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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Lavender
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dem Kamin und lächelte kühl. Frank Marsden stand ihr gegenüber. Eine Hand bedeckte den grellen roten Striemen auf seiner Wange, wo die Schauspielerin ihn gekratzt hatte.
    »Lucy«, sagte Frank schwächlich. »Bitte.«
    »Erzähl es ihr, Frank. Erzähl ihr, was du uns erzählt hast.«
    Er seufzte und sagte: »Ich habe einige Zeit mit Daniel verbracht, im Sommer vor … du weißt schon. Ich bereitete mich auf eine Rolle vor, habe ein bisschen bei der NYPD recherchiert. Ich hatte das Gefühl, ihn besser kennenzulernen. Ich glaube aber nicht, dass einer von uns ihn damals wirklich kennengelernt hat.«
    Alex lehnte sich vor, konzentrierte sich auf seine Worte. »Was hat er dir erzählt, Frank?«, fragte sie fast atemlos.
    »Er hat gesagt …«
    »Sag es, Frank«, trieb Dekan Fisk ihn an. »Sag es ihr.«
    »Daniel hat mir erzählt, dass Aldiss ihn um einen Gefallen gebeten hatte. Zunächst dachte ich, es wäre irre, aber je mehr Daniel erzählte, umso mehr glaubte ich ihm. Wir waren auf der Upper East Side, fuhren in seinem Streifenwagen herum. Es war offensichtlich, dass er es loswerden wollte, dass er jemandem sein Geheimnis anvertrauen wollte.«
    »Was wollte Aldiss von ihm?«, fragte Alex.
    Frank sah sie an und sagte: »Der Professor wollte, dass er Nachforschungen über uns anstellt, Alex. Er wollte, dass Daniel uns überprüft, etwas Negatives über uns herausfindet. Er war davon überzeugt, dass einer aus dem Abendkurs die Seiten gewechselt hatte.«
    Alex sah den bekannten Fernsehschauspieler und alten Freund an. Die Bedeutung dessen, was er soeben gesagt hatte, bedrückte sie. Konnte sie Frank trauen, oder machte er ihr was vor, um sie aus der Fassung zu bringen?
    Die Tür öffnete sich, und Black erschien. Er bat Sally Tanner zu sich, und die Witwe folgte ihm widerwillig in den Flur. Der junge Polizist machte die Tür hinter Black zu und schloss sie mit einem schweren Klack ab.
    Alex sah sich im Zimmer um. Einer der hier Anwesenden , dachte sie wieder, ist ein Mörder.
    30
    Rice hatte Schwierigkeiten, das kleine Haus zu finden. In all seinen Jahren in Jasper hatte er Aldiss nie da draußen besucht, auch wenn das Haus nur wenige Meilen vom Campus entfernt lag. Er sagte sich, dass er zu viel zu tun hatte, zu viele Veranstaltungen. In Wahrheit hatte er Geschichten über den Professor gehört, Geschichten, die ihm eine Gänsehaut einjagten.
    Er verfuhr sich in einer Stadt namens Burnaway und hielt an, um einen alten Mann an einer Tankstelle zu fragen. Der Mann bestand nur aus hohlen Wangen und sehnigen Muskeln, und Rice hielt sich etwas entfernt, damit er ihn nicht riechen musste. Dieser Teil von Vermont war ihm unbekannt. Er wäre lieber an der Küste gelandet, vielleicht in Harvard. Es konnte doch nicht so schwer sein, dort eine Professur zu erlangen, nicht wenn Leute wie Shipley es schafften. Der Mann schmierte etwas auf seine Windschutzscheibe, wischte es weg, und das Glas wurde blau.
    Rice wusste, dass er sich einschmeicheln und sich auf das Niveau des alten Mannes hinabbegeben musste. Er bemühte sich, einfacher und lockerer zu sprechen, und spürte schmerzhaft die Überlegenheit durch seine Adern pochen.
    »Sagen Sie mal, der Professor, wo wohnt der denn?«, fragte er den Mann. »Wird langsam spät, und ich muss bald zum Campus zurück. Ich dachte, ich könnte doch mal sehen, ob ich …«
    »Sie meinen Aldiss. Die Grinsebacke.«
    »Ja, genau.«
    Der alte Mann wrang zu seinen Füßen Wasser aus, dann wischte er die andere Seite des Wagens. Rice schnappte den Geruch auf – Tabak und Schweiß und Hitze. Er hätte auch gut und gern den Rest seiner Tage in Jasper verbringen können, ohne sich das hier anzutun. Aber er hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Heute Morgen hatte es einen zweiten Mord gegeben. Seine Zeit lief ab, die Zeit von allen. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte und etwas Scharfes ausstieß.
    »Nehmen Sie die Route 2«, sagte der alte Mann. »Genau an der roten Scheune in Mansfield, da hört die Straße auf. Fahren Sie den Feldweg den Hügel hinauf, und Sie werden es in der Ferne sehen. Ein kleines Haus am Waldrand da oben. Aber seien Sie vorsichtig.«
    »Vorsichtig?«
    »Dieser Aldiss ist ein fieser Kerl. Die Leute reden über ihn. Das tun sie die ganze Zeit.«
    Rice dankte dem Mann und fuhr auf demselben Weg fort, auf dem er gekommen war. Die alte Straßenkarte lag zerknüllt auf dem Sitz neben ihm. Er stellte sich vor, wie er den Professor zu Black führen würde, wie er ihn durch

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