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Der Messingmann

Der Messingmann

Titel: Der Messingmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Hand zu nehmen, erhaschte er einen kurzen Eindruck von zwei messingfarbenen Augenlidern, die aufklappten und Obsidianaugen freilegten.
    »Was für eine hübsche Maschine du bist, Mr. Crane. Aphran hatte ja solchen Respekt vor dir!« Der Mann legte den Kopf auf die Erde, sodass der Blick der Obsidianaugen zum Himmel wies, und nahm die Hand weg. Die Augen schlossen sich.
    Bald entdeckten Marlen und Inther einen schweren, aufgerissenen Rumpf, an dem noch ein Bein hing; das Ding war so schwer, dass sie beide zupacken mussten, um es aus der Grube zu zerren. Dann folgten das zweite Bein und ein Arm. Als sie weitergruben, legten Marlen und Inther kleinere Bauteile frei sowie Splitter von Speicherkristallen. Der Entführer wurde jetzt ungeduldig. Den Blick auf den Scanner gerichtet, marschierte er in der Umgebung herum und kehrte schließlich zu den beiden anderen zurück, ganz offenkundig verärgert. »Ein Arm fehlt!«, knurrte er.
    Die beiden Gräber starrten benommen zu ihm hinauf. Dann bückte sich Marlen, hob einen weiteren Brocken Speicherkristall auf und legte ihn an den Rand des Lochs. Der Entführer richtete den Blick darauf und lächelte unvermittelt. »Findet alles davon.« Er wandte sich ab und ging zu den ausgelegten Stücken des Androiden hinüber. Während Marlen weitergrub, stellte er fest, dass der letzte Befehl nicht mehr so hart durchgesetzt wurde, da andere Dinge ihren Entführer beschäftigten, und so konnte Marlen wachsam verfolgen, was alles geschah.
    Der Entführer kniete sich vor die Stelle, wo Bein und Leiste zusammentrafen. Er packte das Bein mit einer Hand, streckte die andere aus und kippte den Rumpf so, dass der noch daran hängende, freiliegende Keramalschenkelknochen vom Boden angehoben wurde. Dann schob er die äußeren Beinschichten zurück über diesen Knochen, bis sie fast wieder in der richtigen Position waren. Es gelang ihm jedoch nicht ganz, denn aufgerissenes Metall, zerrissene Optik und verbogene mechanische Bindeglieder an der Bruchstelle behinderten ihn. Er senkte den Rumpf wieder auf den Boden und wandte sich dem Arm zu, mit dem er nicht mehr anfangen konnte, als ihn dicht an die Stelle heranzuschieben, wo er abgerissen worden war. Kugelgelenke, die unter dem Kopf hervorstanden, rasteten mit hörbaren Klicklauten im Hals ein. Mit glückseligem Gesicht steckte der Mann jetzt die Hand in die aufgerissene Brust und schloss seine Augen. Sofort schien seine
    Haut grau zu werden, und etwas Schwarzes und Insektenhaftes bewegte sich darunter. Er zuckte, und der auf der Erde liegende riesige Messinggolem zuckte ebenfalls. In der Lücke zwischen Messingschulter und Arm konnte Marlen Andeutungen von glitzerndem Schlängeln erkennen, ehe sich der Arm an die Schulter heftete und die Lücke abgedichtet wurde.
    »Bringt die übrigen Bestandteile her«, befahl der Entführer.
    Marlen kletterte aus dem Loch, hob den Haufen verformtes Metall auf und trug ihn hinüber. Als er das Zeug neben dem Golem ablegte, stellte er fest, wie sich wirbelnde, tentakelhafte Bewegung von der Hand des Mannes in die Brusthöhle des Golems ausbreitete. Marlen ging zurück, um die Kristallstücke einzusammeln. Als er mit ihnen zurückkehrte, geschah es gerade noch rechtzeitig, um den Entführer zurückweichen zu sehen, während die Hand weiter in der Brust des Golems steckte und dieser selbst aufstand. Der Mann zog die Hand heraus, blickte auf den verformten Schrott hinab, schnaubte und beförderte ihn mit einem Fußtritt zur Seite. Wortlos gab er Marlen zu verstehen, er solle die Kristallsplitter auf einen nahen Stein legen. Da er keine weitergehenden Befehle erhalten hatte, blieb Marlen dort stehen und sah sich an, wie sich der Mann hinhockte und die Splitter wie ein kompliziertes Puzzle sortierte.
    »Noch mehr Teile müssen zu finden sein. Grabe weiter.«
    Ehe die Anweisung ihn voll in den Griff bekam, brachte Marlen noch die Frage hervor: »Wer… was… sind Sie?«
    Der Mann blickte angesichts dieser Widersetzlichkeit überrascht auf und verhinderte irgendwie, dass der Befehl von Marlen Besitz ergriff, sodass dieser stehen bleiben konnte.
    »Ich bin - nur ein Mann, der eine wichtige Arbeit zu leisten hat. Es ist ohne Bedeutung, wenn du weißt, wer ich bin, und recht bald wird die ganze Polis meinen Namen kennen lernen. Ich bin Skellor. Du solltest jetzt lieber wieder graben, denn dein Gefährte wird dir bald nicht mehr sonderlich helfen können, dieweil ich seinen Arm benötige.«
    Marlen drehte sich um und ging

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