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Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman

Titel: Der Menschensammler - Dicte Svendsen ermittelt Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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haben noch nie was über das neue Gefängnis in Horsens gemacht«, schlug sie vor. »Jemand könnte sich das doch mal genauer ansehen, ob auch alles so reibungslos läuft wie geplant.«
    Sie sah Holger an, der zwar anbiss, allerdings nur mit einem zögerlichen Nicken, das ihr nicht gerade Spitzennoten für Originalität signalisierte.
    »Die Geschichte ist nicht neu. Wo soll der Aufhänger sein? Mal so auf den Punkt gebracht?«
    »Das ist eine gute Geschichte. Die Leute lesen gerne was über Gefängnisse«, widersprach sie. »Ich bin sogar der Meinung, dass eine bloße Beschreibung genügen würde. Aber gab es da nicht |230| Probleme mit den Angestellten? Irgendwas mit Machtkämpfen am Arbeitsplatz oder so?«
    Sie musste Holger eine Story machen lassen, obwohl seine Schreibkunst eher als mäßig einzustufen war. Darum hatte sie vor, Bos Fotos riesengroß aufzublasen und Holgers Text als Bildbeschreibungen einzusetzen. Aber diesen Kampf würde sie später ausfechten.
    Sie dachte an Peter Boutrup und seinen Alltag in Horsens. Was war er für ein Mensch? Hatte er Freunde, die alles für ihn tun würden? Oder war er nicht nur ohne Familie, sondern auch ohne Freunde? War er nicht in der Lage, andere Menschen an sich zu binden? Oder war er das genaue Gegenteil? Wie der berühmte Rattenfänger, der nur auf seiner Flöte aufspielen musste, und alle folgten ihm blind?
    Sie hatte zwar keine Lust, seinen momentanen Aufenthaltsort zu besuchen, aber die Neugier brannte dennoch in ihr. Es war nichts Verkehrtes daran, Holger und Bo auf eine Mission dort hinzuschicken und gleichzeitig einen Artikel für die Beilage rauszuschlagen.
    »Du wärst der perfekte Gefängniswärter, Holger.«
    Bo brummte seinen Kommentar aus den Tiefen des Sofas, wo er seine Nase in einem Comic vergraben hatte. »Wenn ich eines Tages hinter schwedische Gardinen muss, dann würde ich sofort den Verein für Gefangenenfürsorge anrufen und darum bitten, dich als meinen Wärter zu bekommen.«
    Er schenkte Holger sein charmantestes Lächeln.
    »Wären wir nicht ein wunderbares Paar?«
    »Okay, ihr beide habt den Zuschlag und vereinbart einen Termin in Horsens«, sagte Dicte, während Holger noch an einer passenden Replik arbeitete. »Helle, und von dir bekommen wir eine Geschichte aus der ›Mit Leib und Seele‹-Serie?«
    Helle nickte.
    »Ich habe nachher noch einen Termin mit einer Frau, die sich darüber beschwert hat, dass der Sarg ihres Mannes so lange in der Kapelle gestanden hat, bis er zu stinken anfing. Und das |231| nur, weil die Friedhöfe zu wenig Platz haben, um die Särge woanders zwischenzulagern.«
    »Gibt es jetzt etwa auch eine Warteliste für das Leichenhaus?«, fragte Bo und blätterte weiter in seinem Donald-Duck-Heft herum. »Was kommt als Nächstes? Dass wir stehend begraben werden müssen, damit mehr Platz geschaffen wird?«
    »Wir sollten uns zumindest nicht einäschern lassen«, warf Helle ein, die solche Pingpongspielchen mit Bo sehr liebte, für Dictes Geschmack ein bisschen zu sehr. »Nicht, wenn wir umweltbewusst sein wollen. Das wäre auch eine Geschichte wert: Wie viel CO 2 können wir einsparen, wenn wir ein grünes Begräbnis wählen.«
    »Ein grünes Begräbnis?«, wiederholte Holger entgeistert.
    »Na, wo man im Grünen liegt und nach und nach wieder eins wird mit der Natur«, erläuterte Helle und sah erst zu Holger und dann zu Bo, weil sie von dort ganz offensichtlich den nächsten Ball erwartete. Der kam auch wie bestellt:
    »Oder wenn man als GRÜNzeug im Krankenhausbett endet und beschlossen hat, Teile seines Körpers würdigen Empfängern zu spenden. Das kann man dann wirklich Recycling nennen«, war von hinter dem Comic zu vernehmen.
    Dicte sah auf die Uhr und stand auf.
    »Prima. Lasst uns loslegen. Ich fahre raus nach Ebeltoft zum Glasmuseum und schreibe was über den Einbruch von heute Nacht. Ich will versuchen, das auf eine allgemeinere Ebene zu ziehen, wie der Personalmangel bei der Polizei für die Aufklärung kleiner Delikte.«
    Sie wussten alle, dass des Bürgers »Freund und Helfer« nach der Polizeireform in bürokratischen Auflagen ertrank und man bemüht war, neue Strukturen zu schaffen. Sie hatten auch alle von dem Einbruch ins Glasmuseum von Ebeltoft gehört, bei dem Unikate von drei renommierten Glaskünstlern im Wert von mehreren Tausend Kronen gestohlen worden waren. Bo warf seinen Comic in den Zeitschriftenkorb auf dem Tisch und schwang die Beine vom Sofa.
    |232| »Natürlich ist es rein zufällig,

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