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Der menschliche Makel

Der menschliche Makel

Titel: Der menschliche Makel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Roth
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»Loyalität schafft man im Arsch.«
    »Dabei bin ich mir nicht mal sicher, ob sie das zum Schweigen gebracht hätte. Ich weiß nicht, ob es überhaupt möglich wäre, sie zum Schweigen zu bringen. Hier geht es schließlich nicht um Zungengymnastik, sondern um ein großes Mundwerk.«
    »Trotzdem musst du zugeben, dass dieses Mädchen mehr über Amerika enthüllt hat als irgendjemand anders seit Dos Passos.
    Sie hat dem Land ein Thermometer in den Arsch gesteckt. Monicas USA .«
    »Das Problem ist, dass sie von Clinton dasselbe gekriegt hat wie von allen anderen Männern. Von ihm wollte sie aber was anderes. Er ist der Präsident, und sie ist die Liebesterroristin. Sie wollte, dass er anders war als der Lehrer, mit dem sie mal was hatte.«
    »Ja, seine Nettigkeit ist ihm zum Verhängnis geworden. Interessant. Nicht seine Brutalität, sondern seine Nettigkeit. Dass er sich nicht an seine, sondern an ihre Regeln gehalten hat. Sie beherrscht ihn, weil er es so will. Weil er das braucht. Aber das ist völlig falsch. Weißt du, was Kennedy ihr gesagt hätte, wenn sie gekommen wäre und um einen Job gebeten hätte? Weißt du, was Nixon ihr gesagt hätte? Harry Truman und sogar Eisenhower hätten ihr dasselbe gesagt. Der General aus dem Zweiten Weltkrieg hat gewusst, wie man es anstellt, nicht nett zu sein. Sie hätten ihr gesagt, dass sie ihr nicht nur keinen Job geben würden, sondern dass ihr für den Rest ihres Lebens auch niemand anders einen Job geben würde. Dass sie nicht mal mehr Taxifahrerin in Horse Springs, New Mexico, werden würde. Nichts . Dass die Praxis ihres Vaters sabotiert und er selbst ebenfalls arbeitslos werden würde. Dass ihre Mutter nie mehr einen Job kriegen würde, dass ihr Bruder nie mehr einen Job kriegen würde, dass niemand in ihrer ganzen Familie noch einen Cent verdienen würde, wenn sie es wagen sollte, auch nur ein einziges Wort über diese elf Schwanzlutschereien zu verlieren. Elf. Nicht mal ein volles Dutzend. Ich finde, weniger als ein dutzendmal in zwei Jahren macht sie nicht gerade zur Mae West des Weißen Hauses, oder?«
    »Seine Vorsicht, seine Vorsicht ist ihm zum Verhängnis geworden. Absolut. Er hat die Sache gehandhabt wie ein Anwalt.«
    »Er wollte ihr kein Beweismittel geben. Deswegen wollte er nicht abspritzen.«
    »Und damit hatte er auch recht. In dem Augenblick, wo er abgespritzt hat, war er erledigt. Sie hatte, was sie wollte. Eine Probe. Sein noch dampfendes Sperma. Wenn er sie in den Arsch gefickt hätte, wäre der Nation dieses schreckliche Trauma erspart geblieben.«
    Sie lachten. Es waren drei.
    »Er hat sich nie ganz hingegeben und hatte immer ein Auge auf die Tür. Er hatte sein eigenes System. Und sie hat versucht, den Einsatz zu erhöhen.«
    »Macht das die Mafia nicht genauso? Man gibt jemandem etwas, über das er nicht sprechen kann, und dann hat man ihn.«
    »Klar. Man verwickelt ihn in eine gemeinsame Übertretung und macht ihn so zu einem Komplizen.«
    »Dann ist Clintons Problem also, dass er nicht verdorben genug ist.«
    »Ja, absolut. Und harmlos.«
    »Das ist das genaue Gegenteil von dem Vorwurf, er sei verwerflich. Er ist nicht verwerflich genug.«
    »Selbstverständlich. Wenn man schon solche Sachen macht, warum dann eine Grenze ziehen? Das kommt einem doch ziemlich gekünstelt vor, oder?«
    »Wenn man eine Grenze zieht, zeigt man, dass man Angst hat. Und wenn man Angst hat, ist man erledigt. Dann ist der Untergang nicht weiter entfernt als Monicas Handy.«
    »Er wollte nicht die Kontrolle verlieren. Erinnert ihr euch? Er hat gesagt: ›Ich will nicht von dir abhängig sein. Ich will dir nicht hörig sein.‹ Ich finde, das klingt wahr.«
    »Ich finde, es klingt einstudiert.«
    »Das glaube ich nicht. So, wie sie es in Erinnerung hat, klingt es wahrscheinlich einstudiert, aber ich glaube, die Motivation ... Nein, er wollte keine sexuelle Abhängigkeit. Sie war gut, aber sie war ersetzbar.«
    »Jede ist ersetzbar.«
    »Aber du kennst seine Erfahrungen nicht. Er hat sich nie mit Huren und so abgegeben.«
    »Kennedy schon.«
    »Ja. Die harten Sachen. Was Clinton getan hat, ist was für Schuljungen.«
    »Ich glaube, da unten in Arkansas war er nicht gerade ein Schuljunge.«
    »Nein, aber in Arkansas hat das Verhältnis gestimmt. Während es hier völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Und das muss ihn verrückt gemacht haben. Er ist Präsident der Vereinigten Staaten, er hat zu allem Zugang, aber er kann es nicht berühren. Das war die Hölle. Besonders mit

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