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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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Wahrheit gewesen. Nur ein kleiner Teil davon.
    »Es ist dieser Kurs, nicht wahr? Dieser böse Mann. Ich habe dir gesagt, dass du dich nicht auf ihn einlassen solltest.«
    »Nein«, sagte Alex, vielleicht zu abwehrend. »Das ist es nicht.«
    »Was dann?«
    Alex öffnete den Mund, wollte etwas sagen, ihrer Mutter erzählen, dass sie an diesem Morgen an einen Ort fliegen würde, an dem sie noch nie gewesen war, dass sie erst zum dritten Mal in ihrem Leben ein Flugzeug besteigen würde und das mit jemandem, der ihr noch fremd war, und dass sie zusammen ein zwanzig Jahre altes Rätsel lösen wollten. Es kam selbst ihr komisch vor.
    »Ich will nur, dass du weißt, dass ich euch liebe«, sagte sie. »Was auch immer geschieht, was auch immer mit mir ist, ihr sollt wissen, dass ich euch beide mehr als alles andere liebe.«
    Das Kinn ihrer Mutter zitterte, eine Träne floss ihr über die Wange. »Nun. Dein Vater ist sicher froh, dass du dir die Zeit genommen hast, nach ihm zu sehen.«
    Ihr Vater. Alex goss den Rest ihrer Ovomaltine aus und ging wieder zu ihm.
    Sie lehnte sich zu ihm hinab, nah an sein Ohr. »Ich komme in ein paar Tagen zurück zu dir, Daddy. Versprochen.«
    Er drehte sich schließlich um und sah sie an. Er lächelte wieder, seine Lippen waren aufgesprungen, die rote Haut darunter war zu sehen. Es war, als risse ihn der Krebs auseinander.
    »Es ist in Ordnung, Allie«, flüsterte er. »Alles kommt in Ordnung.«
    Dann war sie weg. Sie musste ein Flugzeug erwischen.
    Er wartete vor der Culver Hall auf sie, den Rucksack über der Schulter und die Notizzettel in der Hand. Er tippte nervös mit dem Fuß und murmelte etwas vor sich hin, als sie sich ihm von hinten näherte. »Kennst du die Veranstaltungen etwa noch nicht, Keller?«
    Er drehte sich zu ihr um. Sie sah seinen Augen an, dass er nicht geschlafen hatte. »Kann losgehen«, sagte er.
    »Denkst du, die anderen …«
    »Nein«, sagte er. »Nur wir. Wir sind die Einzigen, die mutig genug sind, es zu beenden.«
    »Oder verrückt genug.«
    Sie gingen zum östlichen Campus, wo Kellers Pick-up stand, um sie zum Flughafen zu fahren. Sie hatten ihr ganzes Geld zusammengelegt: fünfhundertachtzig Dollar; das würde gerade mal bis Sonntag reichen.
    »Alles okay?«
    Alex schaute auf. »Ja, ich denke nur nach.«
    »Hast du Angst?«
    Sie dachte über die Frage nach. Ging sie im Geiste durch und sagte mit einer Stimme so blass wie ein Flüstern: »Ja. Ja, das habe ich.«
    Und damit nahm Keller ihre Hand, und sie machten sich gemeinsam auf die Reise uns Ungewisse.
    27
    Kurz vor zwei Uhr verließen sie den Flughafen und stellten fest, dass der Winter in Iowa etwas anderes ist als der in Vermont. Die Kälte war schärfer, der Wind ungebremst. Sie schauten sich um und sahen nichts in der Ferne. Keine Bäume, keine Berge. Es war, als hätten sie und Keller ein Zimmer ohne Möbel betreten, eine Landschaft ohne Kontext. Fremde , dachte Alex. Hier sind wir Fremde .
    Im Wind fröstelnd folgte sie Keller zum Mietwagen. Es war ein kleiner Mazda, besser als das robuste kleine Auto ihres Vaters, das sie zu Hause in Jasper fuhr.
    »Mach ruhig«, sagte er, da er ihre Gedanken erriet.
    »Danke.«
    Er warf ihr die Schlüssel zu, und Alex setzte sich ans Steuer und schoss aus der Parklücke. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie er hektisch den Griff über dem Fenster packte.
    Sie fanden ein Ramada fünf Meilen vor Hamlet. »Da ist es«, sagte Keller und deutete mit dem Zeigefinger. »Unsere Einsatzzentrale.« Alex fuhr mit quietschenden Reifen von der Straße. Als sie anhielt, stürzte er von der Rückbank und küsste den Boden.
    Drinnen stapelten sie ihre Taschen auf einer Seite des Zimmers und nahmen die Bücher heraus, die sie vermutlich brauchen würden. Natürlich die beiden Fallows-Romane Die Windung und Die goldene Stille , aber auch einen Touristenführer über Iowa. Sie hatte sogar ein Buch mitgebracht, das sie morgens noch in der Fisk-Bibliothek gefunden hatte: Richard Aldiss’ Geist . Alex drehte es um und sah das Autorenfoto, den Mann im Gefängnis, sein Gesicht ausgezehrt, die Augen kalt und matt. In einem der Bücher sah sie vorn einen gezackten Zettel. Alex zog ihn heraus und las.
    Die beiden Rätsel sind eines. Viel Glück auf Ihrer Reise, Alex. Sie haben Teil an etwas enorm Wichtigem und haben fast das Ende erreicht. Sie sind fast da.
    Stanley Fisk
    Sie lächelte und steckte den Zettel in ihre Manteltasche, bevor Keller ihn sehen konnte.
    Nachdem sie ausgepackt hatten, legte

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