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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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Freundschaft aus, dass solche Fehltritte erlaubt waren. Gedanken und Worte hatten immer freie Fahrt zwischen ihnen gehabt, ohne dass sie vorher eine allzu strenge Zensur erfahren mussten. Und weder sie noch Anne waren leicht gekränkt oder besonders nachtragend.
    »Wie geht es euch denn? Seid ihr wieder gut hier angekommen, nach Grönland?«
    Sie hatten den Parkplatz fast erreicht. Dicte konnte selbst hören, wie gekünstelt und gepresst die Frage klang.
    Anne betätigte die Zentralverriegelung, und die Schlösser öffneten sich mit einem fröhlichen Geräusch, das so gar nicht zu der Situation passte.
    »Ganz okay.«
    »Nur okay?«
    Anne öffnete die Fahrertür und warf ihre Tasche auf den Beifahrersitz. Sie drehte sich zu Dicte um und gab ihr auch zur Verabschiedung nur einen flüchtigen Kuss, der leider die lange Umarmung von früher abgelöst hatte. Dicte blinzelte die Tränen weg und redete sich ein, ihr sei eine Fliege ins Auge geflogen.
    »Nur okay«, wiederholte Anne. »Grüß zu Hause.«
     
    Es hatte keinen Sinn, darüber traurig zu sein. Diesen Entschluss fasste sie, während ihr Wagen den Hügel an der alten Kirche von Skejby hinunter und Richtung Kasted rollte. Die Felder lagen Seite an Seite in diesem Grenzland zwischen Stadt und Land. Das Getreide war noch grün, mit einzelnen goldenen Tupfen dazwischen, und wartete darauf, dass der Sommer begann.
    |153| Wenn Anne zu mehr im Moment nicht in der Lage war, dann sollte der Frieden mit ihr sein. Sie würde eines Tages bestimmt eine Erklärung dafür erhalten. Bis dahin müssten sie beide sich mit dem Schatten begnügen, der einmal ihre Freundschaft war. Sie waren erwachsene Menschen. Sie hatten beide ein Leben, das sie lebten.
    Sie parkte neben Bos heruntergekommenem Wagen vor dem gelben Haus, das früher einmal eine Rockerburg gewesen war. Davon zeugten auch heute noch die Reste der Eisenpfähle, die in den Boden gerammt worden waren, um Unwillkommene hinter die hohen Palisaden zu verbannen, die einst das ganze Haus umgeben hatten. Sie bemerkte, dass eine weitere Fensterscheibe gesprungen war, und überlegte, ob sie nicht gleich neue Fenster einsetzen lassen sollte, statt jedes Glas einzeln auszutauschen.
    Sie öffnete die Tür und wurde von einem freudetaumelnden Svendsen empfangen, der wedelnd auf sie zugestürmt kam. Gefolgt wurde er von einem schwer stampfenden Bo, der die Doc Martens Stiefel trug, die sie bestellt hatte.
    »Oh, die stehen dir aber gut«, log sie.
    Er grinste.
    »Sieh es dir gut an. Denn es wird das letzte Mal sein, dass du mich die tragen siehst. Die sind so was von uncool und überhaupt nicht bequem.«
    »Aber sie senden deutliche Signale«, hob Dicte hervor. »Als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer ganz bestimmten Szene. Die sehen aus, als wären sie dazu geschaffen, im Takt zu marschieren.«
    Er beugte sich hinunter, zog die Stiefel aus und stellte sie beiseite. Svendsen steckte seine Schnauze erst in den einen, dann in den anderen Stiefel und schnupperte interessiert an dem Leder.
    »Das sind keine Signale, die ich gerne aussenden will.«
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Sie überlegte kurz, ob sie ihm |154| von Anne erzählen sollte, ließ es dann aber sein. Da sagte er plötzlich:
    »Vorhin hat ein Typ angerufen und wollte mit dir sprechen. Er klang sehr dringlich.«
    Sie hatte sich in die Hocke gesetzt und kraulte Svendsen die Brust, der regungslos dasaß, so als könnte die geringste Bewegung diesen Augenblick größter Wonne zerstören. Seine Augen ruhten auf ihrem Gesicht mit dieser fröhlichen Seligkeit, die nur ein Hund ausstrahlen konnte.
    »Wie hieß er denn?«
    Bo sah auf dem Notizblock neben dem Telefon nach.
    »Ein Peter Boutrup.«
    Sie stöberte in ihrem inneren Adressbuch, konnte aber nichts Passendes finden.
    »Keine Ahnung, wer das ist.«
    Bo riss den Zettel ab und reichte ihn ihr.
    »Okay, ich rufe ihn an«, sagte sie und hatte dieses Vorhaben bereits vergessen, als sie in die Küche hinausging, um dem Hund Fressen zu geben.

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    Kapitel 23
    Sie wollte bestraft werden, da war sie sich ganz sicher.
    Kiki Laursen saß in ihrem Wagen vor dem Hauseingang in der Jægersgårdsgade und überlegte, was sie tun sollte. Sie wartete schon seit einer halben Stunde, aber er war nicht aufgetaucht. Ein Nachbar hatte ihr erzählt, dass er bei der Arbeit war. Derselbe wusste ebenfalls zu berichten, dass ihn zwei Beamte abgeholt und drei Stunden später wieder zurückgebracht hätten.
    »In einem Streifenwagen?«, hatte sie

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