fassen, dass er ihn praktisch verteidigte. Ein Totschlag war keine Bagatelle, vorsätzlich oder nicht, dachte er. Peter Boutrup hatte eine außerordentlich große Fähigkeit, sich Sympathien zu verschaffen, daran bestand kein Zweifel. Er war nicht der Einzige, der von der Persönlichkeit des Gefangenen

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